Um Reich und Krone | Philippa Gregory

Um Reich und Krone | Philippa Gregory

Titel: Um Reich und Krone

Autorin: Philippa Gregory

Übersetzerin: Anja Schünemann

Format: Taschenbuch

Preis: 10,99 €

Seitenzahl: 603 Seiten

Verlag: Rowohlt

ISBN: 978-3-499-27460-2

Bewertung: 4 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Jane Grey wird Königin von England. Für neun Tage, denn dann wird das junge Mädchen von der Halbschwester des toten Königs in den Tower gesperrt und bezahlt für den Ehrgeiz einer anderen mit ihrem Leben.
Katherine Grey, die lebensfreudige Schwester von Jane, wird schnell bewusst, dass weder die unfruchtbare Mary, noch ihre Schwester Elizabeth, ihr die Möglichkeit geben würden zu heiraten, um einen Tudor Sohn zur Welt zu bringen. Trotzdem verliebt Katherine sich und setzt für diese Liebe alles auf Spiel.
Mary Grey, die jüngste der Schwestern, ist kleinwüchsig und versucht unsichtbar zu bleiben. Ihr wird jedoch noch viel deutlicher bewusst als ihren Schwestern, in welch ständiger Gefahr sie schweben und durch das, was in der Vergangenheit geschehen ist weiß sie, dass sie vorsichtig sein muss. Doch kann sie Königin Elizabeth die Stirn bieten?


Ich wusste schon vor über einem halben Jahr, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Als ich erfahren habe, dass es im September erscheint, konnte ich es kaum erwarten den neuesten Roman von Philippa Gregory in den Händen zu halten und als mir das Buch vom Rowohlt Verlag zur Rezension angeboten wurde habe ich dankbar ja gesagt. Herzlichen Dank für die Zusendung des Buches!

Philippa Gregory ist für mich eine der besten Autorinnen überhaupt. Ich liebe ihre historischen Romane unglaublich, denn sie beschreibt die Geschichte so lebendig und überzeugend, dass ich mich immer inmitten der Tudors fühle. Sie schafft es mich auf so eindrückliche Weise in diese Zeit zu holen, dass ich gar nicht mehr daraus auftauchen möchte. Genauso ist es mir auch mit „Um Reich und Krone“  gegangen. Die Geschichte um die Grey Schwestern ist mir bereits durch „Im Schatten der Königin“ von Elizabeth Fremantle bekannt gewesen. Dennoch habe ich es genossen zurück zu diesen Charakteren zu kehren und eine etwas andere Sichtweise der Dinge erzählt zu bekommen.

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt: Jane, Katherine und Mary. Jede der drei Schwestern kommt zu Wort und erzählt ihren Teil der Geschichte um ihre Familie. Was ihnen widerfahren ist, was sie durchleben mussten und wie die Geschichte der letzten Tudors ausgeht. Die Mädchen sind Enkelinnen von Mary Tudor, der Schwester von Henry VIII. und damit stehen sie nur einen Schritt hinter Mary I. und Elizabeth I. Ihr königliches Blut lässt sich nicht verleugnen und genau das macht die drei so gefährlich für die Töchter von Henry VIII.
Ich möchte meine Rezension ebenfalls in drei Teile teilen, um jeden Abschnitt für sich und schließlich alles im Zusammenhang betrachten zu können.

Jane

Als Edward VI. frühzeitig stirbt schließt er seine Schwestern von der Erbfolge aus und bestimmt Jane Grey als Königin. Das Mädchen weiß kaum was ihr geschieht und ehe sie auch nur die Krone auf dem Kopf hatte, wurde sie inhaftiert. Die Neun-Tage Königin wird sie überall in England genannt und ihr Schicksal ist vielleicht auch eines der tragischsten, das am Königshof jemals passiert ist. Sie ist 16, unglaublich fromm und gläubig und sie fügt sich in das ein, was ihr aufgetragen wird. Sie heiratet den Mann, der ihr vorgesetzt wird, sie nimmt die Krone an, die ihr Vater ihr gibt und sie versucht dann, eine Königin von England zu sein. Auch wenn ihr niemals die Chance dazu gelassen wird.
Philippa Gregory beschreibt Jane als gefasstes, ernstes Mädchen, das versucht den richtigen Weg zu gehen. Es ist ganz und gar nicht der Weg, den sie für sich selbst ausgesucht hätte, doch sie ist nicht in der Position um eine richtige Meinung zu haben. Politische Entscheidungen interessieren sie nur bedingt, denn ihre Interessen sind in der Gelehrsamkeit und dem Glauben. Sie lernt Sprachen, übersetzt Texte und übt ihren protestantischen Glauben mit einer solchen Inbrunst aus, dass sie schon fast wie eine Nonne wirkt. Doch all ihre Frömmigkeit schützt sie nicht vor einem machtgierigen Vater und einem noch gierigerem Schwiegervater. Sie wollen Ruhm, Ehre und die Vormachtstellung in England und das können sie nur dann bekommen, wenn Jane tatsächlich Königin wird. Ohne Rücksicht auf sie. Ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist traurig, wie schnell ihr Leben ohne Bedeutung wird und wie schnell sich alle, die Jane zunächst verehrt haben, sich von ihr Abwenden, als Mary I. auf den Plan tritt und die Protestanten vertreibt. Es spielt keine Rolle was Jane wollte und dass sie nur Spielball ihrer Familie war. Sie muss für das büßen, was andere wollten. Und in den 130 Seiten, die Philippa Gregory Jane widmet kommt nur allzu eindrücklich heraus, wie tragisch ihr Schicksal ist und gleichzeitig wie gefasst das junge Mädchen schließlich das annimmt, was mit ihr geschehen wird. Ihr Glaube schützt und trägt sie und das finde ich außerordentlich bemerkenswert.

„(…) und was immer als Nächstes geschieht, ich weiß, es ist nicht der Tod, denn ich werde niemals sterben.“ (S.134)

Katherine 

Für Katherine Grey hat sich Philippa Gregory mehr Zeit und mehr Seiten gelassen, denn auch ihre Geschichte ist nicht weniger tragisch, als die von Jane. 280 Seiten lang wird erzählt, wie Katherine sich am Hof zurecht findet, nachdem ihre Familie in Ungnade gefallen ist. Sie muss sich erst Mary I. unterordnen und dann ihrer „Cousine“ Elizabeth I. dienen. Und dabei ist Katherine ein wahrer Stern am Hof. Eine unglaublich schöne Tudor Prinzessin, die genau zu wissen scheint, wo ihr Platz ist. Ihre Hand ist am Hof sehr wertvoll und die junge Frau wird von vielen hochrangigen Männern umworben. Doch sehr schnell ist klar, dass sie einem Mann ihr Herz geschenkt hat: Edward Seymour. Er stammt aus einer der einflussreichsten Familien Englands und beiden ist bewusst, dass eine solche Verbindung für Königin Elizabeth I. ein Dorn im Auge wäre. Dennoch können die beiden nicht voneinander lassen, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie den Zorn der Königin auf sich laden würden, sollte ihre Liebschaft bekannt werden.
Katherine ist lebenslustig, froh, wunderschön, teilweise sehr naiv, Ich-Bezogen und folgt vor allem ihrem Herzen. Sie schlägt sämtliche Ratschläge in den Wind, denn sie will nicht unglücklich ihr Leben irgendwo fristen, nur weil Königin Elizabeth ihr das Glück nicht gönnt, das ihr beschieden ist.
Auch wenn Katherine sehr Ich-Bezogen und teilweise unfassbar naiv ist, habe ich sie in mein Herz geschlossen. Sie hört auf das, was ihr Herz ihr sagt, egal was andere ihr raten. Sie widersetzt sich letztlich auch der Königin und genau damit schießt sie über das Ziel hinaus. Ihr Schicksal ist besiegelt und vielleicht weit grausamer als das, was ihrer Schwester geschehen ist. Viel mehr kann ich nicht darauf eingehen ohne einen mehr als deutlichen Spoiler zu verraten.

„Und ich schwöre, wir beide denken: Wenn ich jemals Königin bin, wirst du es zu spüren bekommen!“ (S.160)

Mary 

Die letzten 180 Seiten sind dann vollends der kleinwüchsigen und stillen Mary gewidmet. Sie lebt im Schatten ihrer Schwestern und im Schatten ihrer Cousinen, die nacheinander den Thron besteigen. Sie wird nicht wirklich als Konkurrenz wahrgenommen, eher als Püppchen, das man herumschieben kann, wie man möchte. Dass Mary ganz und gar nicht dumm ist, entgeht den meisten. Sie denkt sich ihren Teil, hat jedoch eine unfassbare stärke, weiß sich zu behaupten und hat keine Sekunde Selbstmitleid. Sie wünscht sich nicht normal zu sein und wird für ihre Art teilweise sehr bewundert. Ich habe sie manchmal etwas zu selbstbewusst wahrgenommen und kann mir vorstellen, dass genau das das Ziel der Autorin war. Mary wurde zu Stolz erzogen, um ihre Größe zu kompensieren. Sie ist sehr würdevoll, hält sich immer aufrecht und beschwert sich nie, auch wenn ihr beispielsweise langes Reiten oftmals Probleme bereitet. Sie möchte sich nicht mit anderen kleinwüchsigen Personen am Hof gleichsetzen und zieht immer eine strenge Linie. Gleichzeitig versucht Mary irgendwie ihre Schwester Katherine zu unterstützen und zu beschützen, doch diese vertraut ihrer kleinen Schwester kaum etwas von all ihren Geheimnissen an.
Bei all den Intrigen wird völlig vergessen, dass Mary eben doch auch eine Frau ist. Eine Frau, die ebenfalls Liebe finden möchte und dies letztlich auch tut. Doch entgegen all ihren rationalen Entscheidungen und ihrer Ruhe, die sie ausstrahlt, macht sie einen Fehler, der bei mir immer und immer wieder ein Kopfschütteln auslöst: wieso? Wieso hat sie das getan? Sie kannte die Schicksale ihrer Schwestern und riskiert dennoch alles. Genau wie sie. Es ist mir völlig schleierhaft wieso sie das getan hat und doch zeugt es von ihrem starken Willen. Sie möchte sich nicht unterordnen, sie möchte nicht zu einem tristen Leben gezwungen werden und so schlägt sie alles in den Wind und tut etwas unerwartetes. Philippa Gregory hat mir Mary ebenfalls ans Herz gelegt und ich habe sie sehr gerne begleitet.

„Rot ist die Farbe der Unbeugsamkeit, die Farbe des Lebens, die Farbe der Liebe, und deshalb ist es meine Farbe.“ (S.600)

Fazit

Die Geschichte der drei Grey Schwestern ist tragisch, voller Schicksalsschläge, Intrigen, Ungerechtigkeiten und doch eine Geschichte, die auch ein wenig Mut und Hoffnung macht. Jane hat bis zu ihrem Tod an ihrem Glauben an Gott festgehalten und darin Frieden gefunden. Katherine hat auf ihr Herz gehört und, egal wie tragisch ihre Geschichte war, Glück gefunden. Mary ist unfassbar willensstark und hat dies ganz England bewiesen. Diese Frauen haben alle Regeln gebrochen, haben dafür gelitten und gebüßt und genau dafür ist es wert, dieses Buch zu lesen.


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