Der Firmensitz des Furnierspezialisten Schorn & Groh ist ein über die Jahre eher zufällig gewachsenes Gebäudeensemble ohne einprägsames Gesicht. Das Verwaltungsgebäude selbst hat verschiedene Änderungen und Umbauten erfahren, bei denen es um die Anpassung an den gesteigerten Raumbedarf geht. Entsprechend inhomogen ist das äußere und innere Erscheinungsbild. Neben der nicht mehr zeitgemäßen Raumaufteilung erlaubt das Gebäude keine adäquate Präsentation der Produkte. Darüber hinaus besteht eine Diskrepanz zwischen dem architektonischen Auftritt des Unternehmens und der Hochwertigkeit der angebotenen Produkte. Ziel war es, ein repräsentatives, loftartiges Verwaltungsgebäude zu schaffen, das Lust auf Holz macht.
Das Gebäude erscheint durch den massiven, dunkel verschalten Dachrand gedrungen und verschließt sich eher, als dass es sich nach außen öffnet. Trotz des großflächig verglasten Eingangsportals erfährt der Besucher nach dem Betreten keine Großzügigkeit. Die innere Raumaufteilung wirkt kleinteilig und verschachtelt, die kleinen, geschlossenen Büroeinheiten sind nicht mehr zeitgemäß. Holzverschalungen an den Decken verstärken den Eindruck der niedrigen Räume. Holzdecken, Möbel und andere hölzerne Einbauten sprechen keine einheitliche Sprache, da zu viele Holzarten auf kleinstem Raum zum Einsatz kommen. Hinzu kommt eine Vielzahl an Exponaten und Furnierbeispielen, die teilweise aus Platzmangel in den schlecht belichteten Fluren präsentiert werden. Die unübersichtliche Fülle an Holzbeispielen lässt die Räumlichkeiten unruhig wirken, das einzelne Exponat geht in der Masse unter.
Um dem Verwaltungsgebäude im bestehenden Gebäudeensemble mehr Gewicht zu verleihen und um die beengte räumliche Situation zu entzerren, setzt Architekt Thomas Bechtold von der Bühler BauWerkStadt einen Neubau vor das bestehende Gebäude. Großzügige Verglasungen geben den Blick ins Innere frei. Wichtig ist es dem Architekten, einen Bezug zwischen dem Gebäude und den Produkten des Unternehmens herzustellen. So ist die Fassade mit Platten aus afrikanischem Okumé-Schälfurnier verkleidet. Das eingefärbte Tropenholz Okumé stammt aus nachhaltigem Anbau und lässt das Bauwerk wie ein edles Möbelstück wirken.
Der Neubau beherbergt die zweigeschossige Empfangshalle mit großzügigem Foyer sowie ein repräsentatives, zur Empfangshalle großflächig verglastes Büro im Obergeschoss. Durch eine zweiflüglig verglaste Tür gelangt der Besucher von hier direkt in die Furnierlagerhalle. Neubau und Bestandsgebäude sind durch große Öffnungen miteinander verbunden und lassen die Innenräume als einen loftartigen, homogenen Raum wirken. Im Bestandsgebäude nimmt der Architekt radikale Veränderungen vor: Wände werden entfernt, enge Büros in großflächige, offene Arbeitsbereiche umgewandelt. Büros und Besprechungszonen sind zur Halle hin mit Systemtrennwänden in Nurglaskonstruktion abgetrennt und signalisieren so Offenheit und Transparenz. Als Kontrast und dekoratives Element wirken die raumhohen Türportale mit flurseitig
verdeckten Zargen.
Die großzügigen Räumlichkeiten bilden den Rahmen für eine angemessene Präsentation der Produkte, welche durch Einbauten und Exponate erfolgt. Die Einbauten zeichnen sich durch einen reduzierten Umgang mit Holz aus. Wenige, gezielt eingesetzte Holzarten kommen zum Tragen. Im Erdgeschoss gibt die mexikanische Holzart Ziricote den Ton an, im Obergeschoss ist es Eiche. Die Einbaumöbel plant der Architekt als Teil des Gesamtkonzepts. Möbel kommen nur dosiert zum Einsatz, um den verwendeten Furnierarten mehr Raum zum Wirken zu geben. Auch Empfangstheke sowie die Treppe zum Obergeschoss verstehen sich als Möbelstücke. Mit den in Ziricote furnierten Stufen bildet die Treppe eine eigenständige Skulptur im Raum. Ausgewählte Ausstellungsstücke an den Wänden und im Raum ergänzen die Möblierung.
Die Vielfalt der Holzarten, die in der Architektur keine Verwendung finden konnte, erlebt der Besucher in einem großen Musterschrank. Hier kann man durch fast raumhohe Mustertafeln blättern und die Kombination verschiedener Furniere auf sich wirken lassen.