Und sie lieben sich doch…

Oh ja, sie wissen, wie man sich streitet, unsere fünf. Ein schräger Blick, ein falsches Wort und schon fliegen die Fäuste, oder es fliessen die Tränen, je nach Temperament und Tagesform. Ziemlich nervenaufreibend das Ganze, vor allem, weil sich das Spiel Tag für Tag in unterschiedlicher Besetzung und in variierender Heftigkeit wiederholt. Doch dann gibt es diese Tage, die so ganz anders sind. Tage, an denen die fünf zusammenhalten wie Pech und Schwefel.

Zum Beispiel heute, als für Luise so ziemlich alles schief ging. Es begann am frühen Morgen damit, dass ihr heiss geliebter Wachtel-Hahn namens Waldemar Leopold seine vier Hennen verliess und das Weite suchte. Schuld daran war Karlsson, der das Türchen einen Augenblick zu lange offen gelassen hatte. An normalen Tagen hätte Luise versucht, ihrem grossen Bruder den Hals umzudrehen und er hätte die Schuld an der Flucht weit von sich gewiesen. Aber heute war kein normaler Tag und darum machten sich die zwei sofort auf die Suche nach dem flüchtigen Waldemar Leopold. Nun ist es leider so, dass es auf dieser Welt Erwachsene gibt, die der festen Überzeugung sind, dass freilaufende Kinder immer Böses im Schilde führen. Einem solchen Erwachsenen begegneten unsere Kinder bei der Suche. Luise, für die dieser Erwachsene nur unter dem Titel “der böse Mann” läuft, suchte entsetzt das Weite, als sie ihn sah, Karlsson aber stellte sich ihm tapfer entgegen und erklärte, dass sie nur einen entlaufenen Wachtel-Hahn suchen würden. Es nützte nichts, der Mann machte die Kinder trotzdem zur Schnecke, was zur Folge hatte, dass nun auch der FeuerwehrRitterRömerPirat und der Zoowärter sich in die Suche einschalteten. Soll doch kein Erwachsener glauben, er könne die Jungs daran hindern, ihrer Schwester zu helfen…

Nun, die Suche war leider erfolglos, Waldemar Leopold blieb verschwunden und hätte sich kein Unfall ereignet, so wäre Luise wohl doch noch auf den Gedanken gekommen, Karlsson mit Vorwürfen zu überschütten. Aber es ist  hinlänglich bekannt, dass ein Unglück nicht gerne alleine bleibt und so war es eigentlich nicht erstaunlich, dass die Nachbarin nach dem Abendessen mit einer weinenden Luise, welcher das Blut über die linke Wange strömte, in der Küche stand. Das arme Kind hatte beim Velofahren nicht mehr bremsen können, ausgerechnet heute, wo sie keinen Helm trug. Luises Gehirn war erschüttert, ihre Brüder ebenso. Der FeuerwehrRitterRömerPirat griff sogleich zu Papier und Bleistift, um den Unfall bildlich festzuhalten, danach streichelte er seine weinende Schwester liebevoll und holte ihr ohne Murren alles, was sie von ihm brauchte. Der Zoowärter erinnerte sich indessen an das Bibelwort, dass man mit den Weinenden weinen solle und das Prinzchen berichtete ganz verstört dass “meine Schwester ganz fest blutet”. Am schlimmsten aber erwischte es Karlsson, der es kaum ertragen konnte, dass Luise, die er an gewöhnlichen Tagen so gerne piesackt, heute so viel einstecken musste. Wieder und wieder entschuldigte er sich unter Tränen für seine Unachtsamkeit, wieder und wieder beruhigte ihn Luise, die vor lauter Schmerzen kaum reden konnte. 

Als abends später als gewöhnlich endlich Ruhe eingekehrt war, hätte man eigentlich erwarten können, dass “Meiner” und ich ziemlich geschafft wären. Waren wir auch, aber nicht ganz so schlimm wie sonst, denn wenn die fünf zusammenhalten ist das Leben eindeutig leichter, als wenn man alle drei Minuten den Schiedsrichter machen muss.

Und sie lieben sich doch…



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