umckaloabo … und die leber freut sich

es kommt ja immer mal wieder vor, dass das deutsche ärzteblatt, eines meiner lieblingsdruckerzeugnisse in diesen landen, einzelne medikamente herausgreift und berichtet. mal abgesehen von den „nachrichten aus der industrie“, die euphemistische umschreibung für *werbung*.

besonders hübsch, wenn das däb dann diese medikamente im mittelteil präsentiert – dem mit den netten blauen streifen am rande. das sind die „bekanntgaben des herausgebers“. ergo: diese streifen bedeuten „wenn du schon das däb nicht gerne liest, dann lies wenigstens diese seiten mit den blauen streifen, denn das sind die offiziellen mitteilungen der bundesärztekammer und gelten damit als an alle ärzte deutschlands mitgeteilt und bindend“. wenn hier aber medikamente auftauchen, dann heißt das meist nichts gutes.

nun also umckaloabo. ach, wie ich es liebe. das kraut von den zulus aus afrika, dass seinen siegeszug durch die phytologisch-homöopathisch gebildete mittel-lehrerschicht angetreten hatte – das wundermittel gegen erkältungen und aller art von husteschnupfeheiserkeit. das nette mittel mit dem unaussprechlichen namen, das mir immer wieder ein schmunzeln entlockt, wenn mutter oder vater umschreiben wollen, was sie da tolles ihren kindern geben. um-ckalo-abo spricht man´s übrigens.

ein dämpfer kam vor jahren, da durfte es als indikation nur noch die bronchitis führen. ätsch. vorher galt es als *antibiotikaum-ersatz*, wurde unglaublich gerne von den apothekern verhökert, gleichzeitig mit der tempo-tüte und den nasentropfen über den tresen geschoben. und mancher kollege, der meinte, pflanzlich was zu machen, rezeptierte das zeugs sogar und war sich nicht doof genug, das zur krönung auf den gelben vertretungsschein zu listen. wirkung? klar, echt super. ungefähr so ähnlich wie die glaubuli oder das handauflegen. alles erfahrungswerte natürlich. bei familie huderer von nachbars hats spitze geholfen. eine cochrane-review kam zum ergebnis, es könne „möglicherweise“ (so das däb) zu einer symptomverbesserung führen, allerdings gibt es bisher keinerlei unabhängige doppelgeblindete studien ohne finanzierung durch den hersteller *sic*.

zumindest ein kind erinnere ich, welches nach regelmäßigem umckaloabo-konsum ebenso regelmäßig nasenbluten bekam. auf medikamentennachfrage meinerseits nach nasenblutenfragen ihrerseits warf die mama das mittel endlich in den müll setzte die mama das mittel endlich ab und der junge hatte nur noch rotze in der nase, aber kein blut.

nun wirds heftiger: die arzneimittelkommission der deutschen ärzteschaft schildert den fall eines 40jährigen mit akuter hepatitis, die sich bei fehlender infektion, fehlendem alkohol- oder medikamentenmissbrauch auf  „die einnahme von umckaloabo“ zurückführen lässt. Die akdä geht so weit, dass sie ausdrücklich die ärzteschaft aufruft, „auf potentiell bedrohliche unerwünschte wirkungen wie überempfindlichkeitsreaktionen und leberreaktionen hinzuweisen“ und ermahnt nach nachfrage auf kontraindikationen wie „erhöhte blutungsneigung, einnahme gerinnungshemmender medikamente und schwere leber- und nierenerkrankungen“. wie gesagt: die adelung eines medikamentes in den blauen seiten stellt eine gelbe, wenn nicht rote karte der verordnung dar.

für mich die hoffnung, dass dieser schrott wenigstens nicht mehr für kinder zugelassen bleibt (momentan ab einem jahr!) oder gänzlich aus den apotheken verschwindet. irgendwann.

der artikel im däb
schöner artikel des kollegen steck
esowatch zu umckaloabo
blogpost der stationären aufnahme
andere facette: patentierung von traditionellen heilmitteln durch pharmafirmen



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