Die Region Amazonas hat nur gering mit dem Fluss Amazonas zu tun. Ein kleiner, relativ unerschlossener Teil der Region Amazonas entspricht dem Amazonien, wie wir uns das vorstellen - dichter, tropischer Dschungel und Ureinwohner.
Chachapoyas
Alles, was ich Dir hier vorstelle, liegt auf mindestens 1 800 m Höhe, also noch in den Anden und deren Ausläufern. Als Ausgangspunkt würde ich Chachapoyas empfehlen, die Hauptstadt der Region.
Chachapoyas ist eine wirklich hübsche Kolonialstadt mit einer prächtigen Kathedrale, weiss getünchten Häusern mit Holzbalkonen und einer eher überraschenden Fussgängerzone, die der deutsch-peruanischen Bürgermeister Peter Lerche hat bauen lassen.
Ich würde Dir auf jeden Fall Tagestouren von Chachapoyas zu den einzelnen Stätten empfehlen. Wenn du mehr Zeit zur Verfügung hast, kannst du auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Kombis) fahren. Das ist der einfachste und auch günstigste Weg, die Region Amazonas zu entdecken.
Ausflüge in die Amazonas Region sind meistens Ganztages Ausflüge. Trotz kurzer Distanzen benötigt man recht viel Zeit, da sich viele Strassen in einem schlechten Zustand befinden.
Kuelap
Der wichtigste Ort in der Region Amazonas und ein Highlight jeder Reise nach Nordperu ist die befestigte Stadt von Kuelap, die nach letzten archäologischen Berichten zufolge keine Burg, sondern ein religiöses und administratives Zentrum war. Kuelap liegt auf einem Bergplateau in 3 000 Metern Höhe mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegende Andenwelt und die Agrarlandschaften. Die Reise von Chachapoyas nach Kuelap dauert ca. 2,5 Stunden.
Im Februar 2017 eröffnet eine Seilbahn, mit der die Strecke von Nuevo Tingo bis nach Kuelap nur noch 20 Minuten statt bislang über eine Stunde dauern wird. Es handelt sich hierbei um die erste Seilbahn in ganz Peru, so dass sehr viele nationale und internationale Besucher erwartet werden.
Kuelap wurde zwischen 500 und 800 n.Chr. von der Chachapoya Bevölkerung erbaut. Dieses Volk soll nach Angaben der spanischen Eroberer hochgewachsen gewesen sein und aussergewöhnlich schöne Frauen gehabt haben. Die Chachapoya haben bis zur feindlichen Übernahme durch die Inka im Jahr 1475 die heutige Amazonas Region bewohnt und regiert. 60 Jahre später verbündeten sich die Reste des Volkes mit den spanischen Konquistadoren im Kampf gegen die Inka.
Bis zu 20 m hohe Mauern umgeben Kuelap. In den Hochzeiten der Siedlung lebten bis zu 3 000 Personen in Rundhäusern. Nahrung und Wasser wurde von aussen durch Lamas geliefert. Diesen Schwachpunkt haben die Spanier ausgenutzt, um Kuelap zu übernehmen.
Sarkophage von Karajia
Um mehr über die Chachapoya Kultur zu erfahren, solltest Du dir auch die Sarkophage von Karajia anschauen. Als Tagestour gibt das Karajia und die Grotten von Quiocta, beide in Richtung Lamud / Luya gelegen. Die Sarkopage sind einer der beiden Ausdrucksarten der Beerdigungsformen der Chachapoya.
Wichtige Persönlichkeiten wie Fürsten oder Könige wurden nach ihrem Tod in Sarkophagen an diesem schier unerreichbaren Ort beerdigt. Sarkophage findet man überall in der Region Amazonas, aber die von Karajia sind die bekanntesten - obwohl es noch nicht sehr viele Besucher gibt. Von Chachapoyas aus sind es ca. 2 Stunden bis nach Cruz Pata. Von dort musst du dann eine gute halbe Stunde abwärts laufen, bevor Du die Sarkophage ca. 50 m über Dir in engen Felsspalten siehst.
Bis heute ist nicht geklärt, wie die Sarkophage dort aufgebaut wurden. Entweder wurden sie schon vorher gebaut und über Rampen an ihren Bestimmungsort gebracht oder vor Ort errichtet. Faszinierend, oder ?
Mausoleen von Revash
Die zweite Bestattungsart der Chachapoyas waren Mausoleen. Das bekannteste Beispiel sind die Mausoleen von Revash, die du einer Tagestour besuchen kannst.
Von Chachapoyas nach Revash sind es ca. 2 Stunden. Wenn Du in San Bartolo, dem am nächsten gelegenen Dorf angekommen bist, wanderst Du nochmals ca. 40 Minuten bis zu den Mausoleen auf einem gut ausgebauten Weg, der am Ende in einen kleinen Pfad übergeht. Die Mausoleen sehen von weitem aus wie 2- oder 3-stöckige Häuser, die direkt an die Steinwand heran gebaut wurden. Wie auch die Sarkophage sind sie von aussen rot und braun bemalt. In ihrem Inneren befinden sich mehrere Mumien wichtiger Chachapoya Persönlichkeiten.
Sarkophage sowie Mausoleen wurden immer an regengeschützten Orten gebaut. Deshalb fand man viele Mumien in exzellentem Zustand.
Wenn Du eine Tagestour gewählt hast, geht es nach den Mausoleen von Revash in 1,5 Stunden nach Leymebamba.
Leymebamba liegt am Ende des Utcubamba-Tals und die Strasse dorthin ist überaus sehenswert, grün und entspannend.
Museum von Leymebamba
Das Museum von Leymebamba wurde 1997 von den Einwohnern von Leymebamba mit Unterstützung ausländischer Investoren erbaut. Die Dorfbewohner haben das Grundstück zur Verfügung gestellt und am Museum mitgebaut. Heute wird es von der Mallqui-Organisation geführt. Aber warum hat man das Museum überhaupt gebaut ?
1996 wurden in der Umgebung der Lagune der Kondoren, eine Tagesreise zu Fuss oder zu Pferd von Leymebamba entfernt, Mausoleen entdeckt, in denen die Mumien noch extrem gut erhalten waren. Die Archäologin Sonia Gillen aus Österreich und andere Archäologen haben den Wert dieser Entdeckung sehr schnell erkannt. Um die Mumien und andere Grabgegenstände wie Keramiktöpfe, Holzskulpturen und Baumwoll-Kleidung schnellst möglichst in Sicherheit zu bringen, wurde das Museum errichtet.
Heute ist es das einzige Museum, das zumindest versucht, die Chachapoya Kultur zu erklären, indem es sie mit anderen, bekannteren peruanischen Zivilisationen in Beziehung setzt. So sieht man z.B. dass die Chachapoya mit den Moche Handel trieben und dass die Inka (die wir in Europa mit Peru gleich setzen) eigentlich nur wenige hundert Jahre nach dem Zerfall vieler Prä-Inka Kulturen regiert haben.
Huancas und Canyon de Sonche
Einen kleinen Halbtages-Ausflug kannst du in das Dorf Huancas, nur 10 km ausserhalb von Chachapoyas, unternehmen. Das geht einfach mit einem Taxi oder dem öffentlichen Kombi.
Freitags und Sonntags stellen hier die Huancas Frauen ihre Töpferware auf dem Marktplatz aus. Du kannst sie beim verfeinern ihrer Töpfe beobachten, oder, mit viel Glück, brennen sie ihre Ware auch gleich auf dem Marktplatz.
Von der Plaza aus sind es nur 2 km bis zum Canyon de Sonche, dem tiefsten im Norden von Peru mit fast 900 Metern. Die kilometerweite Aussicht ist atemberaubend. Es ist windig hier oben - nimm dir besser eine gute Jacke zum überziehen mit.
Von hier aus kannst du auch eine Wanderung oder einen Ausritt (mit Vorreservierung) vom Aussichtspunkt Canyon de Sonche bis zum Aussichtspunkt Huanca Urco machen. Die Strecke führt dich 4 Stunden entlang des beeindruckenden Canyons.
Huembo
Auf der Strasse von Chachapoyas Richtung Tarapoto (am Anfang des amazonischen Dschungels, ca. 1,5 Stunden von Chachapoyas entfernt) befindet sich das Naturschutzgebiet von Huembo. Ein toller Ort, um Kolibris zu beobachten - und vielleicht sogar den endemischen Colibri Cola de Espatula (Wundersylphe) zu entdecken, der nur in dieser Region in Nordperu vorkommt.
Dieser einzigartige Kolibri hat (wie sein spanischer Name sagt) in seiner männlichen Version einen Schwanz, der aussieht wie 2 Spatel. Zu Paarungszeiten macht der Kolibri seiner Angebeteten einen Tanz vor, bei dem er die Spatel bewegt und sie so zu beeindrucken versucht. Ansonsten ist dieser Kolibri wie bei dieser Vogelart üblich mit 14 cm eher klein.
Das Naturschutzgebiet von Huembo liegt direkt an der Strasse. Es ist jedoch schwierig, mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin- und wieder wegzukommen. Am besten reservierst du schon vorab ein Taxi.
Die beste Zeit, um Kolibris, und ganz besonders die Wundersylphe zu sehen ist April und Mai. Es gibt es noch nicht so viele Blumen im Naturschutzgebiet und die Vögel kommen an die Bebideros, die Trinkbehälter im Park, um vom Zuckerwasser zu trinken.
Hotel-Tipp Chachapoyas: La Casona Monsante, ein zentral in der Fussgängerzone gelegenes Hotel. Traditionelle Casona mit Innenhof und Holzbalkon, die Ende 2016 rundum renoviert wurde. (DZ 45€)
Ebenfalls gut und perfekt für Budgetreisende: Das Chachapoyas Backpacker Hostel (EZ 9€ / DZ 11€)
So, jetzt waren wir aber lang genug in der Region Amazonas (obwohl ich dir noch von vielen anderen Orten erzählen könnte). Jetzt geht es hinein in den Dschungel.