Wiedereinmal sitze ich in der Bahn. Der Zug ist überfüllt. Menschen kommen und gehen. Es ist ein sonniger Tag, für diesen Sommer etwas untypisch. Die Leute genießen es, wollen es ausnutzen und es verbreitet gute Laune. Ich höre Musik und betrachte zufrieden meine Umgebung.
Der Zug wird plötzlich langsamer und kommt zum stehen – „Unfall mit Personenschaden“.
Was heißt das genau? Was meinen sie mit Personenschaden? Die nette Dame vor mir, sieht mein verdutztes Gesicht und sagt gelassen „ Selbstmord/ Suizid“. Neugierig und zugleich geschockt versuche ich von meinem Fenster aus etwas zu sehen. Vergeblich. Zehn Minuten später fährt der Zug weiter. Auf den Gleisen lag jemand mit einem weißen Tuch bedeckt. Ich hielt inne – meine Musik ausgeschaltet – versank in Gedanken. Meine Umgebung änderte sich kein bisschen. „Friede, Freude, Eierkuchen“ wie man so schön sagt.
Doch, ist es nicht seltsam: Wir leben unser Leben, es läuft gut und ja manchmal hat man auch seine Tiefen. Wir setzen uns Ziele, setzen uns Vorsätze für die Zukunft, machen uns Gedanken wie unser Leben am besten weiterlaufen könnte und erstellen einen Plan A, Plan B oder Plan C, während andere sich überlegen wie sie ihr Leben so schnell wie möglich beenden können. Während andere das träumen aufgegeben haben, ihre Ziele für sie unerreichbar sind, Plan A, Plan B oder C nicht aufzugehen scheinen. Während wir unseren Sinn im Leben gefunden haben und etwas bestimmtes anstreben und für andere rein gar nichts mehr einen Sinn macht. Und das obwohl wir in der gleichen Gesellschaft leben, doch eine Gesellschaft hat viele Fassetten.
Laut einer Studie nehmen sich in Deutschland jährlich 100.000 Menschen das Leben. Die Männer sind eher davon betroffen als Frauen. Jeder 84. Mann und jede 229. Frau stirbt an Suizid, wobei mit zunehmendem Alter die Suizidziffer steigen. Diese Zahlen sind deutlich höher als die der Verkehrstoten. Die Anzahl der Suizidversuche liegt um ein Zehnfaches höher. Bei jüngeren Altersgruppen, vor allem unsere (zwischen 15 – 25jährigen jungen Frauen), ist die Suizidversuchshäufigkeit am höchsten.
Studien zeigen, dass in den Wochen vor dem Suizid viele Menschen häufiger als sonst einen Arzt aufsuchen, die Suizidgefährdung aber offensichtlich nicht erkannt wird.
Jetzt fragt man sich natürlich was die Ursachen für ein solches Verhalten ist? Sich Gedanken über einen Selbstmord zu machen ist eine Sache, ein Versuch auch wieder ein weiterer Schritt und es aber auch wirklich in die Tat umsetzen ein ganz anderer und damit der letzte Schritt. Was veranlasst einen Menschen dazu?
Nun, laut Psychologen können die Ursachen schon länger zurückliegen, sogar bis in die Kindheit zurückführen, oder aber in einer aktuellen Lebenssituation begründet sein. Fast immer muss man jedoch vom Zusammenwirken verschiedener Faktoren ausgehen, was den Blick mehr auf die Entwicklung des Ganzen als auf den jeweiligen Anlass richten lässt. Oft sind es Probleme mit den Menschen, mit denen man die engsten Bande und Kontakte aufweist, also Schwierigkeiten mit Partner oder Partnerin oder mit den Eltern, Familienkonflikte jeglicher Art, Ereignisse wie Tod, Trennung oder Scheidung. Bei Männern spielen Konflikte im Beruf als Suizidanlass eine besonders große Rolle. Es können auch Persönlichkeitsstörungen und neurotische Störungen sein oder schwierige soziale Situation wie z. B. Isolation und Vereinsamung im Alter, Langzeit-Arbeitslosigkeit, Zugehörigkeit zu bestimmten Randgruppen in der Gesellschaft, die von einer besonders hohen Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit gekennzeichnet sind, und vieles mehr.
Es ist gut sich mal hinzusetzen und sich Gedanken zu machen, wie gut es einem eigentlich geht, dass man aber seine Mitmenschen dennoch im Auge behalten sollte und man daran denken sollte, dass es dem ein oder anderen vielleicht nicht so gut geht wie mir.
Möge Allah (t.a.) uns alle rechtleiten und den Menschen beistehen, die in solch einer schwierigen Situation sind und möge Er uns davor bewahren.
Amin.
