Über den Sinn von Sinnlosem

Auf den ersten Blick oder im Nachhinein mögen viele Dinge sinnlos erscheinen – ein Studium, das mit dem später ergriffenen Beruf fachlich überhaupt nichts zu tun hat, oder die Ansage im Zug, man möge doch bitte auf Bahnsteigseite aussteigen, zum Beispiel.

Aber es gibt noch eine andere Stufe von Sinnlosem: Die Dinge, von denen man vorher, hinterher und wahrscheinlich auch währenddessen weiß, dass sie irgendwie sinnlos sind, aber für die man sich bewusst und ganz eigenständig entscheidet. Die Könige und Königinnen unter und über dem Sinnlosen sozusagen.

Ich sitze gerade im Zug und fürchte mich davor, dass ich mir einen neuen Platz suchen muss, weil ich keine Reservierung habe und die Deutsche Bahn es mal wieder nicht für nötig hielt, mich über etwaige Platzreservierungen Anderer zu informieren.

Diese Könige und Königinnen kommen für Andere und vielleicht auch manchmal uns selbst ganz überraschend auf uns zu. Wir wissen vielleicht nicht so recht etwas damit anzufangen, fragen uns, was das denn soll und finden uns vermutlich irgendwann einfach damit ab. Da steht halt so ein völlig zusammenhangsloser Absatz mitten im Text, keiner weiß wieso, aber ist ja eigentlich auch egal. Worum ging es gerade nochmal?

Am Schönsten ist es aber, wenn wir Sinnloses lange im Voraus planen und uns darauf freuen können. Einen Probetag Gleitschirmfliegen etwa, wenn wir schon vorher wissen, dass wir definitiv danach nicht damit weitermachen werden, weil der Sport zu teuer ist oder ein solches Hobby nicht zu unseren Lebensgewohnheiten passt.

Oder ein Tag Quadfahren, obwohl wir sonst immer auf diese dummen lauten Dinger schimpfen, die lediglich der menschlichen Belustigung, der Umweltverschmutzung und dem Erschrecken von Eichhörnchen am Straßenrand dienen.

Oder das Fahrrad in einer langen Tour von einer Stadt in die andere bringen, obwohl man sich dafür Urlaub nehmen muss, der an anderer Stelle fehlt, und es auch einfach binnen weniger Stunden im Zug transportieren könnte.

Warum um alles in der Welt, fragt man sich, tut man so etwas blödsinniges?

Weil es Spaß macht. Weil Lachen gesund ist. Weil es einem eine gewisse Leichtigkeit im Leben wiedergibt, die man im Alltag verloren hat. Weil man überhaupt aus dem Alltag ausbricht, eben etwas sinnloses tut und sich einmal mehr nicht dem Zwang unterwirft, immer nur vernünftig, kosteneffizient und auf ein Ziel hin zu arbeiten.

Weil das manchmal einfach mal sein muss.

Deshalb.



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