donaukurier.de: Die Kirchen sind schwer unter Beschuss – vor allem die katholische. Kaum hat sich die öffentliche Empörung über die Missbrauchsfälle etwas gelegt, bricht eine Debatte um die kirchlichen Finanzen los. Der Vorwurf: Der Steuerzahler alimentiert die Kirchen. So kommt der Kirchenkritiker Carsten Frerk in seinem vor wenigen Tagen vorgestellten “Violettbuch Kirchenfinanzen” zu dem Ergebnis, dass der Staat die beiden großen Kirchen in Deutschland mit 19,9 Milliarden Euro pro Jahr unterstützt.
von Christian Fahn
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die katholische Deutsche Bischofskonferenz bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die Kirchenleuten Argumente für die sich anbahnende öffentliche Auseinandersetzung liefern soll.
Das ist auch bitter nötig: Für Außenstehende ist die finanzielle Verknüpfung von Staat und Kirche kaum zu durchschauen. Das beginnt bereits bei den verschiedenen Zahlungen. “Dabei ist es wichtig zwischen den Geldern zu unterscheiden, die die Kirche dafür erhält, dass sie eine Leistung bietet”, sagt der Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Lorenz Wolf, “und den so genannten Dotationen”. Letztere, zu denen unter anderem die Gehälter der Bischöfe gehören, gingen auf alte Verträge zwischen Staat und Kirche zurück und hätten ihren Ursprung in der bedingungslosen Enteignung aller Güter der katholischen Kirche während der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts, sagt Wolf im Redaktionsgespräch mit dem DONAUKURIER.
Und hier liegt für Kirchenvertreter einer der entscheidenden Grundfehler der Argumentation Frerks – er sieht diesen Unterschied nicht. Den größten Batzen machen in seiner Aufstellung die staatlichen Zuschüsse für Kindergärten- und Kindertageseinrichtungen aus: 3,9 Milliarden Euro zahlt die öffentliche Hand dafür. Das stellen auch Kirchenvertreter nicht in Abrede. Aber: “Der Staat bezahlt die Kirche für die Übernahme von Aufgaben, die eigentlich seine ureigenen Aufgaben sind”, sagt Wolf: So habe sich der Staat gesetzlich verpflichtet, für eine ausreichende Anzahl an Kinderbetreuungsplätzen zu sorgen – springe aber letztlich nur ein, wenn sich kein anderer Träger finde. Im Übrigen seien in diesem Bereich ja nicht nur die Kirchen aktiv: Auch Sozialverbände wie das Rote Kreuz oder die Arbeiterwohlfahrt betrieben Kindergärten. Und: “Für alle gelten die gleichen Spielregeln.”
Auch wenn der Staat die Kosten für die Kindergärten aus seiner Sicht zu 100 Prozent bezuschusst, bleibt die Kirche auf einem Teil der Kosten sitzen: So ist es üblich, dass die Kirchenverwaltung der jeweiligen Pfarrei die Verwaltung übernimmt, dass die Pfarrsekretärin nebenbei auch den Schriftverkehr für den Kindergarten abwickelt, dass die Pfarrei und die Diözese für die Weiterbildung des Personals und für die Anschaffung von Spielgeräten aufkommen. “Das ist ein Grund dafür, warum sich kirchliche Ausgaben nicht genau zuordnen lassen”, sagt der Finanzdirektor der Diözese Eichstätt .[...]