Etwas ist anders als ich von der Arbeit nach Hause komme.
Es ist still.
Anna sitzt versunken über Harry Potter/Teil 7. Die Katze schnurrt, sonst hört man nichts.
Karla und Julius sind verabredet, der Gatte ist arbeiten, Lina bei ihren Eltern.
Stille.
Das Krähenbuch ist weg, aber ich finde das angelesene Buch “Die Asche meiner Mutter” von Frank Mc Court.
Ich habe jenes Buch für 50 Cent auf dem Flohmarkt erstanden. Die Verkaufende konnte nicht verstehen, das ich für diesen Spottpreis nicht noch mehr Bücher mitnahm. Mein Kommentar, das mir das Buch schon was sagen müsse, so wie dieses eben, liess sie einen ungläubigen Blick auf mich werfen.
Das Buch zur Hälfte angelesen, nehme ich nun wieder in die Hand und
folge Anna in Richtung England ,um nach Irland weiter zu reisen, in die Zeit zwischen 1930 und 1940.
Ich beobachte wie Frank Mc Court,(ebenso alt wie Anna jetzt), im nassen maroden Haus Flöhe jagt und im obersten Stockwerk , (dass sie Italien nennen, weil es dort warm ist,) abwartet bis der Schrei des nächsten Neugeborenen Geschwisterchen von unten ertönt. Geburt und Tod sind allgegenwärtig, drei Geschwister hat Mc Court Kinder bereits verloren. Deshalb wird das Neugeborene schnell getauft, denn ungetaufte und Protestanten kommen nicht in den Himmel. Mc Court versteht die Strenge Gottes nicht, denn schliesslich können Babys ja nichts dafür.
Trotz der armen, trostlosen Verhältnisse bringt Mc Court mich mit manchen Geschichten zum Lachen.
Seine ersten Jobs um die Familie über Wasser zu halten, enden stets in einem Fiasko. Einmal trägt er Mittagessen aus und stellt fest das der Topf am Ende des Weges leer ist. Auch Hunger ist allgegenwärtig. Sein zweiter Job als Vorleser endet als der buddhistische Hund des alten Mannes ( der dem er vorlesen sollte) eine katholische Nonne beißt.
Der Alte kommt ins Altersheim, der Hund wird eingeschläfert. Frank dessen Vater arbeitslos und Alkoholiker ist , lässt die Kinder nachts strammstehen (meist ist er dann im Vollrausch) und Lieder für Irland singen. Geloben müssen sie, dass sie bereit wären für Irland zu sterben.lWie entsteht Resilienz?
Als ich Anna eine lustige Stelle vorlesen will , schüttelt sie abwesend den Kopf:” nicht jetzt”, sagt sie , und murmelt etwas von Hochzeit und spannend.
Irgendwann knallt sie das Buch auf Seite 150 zu und sagt .” Hausaufgaben, kannst du mir helfen?Wir sollen ein Wortfeld erstellen zum Thema Angst, außerdem schreiben wir einen Test in Englisch.”
Das Thema Wortfeld habe ich in ihrem Hefter gesehen und bitte sie den Hefter zu holen. Das aber will sie nicht, ich soll es ihr erklären. Das will ich nicht, auch weil ich es nur ansatzweise kann(vermutlich ist es ein Cluster oder?) Ich hätte Spaß daran es mit ihr zusammen zu erarbeiten, aber Anna die eben noch ruhig und versonnen im Sessel saß,ist zur Furie verwandelt.
“Es sind deine Hausaufgaben, sage ich ruhig, du kannst es auch googlen. Ich hätte dir gern geholfen, aber nicht so.” Und wenn dir Harry Potter nicht gut tut, dann lies was anderes. Ich beschliesse , gleich nach dem Blogeintrag die Hochzeit nachzulesen.
Also ich bin aus Irland wiedergekehrt und still ist es auch erneut. Anna ist im lautlos Schmollmodus.
Wortfeld Angst: mein Wortfeld:
Angst das das jetzt noch Jahre so weitergeht, selbst die Vorpubertät ist schlimmer als ich dachte.(fängt der Umbau im Gehirn schon so früh an,?)
Angst das diese stillen Momente die Ausnahme bleiben.