Wenn man die Explosion der Baukosten für die protzigen sogenannten “Kultur- Denkmäler” betrachtet, kann einem schon schlecht werden. Ursprünglich 77Mio. sollte die Elbphilharmonie in Hamburg kosten. Gerade wird gemeldet, man würde mehr als das 10-Fache, also mindestens 800 Millionen Euro benötigen. Nach aktuellen Schätzungen wird der Bau umgerechnet über 1,03 Milliarden Dollar verschlingen und ist damit unter den Top-Ten der “teuersten Wolkenkratzer der Welt” (1)
Über 1.000 Millionen Dollar. Für was und für wen?
Milliardengrab in der Abendsonne: 1,03 Milliarden. Protzbau oder “Kultur-Denkmal” – Foto: © Marlies Schwarzin / pixelio.de
Für ein Prestigeobjekt, einen “Blickfang”, der zur Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs im internationalen Metropolenvergleich beitragen soll?
Es geht darum, einen der zehn “besten Konzertsäle weltweit” zu errichten, um ein zahlungsfähiges Publikum anzulocken und das Image der Hafenstadt zu polieren. Eine Milliarden-Summe – nicht etwa für die Kultur, sondern mit dem Ziel der Wirtschaftsförderung samt Oberschichtberieselung. Geld für “Kultur”, zweckentfremdet an denen vorbei, die heute an der Basis “Kultur schaffen”. Die Künstler von heute nagen nicht selten am Hungertuch, können die astronomischen Mieten in Hamburg nicht mehr bezahlen. Über 800Millionen Euro – oder mehr als 1 Milliarde Dollar für die Elbphilharmonie, das ist skandalös viel Geld! Es ist obszön, mit welchen Summen eine elitäre Minderheit “Kultur” in Szene setzt und dafür Steuergelder verwendet! (2)
Die steuerfinanzierte Großmannssucht Einzelner fordert Widerspruch förmlich heraus.
Die Diskussion darüber gehört auf die Tagesordnung. Aber wenn darüber diskutiert wird, sollte das Thema “Gentrifizierung” gleich mit auf den Zettel geschrieben werden. Unsere Städte konzentrieren sich analog dazu, wie sich das Kapital in den Händen weniger konzentriert. Man kann zusehen, wie sich in unseren Städten eine Exklusionsgesellschaft entwickelt. – Es geht um Reichtum, Umsatz und Konsum, um Selbstdarstellung und Protz. Wer da nicht mithalten kann, wird an den Rand gedrängt, ob es ums Wohnen geht, oder um Kunst und Kultur . Für mich ist die Elbphilharmonie ein Wahrzeichen eben dieser Exklusivgesellschaft.
Das verwerflichste dabei ist, das meiste Geld, das bei der Elbphilharmonie ver(sch)wendet wird, stammt nicht etwa aus den Taschen wohlhabender Investoren oder großer Unternehmen, sondern von der Allgemeinheit, die einen Bedarf an gänzlich anders gestalteten Projekten hätte, an der sie insgesamt mehr partizipieren könnte.
In diesem Zusammenhang scheint es an der Zeit und endlich erforderlich, den Tatbestand der Amtsuntreue ins Strafgesetzbuch zu schreiben. Wer Steuergelder in dieser Form verschwendet, sollte persönlich haften. Wer einen milliardenverschlingenden Protzbau will, soll ihn selbst bezahlen.
Öffentliche Bauaufträge sind in unserem Land bis heute die Haupt-Basis für Korruption und Vetternwirtschaft. Dies ist von Städten und Gemeinden bis zum Bund durchgehend zu beobachten: Wie es schein, ein Selbstbedienungsladen, den die Bürger das zweifelhafte Vergnügen haben, finanzieren zu dürfen.
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Quellen – weiterführende Links
Foto © Marlies Schwarzin / pixelio.de
(1)Abendblatt.de – Elbphilharmonie gehört zu den zehn teuersten Wolkenkratzern
(2)Radio Hamburg: Elbphilharmonie – Steuergelder in Milliardenhöhe verschwendet