Über Männer und andere Feiglinge

Nur, um es mal festzuhalten: Bis vor  48 Stunden wußte ich nicht, dass Christian von Boetticher existiert. Die gute Nachricht scheint zu sein, dass ich mir den Namen auch weiterhin nicht merken muss. Die schlechte Nachricht ist, dass er momentan beliebteste Sau im Schweinestall des Sommertheaters ist.

Ich hoffe zumindest, dass es das Sommerloch ist, dass quer durch sämtliche Onlinemedien die Kommentarspalten füllt: Während ich allerdings bei Karl Theodor zu Guttenberg die Hysterie noch insofern verstanden habe, als dass man ihm gerade auch als komplett entpolitisierte Person einfach nicht entkam, bin ich hier echt überfragt. Ich warte eigentlich nur darauf, dass die ersten Kommentare im Sinne von "Aber der sieht doch so gut aus" und "Aber der ist doch so nett" fallen, bereit, mich vom Schreibtisch zu stürzen.

boetticher

Es verblüfft mich, wie viele Menschen sich berufen fühlen, zu analysieren und zu verteidigen und die überkommenen Wertvorstellungen unserer Gesellschaft anzugreifen. Deutlich weniger Menschen geben zu verstehen, dass sie den Rücktritt des schleswig-holsteinischen Sunnyboys begrüssen. Dabei irritiert es mich auch, was die so alles über diese Affäre und beide Beteiligte wissen bzw. herausfinden. Ich habe sogar neue Fremdwörter gelernt, wie zum Beispiel Parthenophillie.

Ein wenig frage ich mich auch, wie sich diejenigen, die den großen Romantiker da verteidigen, eigentlich seine weitere Karriere vorstellen. Wie soll der denn was zur Bildungspolitik sagen? Zur Jugendpolitik? Wie soll der über Familienpolitik reden, ohne dass der Saal zu lachen anfängt? Und dann auch noch in der CDU, wo er zum neuen konservativen Glanzlicht aufgebaut werden sollte: Wie soll denn ausgerechnet der sich über das böse Internet ereifern, gegen Facebook-Partys keilen, den Verfall von Sitte und Moral geisseln? Das sind Pflichtübungen für christdemokratische Hardliner, vor allem, wenn sie sich selbst dazu erklären.

Es ist dabei völlig unwesentlich, wie man die Geschichte an sich bewertet - spotten werden auch jene, deren geheime Träume er gelebt hat, grinsen werden auch diejenigen, die eine willkommene Gelegenheit sehen, ihre eigene Progressivität zu demonstrieren. Eine merkwürdige Übung - vor allem die rechtliche Situation wird wieder und wieder erläutert, und nein, straffällig hat er sich nicht gemacht.

Ich finde das bemerkenswert - nur, weil man juristisch nicht belangt werden kann, heißt das nicht, dass man eine weisse Weste hat. "Ein Arschloch sein" geht meist Hand in Hand mit "ein Feigling sein - Leute ohne Charakter achten peinlich genau darauf, dass es keine Konsequenzen für sie hat, wenn sie anderen Menschen das Leben zur Hölle machen. Und nein, ich rede nicht von der 16jährigen, ich rede von der "Langzeitfreundin", von der Dame, deren Privatleben unser Held schonen wollte. Wie gerne hat er sich damit gebrüstet, im Gegensatz zu anderen Politikern die Familie nicht durch die Wahlkämpfe zu schleifen - wenn man mal von strategisch geschickt eingebauten Heiratsankündingungen absieht. Umfassender hätte er sie nicht mehr lächerlich machen können. Ich hoffe, dass ihre Zunge scharf und ihre Fingernägel lang sind.

Wir machen dann mit dem Wetter weiter.

Kommentare


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