Mal wieder fällt ein Abschied schwer. Der Abschied von Lissabon. Eine Stadt wie keine andere. Klar, das trifft auf die meisten Städte zu. Lissabon aber ist besonders. Irgendwie immer noch, auch 40 Jahre nach der Nelkenrevolution, im Aufbruch. Ein bisschen wie OstBerlin nach der Wende. Wenn ich Mitte zwanzig wär, würde ich nach Lissabon umziehen und mich hier selbstständig machen. Ein Restaurant oder einen Club eröffnen. Möglichkeiten gibt es schier unendlich viele. Lokalitäten ebenso. Eine Stadt mit viel Geschichte und noch mehr Zukunft. Eine Stadt, die man über Treppen erklimmt, eine Stadt, die einen gefangen nimmt. Mit Menschen, die nicht auffallen. Und schon gar nicht unangenehm. Man fühlt sich mittendrin, nicht nur dabei und taucht ein in diesen Fluss des gemäßigten Tempos einer Metropole, die eine sein möchte und doch überraschend keine ist. Ganz ohne die metropolistischen Eigenarten Stress, Hektik, Schmutz und Reichtum. Dieser ist vergangen und doch überall noch zu sehen. Der finazielle Reichtum der Stadt zu Zeiten Vasco da Gamas. Lissabon ist anders reich. Reich an schönen Orten, reich an Flair, reich an Geschichte sowieso. Eine Stadt, in der man den Kaffee im oder vor dem Café trinkt, statt aus dem Becher in der U-Bahn, eine Stadt, in der es Lokale gibt, die Kuchen und Bier anbieten (ja, auch preiswert im Menü), eine Stadt, in der man mit einem Aufzug von der Unter- in die Oberstadt fahren kann. Das und vieles andere gibt es eben nur hier. Ein Umzug nach Lissabon wird es nun nicht mehr. Aber der nächste Besuch ist schon geplant.