Den kiloschweren Rucksack mit Großformat-Konvolut bestückt, durch Indien zu wandern, ist sicher nur was für Nerds. Bei jedem Security-Check diverser Einsteige- und Umsteige Flughäfen werde ich zum Referent analoger Großformatfotografie und selbst der indischen Einlasskontrolle am Taj Mahal musste ich glaubhaft darlegen, dass ich ein verrückter Spinner bin. Ja, ich fotografiere auf Großformat und nehme diesen ganzen Irrsinn auf mich, weil: Ich weiss es nicht.
Meine 4×5 Jackie nebst 2er Grafmatic-Kassetten, einen Dunkelsack (falls was ist), Drahtauslöser, 2 Filmboxen (1xFarbdia, 1x s/w) sowie ein Belichtungsmesser auf dem Buckel tausende Kilometer durch die Welt zu schleppen, um am Ende gerade mal 6 Fotos damit zu schiessen, zeugt von Realitätsverlust und ja – ich stelle mir unterwegs oft selbst die Frage, warum ich nicht einfach wie alle anderen fotografieren kann. Dabei hört der ganze Schiss ja mit dem Fotografieren nicht auf! Das belichtete Material, will geschützt von Hitze und Staub, lichtdicht wieder zurück nach Hause, wo ich zum Alchemist mutiert, diverse Chemikalien stundenlang auf exakt 38°C temperiere, um die Filme in verschiedener Dauer darin zu baden. Hm, ich bin noch nicht fertig! Scannen. Großformat-Dias ordentlich zu scannen, ist ein Prozess, der mich jedes mal an den Rand emotionaler Zusammenbrüche bringt. Dateigrößen, die den Rechner in die Knie zwingen und mir stoische Geduld abwringen, zu der ich mitnichten bereit bin. Und ist das Bild dann endlich im Rechner… Staub, Staub, Staub… “Reparaturpinselwerkzeug-my-Ass”
Ich bekomme fast täglich Mails von verehrten Lesern, die mir mit Freude mitteilen, dass sie sich nun – durch mich motiviert – in der Großformat-Fotografie versuchen werden und mich nach Tipps fragen. Ich will an dieser Stelle gern einen wirklich guten Tipp geben: Lasst es! Es macht keinen Sinn! Ihr haltet das nur durch, wenn ihr irgendeinen ungesunden Wurm im Kopf habt.
“Taj Mahal” auf 4×5: