Industrie-Unternehmen im deutschen Mittelstand haben noch ein großes Potential zur Reduzierung der Energiekosten. Auch wenn sich langsam der Blick von den Kosten auf den Verbrauch hin wendet, bewegt sich noch zu wenig. Das Potential wird bei weitem nicht ausgeschöpft, wie eine repräsentative Umfrage der GfK Media unter 1.000 Unternehmen im Auftrag der DZ Bank im Mittelstand ergeben hat.
Immerhin wird jetzt erkannt, dass Energieeffizienz zu einem Wettbewerbsfaktor geworden ist und immer mehr zur Unternehmensstrategie gehört (65%). 80% der befragten Unternehmen haben angegeben in den letzten zwei Jahren Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt zu haben. Doch Fördermittel, die es durchaus gibt, wurden dabei kaum genutzt. Die erzielten Einsparungen bewegen sich bei Unternehmen zwischen 12 und 17%.
Auch das Energiemanagement ist heute weiter verbreitet, 66 Prozent der Unternehmen messen regelmäßig die Daten der Energieströme und Energiekosten in ihrem Unternehmen. Nur so kann man wissen welche Maßnahmen sich lohnen und wo man zuerst ansetzen sollte.
Energieeffienz ist im Mittelstand angekommen aber nicht ausgeschöpft
Aus der Sicht der Bank betrachtet Stefan Zeidler, Firmenkundenvorstand der DZ BANK die Umfrageergebnisse:
„Auch wenn das Thema Energieeffizienz im Mittelstand inzwischen klar angekommen ist, schöpfen die Unternehmen das vorhandene Potenzial noch nicht umfassend aus. Energieeffizienz-Maßnahmen werden oftmals nicht als klassische Investition eingestuft und deshalb zu kurzfristig finanziert“.
„Um das Thema weiter voranzutreiben sind attraktive Förderimpulse notwendig, um Planungs- und Liquiditätssicherheit bei den oft langfristigen Investitionen zu bieten“, so Zeidler.
Künftige Investitionen sind unabhängig davon, ob bereits in Energieeffizienz investiert wurde. Die Hälfte der Unternehmen plant weitere Investitionen in den nächsten zwei Jahren. Dabei hat sich heraus gestellt, je größer das Unternehmen um so mehr sinkt die Bereitschaft zu Investitionen in Energieeffizienz. Bei den Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis fünf Millionen Euro planen nur noch 35 Prozent entsprechende Maßnahmen durchzuführen.
Die häufigsten Energieeffizienzmaßnahmen wurden bei technischen Anlagen (59 Prozent) und bei Gebäuden (51 Prozent)
umgesetzt. Die wenigsten Maßnahmen (23 Prozent) wurden im Bereich der Energieerzeugung umgesetzt. Dafür haben diese Unternehmen mit 17 Prozent die größten Kosteneinsparungen erzielt. Es ist nicht bekannt, ob es um thermische oder elektrische Energieerzeugung geht, aber
Energieeffizienz in den einzelnen Branchen
Welche Branchen haben bisher am stärksten in energieeffizienz investiert?
- Chemie- und Kunststoffbranche: 94%
- Metall/Stahl/Kfz und Maschinenbau 90%
- Schlusslicht im Branchenvergleich ist das Baugewerbes mit nur 68% der befragten Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt haben.
Die Unternehmen, die bisher noch nicht entsprechend tätig geworden sind, begründen dies damit, dass sich aufgrund des geringen Energieverbrauchs für sie Effizienzmaßnahmen generell nicht lohnen. Ein weiterer Grund ist, dass die Amortisation einer Investition in eine Energieeffizienzmaßnahme zu lange dauert (47%), so dass sie von solchen Vorhaben absehen. Da kommen wir wieder zu obigem Zitat. Energieeffizienz-Maßnahmen werden nur selten als Investition betrachtet, daher betrachtet man nur das Investitionsrisiko der Amortisationszeit, aber nicht die Rendite der Investition.
Förderung von Investitionen in Energieeffizienz zu wenig bekannt und zu wenig Anreize
Wie groß sind die Brocken als Hindernis für Energieeffizienz im Mittelstand, Foto: pixabay.com/ gentlegiant27153Weniger als ein Drittel der Unternehmen (29%) hat für die Investitionen in Energieeffizienz eine Förderung in Anspruch genommen. Dies liegt vor allem daran, dass die Förderprogramme zu wenig bekannt sind und, dass sie zu wenig Anreiz bieten. Die Unternehmen wünschen sich eine stärkere Förderung, zum Bespiel durch steuerliche Anreize, wie Sonderabschreibungen auf Energieeffizienzmaßnahmen.
Zuschüsse für eine Energieberatung, die bis zu 80% des Honorars für den Energieberater ausmachen können, sind kaum bekannt – nur etwas die Hälfte der mittelständischen Unternehmen wusste davon. Es fehlt den Unternehmen an passenden Informationen und Unterstützungen, von der Hausbank fühlt sich nur ein Viertel ausreichend beraten.
„Beim Thema Förderung besteht noch großer Informationsbedarf. Dringend notwendig ist eine klare und strukturierte Übersicht über die Vielzahl der unterschiedlichen Initiativen und Angebote, das machen die Umfrageergebnisse deutlich. Die Banken können den Unternehmen hier eine Orientierung im „Förderdschungel“ bieten, in der genossenschaftlichen FinanzGruppe hierzu individuell mit ganzheitlichem Blick“, so Zeidler.
Die Erfassung der Verbrauchswerte, der Energieströme und Energiekosten wird nur bei einem Drittel der Unternehmen praktiziert. Nur sie wissen wofür die Energie im Unternehmen benötigt wird. Je größer das Unternehmen, um so eher ist ein Energiemanagement eingerichtet. Die Chemie- und Kunststoffbranche, mit einem relativ hohen Energieverbrauch, ist hier ein Vorreiter.
Entsprechend gering ist das Engagement für das Energieaudit, das Pflicht ist für Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz oder mindestens 250 Beschäftigten. Bis zum 05.12.2015 muss das Energieaudit durchgeführt sein und danach alle vier Jahre erneuert werden. Erst 60 Prozent der betroffenen Betriebe haben mit der Erfassung von Daten für das Energieaudit begonnen, sowie mit der Ermittlung von Potentialen für Energieeffizienzmaßnahmen und Wirtschaftlichkeits-
/Investitionsrechnungen. Ein Drittel dieser Unternehmen hat bereits ein Energiemanagementsystem eingerichtet.
Der Rest, also 38 Prozent der verpflichteten Unternehmen, haben noch nicht mit dem Energieaudit begonnen.
Internet ist wichtigste Informationsquelle für Energieeffizienz in Unternehmen
Interessant für mich ist, in welchen Medien sich die verantwortlichen Mitarbeiter in Unternehmen über das Thema Energieeffizienz informieren:
- 83% im Internet
- 65% Zeitungen
- 50% Fernsehen
- knapp 50% bei einem Energieberater
Keine Rolle als Informationsquelle spielen hingegen die Deutsche Energieagentur, die eigene Hausbank oder staatliche Förderbanken. Interessant, dass Fernsehen eine so große Rolle spielt und sind mit Zeitungen auch Fachzeitschriften gemeint? Bei der Bedeutung des Internets als Informationsquelle bin ich motiviert weiter am Thema Energieeffizienz in Unternehmen zu arbeiten.
Teilnahme an Energieeffizienz-Netzwerk für jedes 3. Unternehmen vorstellbar
Passend zur Serie über die Energieeffizienz-Netzwerke und der Jahreskonferenz der Energieeffizienz-Netzwerke am 29.09. ist die Frage nach dem Interesse an dem Austausch von Erfahrungen mit anderen Unternehmen in Netzwerken interessant.
Immerhin ist dies für jedes dritte Unternehmen vorstellbar. 37 Prozent der befragten Unternehmen sind daran interessiert, sich an einem Energieeffizienz-Netzwerk zu beteiligen. Neben dem Erfahrungsaustausch werden vor allem neue Impulse für Kosteneinsparungen sowie Informationen über attraktive Fördermaßnahmen erwartet.
Angaben zur Umfrage der DZ BANK
Die Daten der Umfrage wurden zwischen dem 9. und dem 31. Juli im Rahmen einer telefonischen Umfrage von GfK Media im Auftrag der DZ Bank erhoben. Die Stichprobe von 1.000 ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer
mittelständischer Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 125 Millionen
Euro.
Wo liegen die Hindernisse für Energieeffizienz im Mittelstand?
Ich halte die Ergebenisse für realistisch und repräsentativ. Wie sind Eure Erfahrungen? Woran fehlt es, dass das Potential der Energieeffizienz im Mittelstand nicht ausgeschöpft wird?
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Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.