Untenrum frei | Margarete Stokowski

Untenrum frei | Margarete Stokowski

Titel: Untenrum frei

Autor: Margarete Stokowski

Format: Taschenbuch

Preis: 12,00 €

Seitenzahl: 256 Seiten

Verlag: Rowohlt

ISBN: 978-3-499-63186-3

Bewertung: 5 Sterne

Inhalt

Margarete Stokowski ist Autorin und Spiegel-Online Kolumnistin. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist als Mädchen in Deutschland aufzuwachsen. Sie beschreibt ihren Aufklärungsunterricht, der mehr als nur große Lücken hinterließ. Erzählt von traumatischen Gewalterlebnissen, von Sex und Liebe. Mit ihren Essays will sie aufzeigen, dass die Geschlechtergerechtigkeit noch immer entfernt ist.


Durch die Challenge #WirLesenFrauen bin ich auf die Autorin Margarete Stokowski aufmerksam geworden und habe nun endlich ihr Buch „Untenrum frei“ gelesen. Feminismus muss in unser aller Köpfe endlich Gestalt annehmen, damit die Gleichberechtigung aller Menschen nach und nach gelingen kann. Margarete Stokowski gelingt es mit ihrem Buch die Aufmerksamkeit auf den Feminismus zu lenken und durch ihren Schreibstil, der zwischen locker und leicht, derbem Humor und wichtigem Faktenwissen gekonnt wechselt, macht sie es ihren Leser*innen leicht sich für das Thema zu erwärmen.

„Der Feminismus erklärt mir nicht, warum der Bus nicht auf mich wartet. Aber er erklärt mir, warum ich mich für mein Zuspätkommen entschuldigen werde, auch wenn ich nicht schuld war, sondern der Bus zu früh gefahren ist. Er erklärt mir, warum viele der Frauen, die ich kenne, sich auch noch entschuldigen würden, wenn sie von einem Meteoriten getroffen werden.“ (S. 43)

In sieben Kapiteln wird nicht nur die Lebensgeschichte der Autorin thematisiert, sondern auch Themen angesprochen, die alle Leser*innen interessieren können. Es geht um unterschiedliche Rollenbilder, die als Kind manifestiert werden. Die Pubertät und das Erwachsenwerden sind ebenfalls Thema. Außerdem auch Sex, der uns Menschen ständig umgibt und nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene beeinflusst. Es geht auch um sexuelle Freiheit, Unsicherheiten, Ungerechtigkeiten und Gewalterlebnisse. Doch auch die Liebe und Vielfalt kommt nicht zu kurz.
Die Aufteilung und Reihenfolge der Essays im Buch finde ich toll und gut gewählt. Man bekommt einen Eindruck darüber, wie Stokowski aufgewachsen ist und was sie geprägt hat. Wie sie zum Feminismus und ihrem Kampf für Gleichberechtigung gekommen ist und sie klärt auf, wie man selbst diesen Weg einschlagen kann und letztlich auch muss, um für Gleichberechtigung sorgen zu können.

Dabei hilft vor allem ihr lockerer und leichter Schreibstil. Sie vermittelt die Inhalte, die sie bewegen mit einer ordentlichen Portion derbem Humor, der mir mehr als einmal ein lautes Lachen entlockt hat. Es macht Spaß den Gedanken von Stokowski zu folgen und ihr Buch hat mich ordentlich zum Nachdenken gebracht, denn man kann sich sehr gut mit ihren Berichten identifizieren und auf das eigene Erleben übertragen. Wie war es, als ich selbst ein Kind oder Jugendliche war? Wie wurde ich großgezogen, welche Stereotypen wurden mir auferlegt und habe ich mich daraus befreit oder ist es noch immer so, dass ich mich in diesen Rollenbildern und -vorstellungen verliere? Was hat Sex und die Darstellung von Sex für Bilder in meinen Kopf projiziert? Wie habe ich mir als Jugendliche Sex vorgestellt? Und dann natürlich die Erkenntnis: von diesen verqueren Darstellungen aus Magazinen und dem Fernsehen ließ ich mich beeinflussen. Und tue es noch. Nicht im Bezug auf Sex, jedoch im Bezug darauf, wie eine Frau, wie ich, auszusehen habe. Der perfekte Beach-Body, die perfekten Haare, der perfekte Eyeliner, usw… Es gibt so vieles, worüber man aufklären und sprechen sollte. Nicht nur mit jungen Mädchen, sondern auch mit Jungs. Es muss ein Gefühl für die Werbung, das Fernsehen und Social Media entstehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen wissen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und „Untenrum frei“ kann hierbei ein gutes Beispiel geben. Es klärt auf, öffnet Augen und regt zum Nachdenken an.

„Untenrum frei zu bedeutet Freiheit im sexuellen Sinne. Es bedeutet zu wissen, was uns gefällt und was wir uns wünschen, und es bedeutet uns das Begehren zu erlauben, das in uns ist – immer so weit, dass die Freiheit der anderen respektiert bleibt. Obenrum frei zu sein bedeutet Freiheit im politischen Sinne: frei von einengenden Rollenbildern, Normen und Mythen.“ (S. 143)

Fazit

Margarete Stokowski hat mit „Untenrum frei“ einen Essayband veröffentlicht, der klug, witzig und unglaublich wichtig ist. Seite um Seite klärt sie mit ihrer lockeren Art auf ohne die Ernsthaftigkeit der Thematik aus den Augen zu verlieren. Man erkennt, was im eigenen Leben schief gelaufen ist und wie man sich davon befreien kann. Stokowski macht klar, dass man sich diesen veralteten Vorstellungen nicht mehr unterordnen soll, dass alle gemeinsam, unabhängig vom Geschlecht, dem Feminismus anhängen sollten, um für Gleichberechtigung und Gleichheit zu sorgen. Eine große Empfehlung! Ihr zweites Buch werde ich definitiv auch noch lesen!


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