Über die Absurdität religiöser Feiertage im säkularen Staat

pirateplakat_religion-ist-privatsacheRadio Vatikan, die Stimme des Papstes, bringt die Absurdität katho­li­scher Feiertage in Deutschland knall­hart auf den Punkt: „Weniger Katholiken, weni­ger Feiertage“. Die Deutschen müs­sen sich wohl oder übel an eine neue Situation gewöh­nen. Selbst wenn sie nicht an die leib­li­che Himmel-fahrt der Mutter des Juden Joshua glau­ben, haben sie gleich­wohl den Feiertag der Catholica gerne mit­ge­nom­men. Das könnte jetzt anders wer­den oder im tota­len Chaos enden.

von Georg Korfmacher

Deutschland ist nicht nur im christ­li­chen Glauben gespal­ten, son­dern hat mitt­ler­weile Mitbürger, die mehr­heit­lich kei­ner der christ­li­chen Glaubensrichtungen anhän­gen. Katholiken sind bun­des­weit mit weni­ger als einem Drittel im Hintertreffen. Vor ihnen lie­gen mitt­ler­weile Mitbürger, die an christ­li­che Vorstellungen nicht glau­ben. Das ist laut Zensus Fakt und passt so gar nicht in die Wunschträume der Catholica.

Trotz aller gegen­tei­li­gen Beteuerungen besteht der aktu­elle, dog­ma­ti­sche Marienkult erst seit 1950. In den ers­ten drei Jahrhunderten unse­rer Zeitrechnung spielte die „Gottesmutter” im west­rö­mi­schen Reich prak­tisch keine Rolle. Nur im ortho­do­xen Osten rank­ten sich um sie, wie um viele andere Heiligen, ara­beske Legenden, soll die Mutter des Joshua doch in Ephesus gelebt haben und gestor­ben sein. War sie wirk­lich nur in der Hauptstadt der Provinz Asia sicher? Es bedurfte der Feststellung eines Konzils (431 in Ephesus), um ihre Gottesmutterschaft über­haupt fest­zu­stel­len, nach­dem vor­her die Dreifaltigkeit klar war. Wie dem auch sei, erst 1500 Jahre danach musste end­lich mit einem Dogma geklärt wer­den, was mit der Dame eigent­lich war.

Nach dem Bamberger Professor für katho­li­sche Fundamentaltheologie, Jürgen Bründl, der wohl­ge­merkt aus öffent­li­chen Steuergeldern bezahlt wird, speist sich die Marienverehrung aus Volksfrömmigkeit. Auch das kann man tole­rie­ren. Aber was hat das mit unse­rer öffent­li­chen Feiertagsregelung zu tun? Erst kürz­lich musste in Staatsverträgen gere­gelt wer­den, dass in Bremen und Hamburg nun­mehr Muslime freie Tage für ihre reli­giö­sen Feste bean­spru­chen kön­nen, nach­dem es sol­che Regelungen für Juden bereits gibt. Wieso mischt sich ein demo­kra­ti­scher Staat in die Regelung reli­giö­ser Festtage ein? Irgendwann wird die Lage für bun­des­weit ope­rie­rende Unternehmen nicht mehr beherrsch­bar. Mitarbeiter kön­nen bun­des­weit nicht mehr für umfas­sende Projekte ein­ge­setzt wer­den, weil der und die da und dort gerade Feiertag haben. Und wieso darf eine Minderheit fei­ern, wäh­rend die Mehrheit arbei­ten muss? Welche Absurdität in einem demo­kra­ti­schen Staat, der sich auch und ins­be­son­dere über seine Wirtschaft defi­niert.

Solche deut­sche Gangart kennt der Pontifex „vom Ende der Welt” nicht. Also ist sie ihm fremd und suspekt. Wenn ein demo­kra­ti­scher Staat Feiertage für seine Arbeitnehmer ein­rich­ten will, soll er das nach welt­li­chen Gesichtspunkten und demo­kra­ti­schen Regeln tun. Religiöse Anschauungen oder gar Volksfrömmigkeit dür­fen da keine oder allen­falls mar­gi­nale und höchst aus­nahms­weise Bedeutung haben.

Über­ra­schend bedeckt hält sich da der baye­ri­sche Oberprimat in München. In Bayern muss er einen abstru­sen Status ver­tei­di­gen, im euro­päi­schen Kontext muss er hin­neh­men, dass es so etwas in kei­nem ande­ren Land in Europa gibt.

Wie ein mensch­li­cher Körper etwa 1900 nach sei­nem Ableben durch ein Dogma „vor der Verwesung bewahrt” wer­den kann (Jürgen Bründl), muss ein Glaubensgeheimnis der Catholica blei­ben. Vernünftige Menschen lan­gen sich da nur an den Kopf. Selbst Juden und Muslime ver­fal­len da in Gedankenstarre. Für die Catholica aber genug, um mit Zähnen und Klauen einen „hohen” Feiertag zu ver­tei­di­gen. So lässt der Münchner Archiprimat auch lie­ber einen Pfarrer aus dem unters­ten Glied vor­pre­schen und ver­kün­den: „Ich fände es schade, vor allem des­halb, weil dann in der einen Kommune dann schon wie­der ein Feiertag weg­fällt, auch wenn es von Anfang an so gere­gelt war. Theoretisch fände ich es sogar schö­ner, wenn es in ganz Bayern ein Feiertag wäre, aber das bräuchte ein neues Gesetz.”

Aber damit tritt er genau ins Fettnäpfchen, hatte der Pontifex doch erst kürz­lich ver­kün­det, dass nicht alles schon des­halb gut ist, weil es immer schon so war. Und Kneifen gilt schon gar nicht! Selbst Position bezie­hen und sich nicht auf gesetz­li­che Regelungen hin­aus­re­den! Wie bei der soge­nann­ten Kirchensteuer, für deren Eintreibung ja der Staat zustän­dig sein soll, wäh­rend man selbst nur mit Exkommunikation straft, sobald der böse Bürger aus wel­chem Grund auch immer nicht zahlt, wenn über den Staat das Geld für Glauben ein­ge­for­dert wird…

Mag die Catholica glau­ben, was sie will, sei es an Maria als Gottesmutter, an eine Jungfrau und deren unbe­fleckte Empfängnis und schliess­lich an ihre Himmelfahrt. Das ganze gespreizt über 1500 Jahre und ohne Rückhalt in der Bibel. Aber ist das Grund genug, sol­che, vie­len Menschen als abstrus erschei­nen­den Anschauungen allen über­stül­pen zu wol­len? Nach heu­ti­gem Verständnis würde eine Mutter dar­über wahr­schein­lich ganz anders den­ken. Aber sol­che Logik ken­nen „Eunuchen für das Himmelreich” (Ute Ranke-Heinemann) natür­lich nicht.

Dabei hat der neue Pontifex doch erst kürz­lich den Vater des Joshua als für­sorg­li­chen Vater und Ehemann aner­kannt. Abgesichert durch das Dekret mit der Erhebung des Familienvaters Josef könnte die Catholica jetzt doch ein Zeichen set­zen gegen die zahl­lo­sen und zuneh­men­den vater­lo­sen und allein­er­zie­hen­den Lebensformen. Papst Franz führt doch gerade vor, wie stark Bilder wir­ken. Ja, zur Erziehung eines Kindes gehört idea­ler­weise ein Mann, ebenso wie not­wen­di­ger­weise zu des­sen Zeugung. Das ist eine Urerfahrung der Menschheit und gehört mitt­ler­weile zum Allgemeinwissen. Schliesslich sind alle heu­ti­gen Primaten das Ergebnis eines sol­chen, hof­fent­lich lie­be­vol­len Aktes.


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