Über den Tellerrand schauen

Ich behaupte jetzt einfach mal ganz naiv, dass jeder Mensch vor sich einen Teller hat. Auf diesen Teller sind seine gesamten Eindrücke und Erfahrungen gesammelt und auf Grund dieses Tellers bewegt sich der Mensch, so wie er sich bewegt – und lässt dabei vielleicht so manches nicht an sich ran.

Vielleicht sollte man sich manchmal einfach nur denken: „Was auf den Teller kommt, wird gegessen“ und sich willenlos gegen neue Eindrücke, neue Menschen, neue Orte ergeben. Man könnte auch meinen somit einem seinen Horizont erweitern.

Schubladendenken bei Menschen
Ich gehe fest davon aus, dass Menschen mich nicht mögen, wenn sie mich das erste Mal kennenlernen. Das liegt an meinen Schubladendenken, was sehr primitiv als erstes nach den Äußeren des Gegenübers abläuft. Die Schubladen sind dabei geprägt von meiner Erfahrung aus der Vergangenheit.

Trägt ein Mensch nun also bestimmte Klamotten wird er von mir vorverurteilt. Das ich so handle ist mir schon vor Jahren aufgefallen und deswegen trainierte ich mir an, es trotzdem mit den Menschen zu versuchen. Aber so lang ich das auch schon tue, ich begegne den anderen dann immer noch mit Skepsis. Deswegen erscheine ich zu aller erst als unhöflich.

Sobald die ersten Gespräche gelaufen sind wird die Akte „Mensch XY“ umgesteckt und wird nach seiner Art und Weise wie er spricht oder seine Mimik ist neu einsortiert, mit sozusagen einem Verweis auf die vorherige Schublade. Das geht dann immer so weiter und so weiter. Irgendwann kann es dann sein, dass der Mensch in der Schublade „Mag ich“ oder „Mag ich nich“ gelandet ist. Ist er in erster kann er urplötzlich sich komplett neu einkleiden oder neue Charakterzüge aufweisen*, ich mag ihn trotzdem. Steht doch in seiner Akte, was für ein toller Mensch er ist!

Jedoch bin ich davon überzeugt, dass ein solches von mir an den Tag gelegtes Verhalten es mir erschwert eventuell großartige Menschen, kreative Köpfe, lustige Gesprächspartner niemals wirklich kennen zu lernen. Ich bleib halt doch irgendwie lieber auf meinen Teller. Ich glaub es ist ein Suppenteller.

Vorverurteilung von Blogs
Selbst hier im World-Wide-Web beobachtete ich das. „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht!“ – In all den Jahren, die ich jetzt schon unterwegs bin im Internet hat sich in meinem Kopf so etwas wie ein Standard-Ding für Blogs entwickelt. Auch hier wieder ganz primitiv: Als erstes wird das Design/Layout begutachtet. Woraufhin den Themenumfang des Blogs studiere, reine Beauty- und Fashionblogs sind dann gleich mit einen Klick auf das „x“ abgehackt.

Diese Blogs widerspiegeln nicht mein Interesse. Ist es so bisschen Misch-Masch-mäßig alles werden die ersten Beiträge studiert. Und lese ich so was wie „Hallo ihr Lieben“, bei fast jeden Beitrag als erstes, huste ich ein „Pussy“ mir vom Leib und wieder habe ich die Person vorverurteilt und habe nun an Desinteresse an den Blog.

So, auch das alles ist wieder in viele kleine Unterschubladen sortiert und in der letzten Zeit finde ich es halt schade, durch diese stupiden Dinge nicht neue Blogperlen kennen lernen zu können. Ich hab also beschlossen auch hier dran zu arbeiten. So langsam glaube ich, es ist ein sehr tiefer Suppenteller.

Es erleichtert einen sein Leben
Bekanntlicher Weise mach ich mir nicht sehr viel aus Kleidung und Make-Up. Es interessiert mich nicht sonderlich, deswegen wird auch immer das Gleich gekauft und so. Aber nun, wo ich mein Schubladenprinzip lockerte, hab ich Beraterinnen an meiner Seite!

Zwei, drei Mädels sind jetzt unter „Mag ich“ abgelegt, die prinzipiell vor Jahren nicht dahin gekommen wären, eher in die Schublade „Pussy“. Modeinteressiert, quirlig und einfach mädchenhaft sind die.

Aber weil es nun ist wie es ist, gehe ich manchmal auf sie zu – wenn das Geld über ist und die Zeit gekommen – und sage: „Hier, wir gehen shoppen. Du suchst aus, ich probier an und zücke eventuell meine ec-Karte!“ Oder wir hocken gemütlich in der Küche und unsere Köpfe hängen überm Laptop und wir studieren den H&M Shop nach Perlen für mich ab.

Herr Ober, ich würde gerne bestellen!
So möchte ich halt lieber nicht nur ein festes Gericht essen, sondern mich vom Büfett bedienen können – dazu gehört schon etwas „Mut“. Mit einen neuen Teller aufzustehen, ans Büfett zu gehen und sich dann neue Häppchen aufzutischen. Man stellt sich dabei ja irgendwie immer selber ein Bein.

Um aus diesen „immer das Gleiche bestellen“ heraus zu kommen, ist es wichtig sich dessen erstmal bewusst zu werden und dann aktiv, wenn der Kopf sagt „Schublade XY“, die Akte dadrin noch nicht gänzlich zu versenken, sondern sie noch ein Stück herausstehen zu lassen um sie wieder aufnehmen zu können und weitere Feinschliffe an ihr zu tätigen.

Es ist sozusagen auch ein Kampf gegen den „inneren Schweinehund“.

* Sofern er nicht komplett auf einmal gegen meine Prinzipien/Schubladen verstößt


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