Die Wörter “Elektroauto” und “wenn” bilden eine unzertrennliche Einheit. Gemeint ist die Tatsache, dass das Interesse an Elektroautos groß ist und weiter steigt. Das hat zuletzt der Berliner Hightech-Verband BITKOM in einer repräsentativen Umfrage kurz vor der IAA 2011 festgestellt. Demnach würden sich 69 Prozent der Deutschen ein Elektroauto kaufen (Anfang des Jahres waren es noch 30 Prozent weniger). Jetzt kommt es: Wenn Elektroautos nicht so teuer wären und wenn man im Elektroauto Komfort wie gewohnt genießen könnte. Komfort auch im Sinne von Reichweite und Alltagstauglichkeit. Das sind keine neuen Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie stellen muss.
Elektroauto Mercedes B-Klasse E-Cell Plus. Das erste Elektroauto mit Range Extender von Mercedes soll 2014 auf en Markt kommen.
Herausforderung Elektroauto – Zukunft serienmäßig?
Eine zweite, gerade erst veröffentlichte Elektroauto-Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, sorgt dagegen für mehr Aufsehen. Geht es nach dem Plan der Bundesregierung, sind 2020 auf Deutschlands Straßen 1 Million Elektroautos unterwegs. Ob dieses Ziel realistisch ist, das haben wir uns und Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VDC) im Interview vor einem Jahr gefragt. In diesem Zusammenhang erschien die Prognose von Eurotax Schwacke, dass es wohl eher 250.000 Elektroautos sein werden, näher an der Realität. Jetzt spricht das IWF von maximal acht Prozent Marktanteil der Elektroautos bis 2020, etwa 220.000 Elektroautos pro Jahr. Da ist es wieder: Wenn entsprechende staatliche Förderungen dafür sorgen, dass aus dem vorhandenen großen Interesse der Autokäufer an Elektroautos tatsächliche Absätze werden. Und wenn es mit der technologischen Entwicklung von Elektroautos schnell weitergeht: Zum Beispiel müssen die Preise für Batterien um 70 Prozent sinken und die Speicherkapazität muss sich verdoppeln. Sonst sieht das IWF den Marktanteil bei drei Prozent. Nach heutigem Stand muss der Fahrer eines Elektroautos 300.000 km fahren, um die hohen Anschaffungskosten ausgleichen zu können.
Übersicht Elektroautos in Halle 4 auf der IAA
In Halle 4 auf der IAA sind die aktuellen Elektroauto-Neuheiten zu sehen. Das ist elektrisierend, wie mir mein Kollege Fabian bestätigt, der gestern auf der IAA vor Ort war. In der E-Auto-Halle und an den Ständen der Autohersteller in den anderen Hallen ist “Zukunft serienmäßig” zu sehen, so das Motto der 64. IAA. Die Elektroautos, Studien und Concept-Cars der Automarken zeigen, was Mobilität von Morgen bedeutet / bedeuten kann. In Halle 4 haben auch Zulieferer wie Bosch und Siemens ihre Stände, Hochschulen und Konzerne wie BASF, IBM und E.ON ebenfalls. Die Mischung soll signalisieren: Das Elektroauto ist ein Gemeinschaftsprojekt, das mehr bedeutet, “als den Verbrennungsmotor durch einen Elektroantrieb und den Tank durch eine Batterie zu ersetzen.” wie es in der IAA-Pressemeldung heißt. Wir haben die aus unserer Sicht spannendsten Elektroautos auf der IAA 2011 für Euch in einer Übersicht zusammengefasst. Falls ihr da seid und nicht nur gucken wollt, auf dem Freigelände F4 sind Probefahrten in Elektroautos möglich.
Übersicht Elektroautos auf der IAA 2011
Elektroautos, Studien und Konzepte &
Maße, Reichweite, Preis und weitere Informationen
BMW i3
Das 4-Sitzer Elektroauto BMW i3 (Maße: 3,84 m Länge, 2,01 m Breite, 1,54 m Höhe, 200 l Kofferraumvolumen, Verkaufsstart: 2013) basiert auf zwei Leichtbau-Modulen. Die Basis „Drive“ ist aus Aluminium, die Fahrgastzelle „Life“ aus Carbon. Mit diesem Fahrzeugkonzept gleicht BMW im i3 das durch die Lithium-Ionen-Batterie verursachte höhere Gewicht aus und verlängert die Reichweite auf 130 bis 160 km. Mit optionaler Reichweitenverlängerung (Range Extender – REx) über einen kleinen Ottomotor kann die Reichweite noch vergrößert werden. Für die Entwicklungen im Bereich der Leichtbauweise und den serienreifen Einsatz der leichten Carbon-Karosserie im Elektroauto BMW i3 wurde BMW gerade mit dem "ÖkoGlobe" 2011 ausgezeichnet. Hier ein ausführlicher Bericht zum Elektroauto BMW i3.
Mute
Das 2-Stizer Elektroauto MUTE (Maße: 3,55 m Länge, 1,55 m Breite, 1,31 m Höhe, im Kofferraum ist Platz für zwei Gepäckstücke vorgesehen) ist ein Gemeinschaftsprojekt von 20 Lehrstühlen der Technischen Universität München. Dank des geringen Gewichts von 500 kg inkl. der Lithium-Ionen-Batterie und der elektrischen Reichweitenverlängerung (Range Extender) kommt der MUTE auf eine Reichweite von 100 km. Das Team um Markus Lienkamp entwickelte das Elektroauto innerhalb von 18 Monaten. Wann und zu welchem Preis das Elektroauto auf den Markt kommt, ist noch nicht bekannt. Nur so viel: Teurer als ein jetziger „normaler“ Kleinwagen mit Verbrennungsmotor soll er nicht werden, man spricht von um die 13.000 Euro.
Mia
Das 3-Sitzer Elektroauto mia (Maße: 2,87 m Länge, 1,64 m Breite, 1,55 m Höhe, 260 l Kofferraumvolumen) ist serienreif und kann zum Preis von 23.500 Euro bestellt werden. Mit einer 8 kWh Batterie liegt die Reichweite bei 80 bis 90 km, die Aufladezeit bei drei Stunden. Über eine 12 kWh Batterie kommt die mia (nicht der mia) auf eine Reichweite von 120 bis 130 km, das Aufladen dauert dann fünf Stunden. Aktuell produziert das im Juni 2010 gegründete deutsch-französische Unternehmen mia electric 100 Fahrzeuge, ab Dezember sollen 48 mia Elektroautos pro Tag vom Band rollen. Zur Produktpalette gehören außerdem die mia L mit vier Sitzen und 3,19 m Länge sowie der Kleintransporter mia K mit einem Sitzplatz (optional zwei) und 1.500 l Ladevolumen.
Mitsubishi PX-MiEV
Der kompakte 4-Sitzer Mitsubishi PX-MiEV ist ein neues Konzeptfahrzeug des japanischen Autoherstellers, der mit dem Elektroauto Mitsubishi i-MiEV schon jetzt Erfolge feiert. Anders als der Kleinwagen gleicht die neue Studie PX-MiEV einem SUV, das mit zwei Elektromotoren – je einer an der Vorder- und an der Hinterachse untergebracht – angetrieben wird. Dazu kommt ein 1.6 Liter Benzinmotor, der den Vorderradantrieb unterstützen soll oder als stromerzeugender Generator eingesetzt wird.
Opel Ampera
Das Elektroauto Opel Ampera (Maße: 4,50 m Länge, 2,13 m Breite, 1,44 m Höhe, 310 bis max. 1.005 l Kofferraumvolumen) ist der große Hoffnungsträger bei Opel. Zum Preis von 42.900 Euro bekommt man ein ausgereiftes Elektroauto, das über den 111 kW (150 PS) starken Elektromotor auf 40 bis 80 km Reichweite kommt. Dank Reichweitenverlängerung (Range Extender) über einen 1.4 Liter Benzinmotor mit 63 kW (86 PS) Leistung erhöht sich die Reichweite auf 500 km. 1,6 l/100 km Verbrauch und weniger als 40 g/km CO2-Emission gibt Opel beim Ampera an, der vor kurzem für die nach nachhaltigste Innovation im Bereich Elektroauto in Serienproduktion mit dem ÖkoGlobe 2011 ausgezeichnet wurde.
VW e-up!
Das Elektroauto VW e-up! (Maße basierend auf dem neuen Kleinwagen up!: 3,54 m Länge, 1,64 m Breite, 1,48 m Höhe) soll 2013 auf den Markt kommen. Die Studie wird jetzt auf der IAA 2011 gezeigt. Der Elektromotor im VW e-up! schafft derzeit 135 km/h Höchstleistung, bei 60 kW Leistung. Die Reichweite im e-up! soll bis zu 130 km betragen.
Mercedes B-Klasse E-Cell Plus
Auf der IAA 2011 feiert der 5-Sitzer Mercedes B-Klasse E-Cell Plus Weltpremiere, das erste Elektroauto mit Range Extender von Mercedes. Das Plus beim seriennahen Elektroauto steht für eine hohe Reichweite von 600 km, die über einen Benzinmotor ermöglicht wird. Bis zu 100 km sollen rein elektrisch gefahren werden. Der Elektromotor hat eine Spitzenleistung von 100 kW (136 PS), der 3-Zylinder-Turbo-Benziner bringt es auf 50 kW Leistung. Dieser fungiert bei geringen Geschwindigkeiten als Generator und speist den Elektromotor. Bei längeren Strecken und höheren Geschwindigkeiten schaltet sich der Benziner als zu zusätzlicher "Fahrmotor" ein. Für 2014 ist der Verkaufsstart für den Mercedes B-Klasse E-Cell Plus geplant.
Audi urban concept
Das 1+1 Sitzer Elektroauto Audi urban concept (Maße: 3,20 m Länge, 1,67 m Breite, 1,19 m Höhe) kommt dank Carbon-Leichtbauweise auf rund 500 kg Gewicht. Im Konzeptfahrzeug ist eine Lithium-Ionen-Batterie eingebaut, die Reichweite des Elektroautos beträgt momentan 50 km. Was und wie viel von dem Audi urban concept tatsächlich in Serie geht, steht noch in den Sternen. Bei Audi selbst spricht man bei diesem Fahrzeug von einer Mischung aus Fun-Car, City-Auto und Rennwagen.