(...) Unter besonderem politischen Schutz – also von prominenten Linkspartei- und SPD-Politikern – stehen die Mieter einer kleinen Siedlung aus den sechziger Jahren nahe dem Kollwitzplatz. Die Siedlung ist nicht schön, aber die Häuser sind saniert, die Wohnungen preiswert: 300 Euro Kaltmiete für 56 Quadratmeter. Viele Mieter leben schon lange dort und wehren sich gegen Pläne des Besitzers, 20 der 110 Wohnungen abzureißen, Dachgeschosswohnungen aufzusetzen, eine Tiefgarage zu bauen und einen Neubauriegel zur Straße zu errichten. Der Direktkandidat der Linkspartei, Stefan Liebich, engagiert sich für die Mieter, auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der im vergangenen Herbst sein Mandat an Liebich verlor, sagte Unterstützung zu – um dem stärker werdenden Verwertungsdruck zu trotzen. Während Thierse den Stadtrat von der Linkspartei kritisiert, greift der die Stadterneuerungspolitik der SPD an: Sie ziele auf „Mobilisierung privaten Kapitals für die Modernisierung“. (...)
Aus: "Warm, aber sexy" von Mechthild Küpper, F.A.Z. 10.9.2010