In welche Lebenslücke soll ein Junge hineinpassen, der eine schöne Schwester und einen schlauen, bald reichen Bruder hat? Dominic sucht diese Lücke und macht sein Hobby zum Beruf. Aber sein Leben lang wird er gedeckelt, seine Familie spricht nicht über Gefühl oder Ähnliches und er macht bald den selben Fehler wie seine Verwandtschaft. Als seine Schwester fast für ihn verschwindet, droht sein Leben auseinanderzubrechen. Kann ihm irgendjemand oder irgendetwas helfen?
Dominic ist ein Junge, der schnell fehl am Platz ist und den nur seine Schwester wirklich richtig liebt und verteidigt. Der Rest der Familie schweigt und überlasst Dom fast sich selbst, denn alle anderen Dinge haben die größeren Geschwister schon abgedeckt. Vielleicht hat er deswegen die verlorene Aura um sich herum, die mich immer seufzen lässt und ihm alles Gute wünscht.
Der Rest seiner Familie bringt mich schon auf Seite 20 auf die Palme, als ich mit seinem Idiot von Bruder brechen will und ihn am liebsten aus dem Buch streichen würde. Dabei sind es nur schwarze Sticheleien, die vor allem Dom aushalten muss, und mit denen sein Bruder sich in den Vordergrund spielt.
Victoria mag ich vom ersten Moment an sehr gern. Sie hat etwas leichtes in ihrer Art verborgen, weiß aber schon, was sie will. Jedenfalls die erste Zeit im Buch, später wird sie zum Unsicherheitsfaktor, aber mehr wird nicht verraten.
Sehr gut gefallen hat mir der Partner von Dom, der mit seiner väterlichen, etwas komischen Art einen großen Teil des Buches für gute Gefühle sorgt.
Mark Watson ist eine bunte Mischung aus vielen Charakteren gelungen, die alle andere Facetten zeigen.
Very britisch ist die Kulisse nicht, aber der Leser merkt das britische Umgangsformen benutzt werden. Und einige Dinge, die die Personen sagen, sind schon sehr britisch Vor allem der Humor hat es mir angetan und ich bezweifele, dass einem Autor für mich persönlich, besser dieser Mix zwischen Ernst und britischem Humor gelungen ist.
Ansonsten mag ich die nächtlichen Ausflüge der Kinder und die Urlaube mit den Eltern, die einen tiefen Einblick in den Kosmos: “Doms Familie” geben.
Eine Familiengeschichte und eine Art Selbstfindungsgeschichte bekommen wir hier serviert. Wer aber meint, sie sei langweilig, dem seinen Unglücke und andere komische Begebenheiten ans Herz gelegt, die immer wieder passieren.
Seitenlang hielt ich das Buch für normal, fast stetig hinplätschernd bis Watson plötzlich einen Paukenschlag auspackt. Mich hat es immer völlig erstaunt zurückgelassen, wie eine Geschichte plötzlich derart aus den Fugen geraten kann. Respekt, denn das schaffen nicht viele.
Kleinigkeiten haben mich gestört, auf die ich leider nicht weiter eingehen kann. Da wäre zum Beispiel etwas, dass relativieren soll aber es nicht tut. Dieser Umstand war ein Knackpunkt bei der Leserunde. Ich fand diesen Wandel am Ende des Buches für die Figuren aber völlig nachvollziehbar.
Dieses Buch ist wieder eins von der Sorte, die mit dem Klappentext eine ganz andere Geschichte anbieten, als die, die der Leser später bekommt. Eine Schande ist das, denn hier erwartet uns eine tiefsinnige, traurige und sehr sehr emotionale Geschichte, die nur wenig mit Hochzeiten zu tun hat. Ein Familiendrama mit Flair und Charme, das Mark Watson geschaffen hat.
Vielleicht habe ich Glück, dass ich sein erstes Buch “Elf Leben” nicht gelesen habe, und habe nun einen unverstellten Blick für dieses Buch. Aber so oder so: Mark Watson zählt für mich zu meinen Autorenhighlights 2012.
Im Dezember machte ich bei der Leserunde mit und schon bald wurde klar, dass dieses Buch ausgezeichnet ist: