Tag 15, Pfingstsonntag, 19. Mai 2013: Einsiedeln – Brunnen
Der Wetterbonus scheint schon wieder aufgebraucht zus ein. Draußen ist es kalt und grau und regnet. Erstmal genießen wir das Frühstück im St. Josef – vor allem die zartfrischen Croissants, ähm: Gipfeli – haben es uns angetan.
Dann sind wir draußen im Regen, gehen zur Kirche, doch dort ist Hochbetrieb: Gleich beginnt der Gottesdienst – also keine Chance, die schwarze Madonna zusehen oder einen Pilgerstempel zu holen. Trotz Pfingsten fehlt uns die Zeit, denn wir wollen heute noch bis Brunnen am Vierwaldstättersee kommen. In einem Seitenraum kann ich den Rucksack wetterfest machen und die Gamaschen anziehen. Heute ist einevielköpfige Abordnung aus Fatima in Portugal zu Gast in Einsiedeln. In dem Raum schmücken die Portugiesen ihre Marienstatue mit frischen Rosen.Wir wandern fünf Kilometer stur vor uns hin bis Trachslau. Im strömenden Regen hört man nur die Tropfen auf die Kapuze trommeln. Eine Frauen-Pilgergruppe mit einer Ordensschwester zieht vor uns her. An der nächsten Brücke ziehen wir vor denen her. So kommen etliche Kilometer zusammen. Ab Kilometer 9 geht es plötzlich rechts ab, fast senkrecht den Berghang hinauf.
Der Regen hat etwas nachgelassen, dafür lässt der steile Anstieg uns nun den Schweiß ausbrechen. Schritt für Schritt gewinnen wir langsam an Höhe. Schon liegt das Tal weit unter uns; es lockert zusehends auf. Wir kommen an einer kleinen Kapelle und an einer Schutzhütte vorbei und erreichen schließlich über ein kleines Sträßchen das Haggenegg auf 1.414 Metern Höhe. Das hier ist der höchste Punkt auf dem gesamten Schweizer Jakobsweg!
Und siehe da: Nebel und Regen bleiben hinter uns zurück – vor uns tut sich ein hervorragender Blick auf das Rigi-Massiv und den Vierwaldstättersee und die Stadt Schwyz auf. Hier oben auf dem Haggenegg war am 16. Juni 1775 schon Goethe auf seiner Schweizreise! Wir wärmen uns im Berggasthof, sitzen direkt am Fenster und genießen die Aussicht. Und die Älplermagronen mit Spiegelei, Speck und Käse. Und den ¨Kafi fertig¨ mit dem Kräuterschnaps.
Direkt neben dem Berggasthaus ragen die beiden mächtigen Mythen auf (1811 und 1898 m hoch). Für uns heißt es nun, einen fast tausend Höhenmeter steilen Abstieg zu bewältigen. Immer locker in die Knie gehen, Zickzack-Kurs. Und höllisch aufpassen, nicht zu stolpern.
Am Gehöft Brändli haben wir den Lauerzer See und den Vierwaldstättersee herrlich vor Augen. Durch den Weiler Ried führt uns der Weg an der Kantonsschule Kollegium Schwyz vorbei auf den Hauptplatz der Stadt Schwyz. Wir schauen in die Pfarrkirche Sankt Martin – und auf die Kunden eines Cafés, die draußen in der Sonne sitzen. Für uns ist noch ein Tisch frei! Wir genießen den Cappuccino bevor es wieder dunkel wird und erste Regentropfen fallen. Marietta und Nico fahren ab hier mit dem Bus bis Brunnen.
Ich gehe an der Büelerkapelle vorbei, am Produktionsgebäude der Firma Victorinox vorbei zur Fünffranzenkapelle (von 1675). Eine Brücke führt über den Fluß Muota zur Erlenkapelle und zum kleinen Zahnweh-Chäppeli.
Vorbei am Kloster Ingenbohl und dem Bahnhof komme ich gegen 18.30 Uhr im Hotel in Brunnen (432 m) an.
Den Abend verbringen wir mit einem reichhaltigen Käsefondue.
8:13 Stunden waren wir heute auf den Füßen, 607 Meter Aufstieg. 23,8 km. Heute ist die 300-km-Marke überschritten. Es geht voran…