Unter´m Messer in Kota Bharu – Malaysia

Ich betrete den Barber-Shop „Azim”. Ein kurzer Blick in die Runde zeigt mir, dass noch zwei Männer vor mir dran sind. Ich setze meinen Rucksack ab und mich selbst auf die Ecke der Sitzbank. Da ich der einzige Bule (Weisse) bin, startet schon nach kurzer Zeit ein gewohntes Gespräch mit meinem Nachbarn. Wo komme ich her, bin ich verheiratet, warum spreche ich Malayisch…? Ich verkrieche mich so schnell es geht – ohne unhöflich zu erscheinen – in meinem mitgebrachtem Buch und warte.

Ich bin dran, stehe auf und lasse mich im Barbierstuhl nieder. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn ein komplett fremder Mann mit einem Messer an Deinem Hals herumfummelt. Das kann ich Euch sagen. Doch jetzt noch zu kneifen wäre peinlich. Also Augen zu und durch.

Zehn Minuten und etliche Schweisstropfen später ist es vorbei. Ich bestaune mein neues Gesicht im Spiegel. „Super Job! Vielen Dank!” Ich drücke dem Barbier meines Vertrauens umgerechnet einen Euro in die Hand und bin schon an der Tür, als mich ein weitere Insasse unvermittelt fragt, ob ich Muslim sei.

„Nein, wieso?” sage ich, „Nur weil ich einen Bart habe und einen Sarong trage?”

„You look like Osama bin Laden!”

Ich hebe mein T-Shirt etwas an. „No bomb! See!”

– Gelächter.

Jetzt erstmal was zu Essen. Nahtoderlebnisse machen mich immer hungrig.

Der nächste Foodcourt ist ein paar Meter die Straße runter. Ich inspiziere die verschiedenen Alternativen und freunde mich mit einer Pekingente mit Reis und Grünzeug an. Der Foodcourt ist relativ leer. Ich habe einen Tisch für mich alleine und so kann ich mich voll und ganz auf mein Essen konzentrieren. Die einzigen, die mich anstarren, sind das Königspaar, welche hoch oben auf einer Leuchtreklame die Szenerie überblicken. Ihr Foto oder Gemälde ist in fast jedem Geschäft in Malaysia zu finden und ich habe den Eindruck, dass die Malayen sehr stolz sind auf ihre Hochwohlgeborenen. Zu recht, sie scheinen einen guten Job zu machen.

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Die Ente ist lecker, der Kohl mit zu viel Knoblauch versetzt, aber das soll ja gesund sein. Neben mir zerkaut eine knautschige Omi ein paar Tabletten und macht dazu lüsterne Schmatzgeräusche, während ich versuche, der Hintergrundmusik zu lauschen.

Die Mischung könnte nicht experimenteller sein. „There is a house of rising sun”, etwas aus „Mary Poppins” und kurz bevor sich meine Ohren aus Selbstschutz schließen eine chinesische Version von „Die Schöne und das Biest” mit einer Donald Duck ähnlichen Stimme.

Zum Essen gibt es Eistee, den ich ausdrücklich ohne Zucker bestellt habe. Dennoch konnte die Bedienung nicht widerstehen, ein bisschen davon hineinzuschmuggeln.

Rasiert, satt und zufrieden mache ich mich auf in Richtung WIFI-Café. Das Wochenende ist eingeläutet.

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