[Erstveröffentlichung: 2. Januar 2010]
Man muss sich doch auch mal erholen dürfen … auch beim Lesen.
Und wer seinen Geist mal ein wenig erholen und erfrischen möchte, wer einfach mal Pause machen möchte vom täglichen Kampf ums Dasein… dem sei Uli Hannemanns Buch ans Herz – oder auf den Nachttisch – gelegt.
Ungeschminkt und jenseits aller polical correctness malt Hannemann ein Bild dieses nicht ganz unproblematischen Berliner Stadtbezirkes, das selbst dem, der darin wohnt, noch ein Schmunzeln entlockt. Oder vielleicht sogar: vor allem denen, die dort wohnen. Es ist ein liebevoller Blick auf die Menschen, die nie zu Wort kommen, wenn über die Bundeshauptstadt gesprochen wird; nicht der Ort, der Touristen gezeigt wird. Und doch auch ein Platz Stadt, das von schrulligen und liebenswürdigen Menschen bewohnt wird. Selbst die Drogendealer in der Hasenheide sind Leute, die von irgendetwas leben müssen.
Zwar wird auf den 185 Seiten des Buches mehr Bier konsumiert, als ich mein Lebtag bisher überhaupt auch nur sah… aber es steckt etwas vom alten Zille in Hannemann; nur das der eine zeichnete und der andere schreibt. Es gelingt Hannemann, selbst einem nie funktionierenden Kachelofen noch witzige Seiten abzugewinnen; der allgegenwärtigen Hundekacke auf den Gehwegen etwas poetisches anzudichten. Aus Glaßbrenners Eckensteher Nante wurden die “Lungerer” (eine wundervolle Geschichte).
So reiht sich Uli Hannemanns Buch in eine Art liebevoll-kritische Stadtliteratur ein, die besonders Berlin hervorgebracht hat. Zu den bereits erwähnten Herren Zille und Glasbrenner fallen mir noch Otto Reutter und – natürlich – Tucholsky ein. Hannemann erreicht nicht deren Niveau; aber sein Blick und sein Humor sind ein ähnlicher. Mit ein wenig mehr Sprachpräzision kann der Autor diesen Olymp erklimmen. Es gibt ja auch noch (mindestens) zwei weitere Bücher von ihm…
Nic