Qhapaq Ñan, Teil des Andenstraßensystems, verband die Städte Quito (in Ecuador) mit Santiago (in Chile). Über 6000km erstreckte sich die Hauptverkehrsader des Inkareiches, und stellt so eine Verbindung zwischen Norden und Süden her. 6 Länder werden dabei durchkreuzt: Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile. Die Straße wird auch „Königsstraße der Anden“ oder „Große Inkastraße“ genannt wird. Den Inka diente sie zur politischen und ökonomischen Kontrolle der Region und ist deshalb vergleichbar mit anderen riesigen Straßensystemen, wie etwa der Seidenstraße Asiens.
Machu Picchu Inkatreppe
Entlang von Qhapaq Ñan befanden sich Vorratslager, Übernachtungsgelegenheiten, Lamagehege, Wohnsiedlungen und Militärposten. Ein großer Teil dieser Straße befand sich oberhalb von 3500m Höhe und verband bewohnte Regionen mit Verwaltungszentren, landwirtschaftlichen Gebiete und Bergbauzonen, genauso wie mit Zeremonialzentren. Die Straße war teilweise bis zu 20m breit und mit Steinen gepflastert. Mit Stegen und Hängebrücken wurden Wasser und reißende Flüsse überquert.
Nur kleine Ausschnitte der Straße sind heute noch für Touristen zugänglich, wie z.B. der Inkapfad, der Cusco mit Machu Picchu verbindet. Im Juni 2014 wurde Qhapaq Ñan zum Weltkulturerbe erklärt und steht seit diesem Zeitpunkt unter Denkmalschutz. Die Begründung für die Entscheidung des UNESCO Komitees war die herausragende ingenieurstechnische Leistung in geografisch unterschiedlichen Gebieten.
Entlang der Straße finden sich viele archäologisch interessante Stätten. In Ecuador z.B. liegt Ingapirca, die von den spanischen Chronisten als „Burg“ betitelt wurde, und in deren Anlage sich u.a. ein Sonnentempel, ein Observatorium zur Beobachtung von Sonne und Mond, Lagerräume, rituelle Bäder, Grabstätten, aber auch Straßen und Plätze befanden.
Argentinien Ruinen von Quilmes
In Peru hat man die Möglichkeit, ein Stück des Qhapaq Ñan zu begehen, auf dem Pfad, der Cusco mit Machu Picchu verbindet und durch das Heilige Tal der Inka führt. In Bolivien liegt Tiahuanaco auf der Großen Inkastraße. Tiahuanaco bedeutet „Setz Dich nieder, kleines Lama“. Die Stadt liegt in der Nähe des Titicacasees auf 4000m Höhe. Sie gelangte zu einiger Bekanntheit vor allem durch ihre fortschrittlichen Bewässerungssysteme der Felder rund um die Stadt, aber auch das Sonnentor ist sehr berühmt. Es ist 3m hoch, 3,75m breit und wurde aus einem einzigen Andesitblock herausgehauen. Andesitblöcke sind große Blöcke von Vulkangestein.
Wenn man Qhapaq Ñan weiter nach Süden folgt, kommt man nach Argentinien und zur Befestigungsanlage von Quilmes, die zur Verteidigung des Volkes der Quilmes diente. 1978 wurde diese Anlage von einer Forschergruppe unter Leitung von Norberto Pelissero aufwendig restauriert und kann wieder besichtigt werden.
Weiter geht es nach Chile. Auch hier gibt es einige Orte, die zum UNESCO Welterbe zählen. Aus der Inka Zeit ist allerdings fast nichts erhalten und so findet man eher kulturelle Stätten aus neuerer Zeit, wie den Stadtkern von Valparaíso. Valparaíso gilt als kulturelle Hochburg Chiles. Der Stadtkern stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert und bezaubert durch seine zahlreichen alten und bunten Häuser. Und dann ist man auch schon am südlichen Ende der Königsstraße der Anden angelangt. Die 6000km lange Strecke von Qhapaq Ñan findet hier in Chile ihren Endpunkt.
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