Donatello, Raphael, Michaelangelo und Leonardo (v.l.n.r.) sind die Teenage Mutant Ninja Turtles in der 1990er Realverfilmung “Turtles – Der Film”
„Hey jetzt komm’ die Hero Turtles“ singt uns Frank Zander in der 90er Jahre Zeichentrickserie vor. Da springen sie auf die Bildschirme der Kindheitstage. Die Teenage Mutant – damals Hero, heute Ninja – Turtles. Basierend auf den Figuren erschaffen von Kevin Eastman und Peter Laird konnte es einfach nicht allzu lange andauern, bis diese Ninja Turtles auch auf den Kinoleinwänden erscheinen würden. 1990 wurde der Startschuss mit Turtles – The Movie gegeben. „Das ist kein Traum, oder? Ich träume nicht?“ fragt sich da Eyewitness News-Reporterin April O’Neil in ihrem klassisch-gelben Regenmantel.
Von den Kritikern grundsätzlich in Grund und Boden gestampft, entfalten die Spielfilm-Turtles heute eine grandiose 90er Jahre-Trash-Atmosphäre. Irgendwo zwischen Power Rangers und Godzilla, zwischen Ghostbusters und den Muppets (Jim Henson’s Creature Shop hat tatsächlich an den ersten beiden Turtles-Filmen mitgearbeitet). „Who do we gonna call?“ fragt die O’Neil – und statt den Ghostbusters erscheinen nun vier mutierte Schildkröten, die sich der Kriminalität annehmen. Ein Augenpaar sucht sich aus einer schmalen Öffnung zwischen Kanalisationssystem und angehobenen Gullideckel die nächsten Banditen aus, die der Ninja-Tradition zum Opfer fallen sollen. Ob dabei der Pizzakonsum ein gutes Zeichen für die damalige Jugend setzen sollte bleibt fraglich, jedenfalls nutzen Raphael, Michaelangelo, Donatello und Leonardo jede freie Sekunde um sich einen Slice des begehrten Fast Foods reinzuschieben. „Pizza“ ist gar das erste Wort, dass die frisch mutierten Schildkröten sprechen.
„Wo nehmen die nur solche Ideen her?“ fragt sich Raphael derweil über Critters, der gerade im Kino läuft und verweist damit recht selbstreferenziell auf die vier Schildkröten, die durch einen grünen Glibber lernen auf zwei Beinen zu gehen und von einer ebenfalls mutierten Ratte (Meister Splinter) in der fernöstlichen Kampfkunst gelehrt werden, die sich die Ratte wiederum aus ihrem Käfig heraus von ihrem menschlichen Meister abgeschaut hat. Unterstützt werden die Turtles von Casey Jones, der Eishockey-Fanatiker, der Penaltys an die Kriminellen verteilt. Er hält Raphael für einen glatzköpfigen Punk mit grünem Make-Up und sollte hierfür Blindheit gestraft werden, Michaelangelo fährt aber die Retourkutsche und nennt Casey einen Wayne Gretzky-Verschnitt auf Steroiden.
Die geliebten Figuren auf der Leinwand zu sehen ist ein Teil des Charmes, den sicherlich nur Fans verstehen werden. Der Rest wird sich über manch unausgegorenen Übertragung auf die Kinoleinwand ärgern. Der Shredder ist ein antriebsloser Ganove, der Kinder von der Straße holt (löblich) um sie zu seinen Fußsoldaten zu machen und Diebstähle zu begehen (weniger löblich). Mehr holt man aus dem Shredder nicht heraus. Kein Rocksteady, kein Bebop, kein Krang mitsamt Technodrome. Diese Cartoon-Komponenten bleibt man dem Turtle-Fan auf Spielfilmbasis bis zum heutigen Tage schuldig. Dafür ist hier schon die familiäre Thematik zu spüren, die bei den Turtles immer mitschwingt. Ein Neu-Fußsoldat namens Danny zweifelt irgendwann die Machenschaften des Vereins an, dem er sich da angeschlossen hat und möchte sich lieber wieder mit seinem Vater versöhnen, Meister Splinter agiert mehr als Vaterfigur denn als Sensei für seine vier Schildkröten und der Shredder ist der zornige Vater für seine Fußsoldaten, der bei aller Boshaftigkeit immerhin dafür sorgt, dass die Kinder nicht Hunger leiden müssen. Aber diese Qualitäten muss man ganz genau suchen. Viel mehr kann man den Trash genießen, den die vier Turtles in den 1990er Jahren verbreitet haben.
Turtles – Der Film
Regie: Steve Barron, Drehbuch: Todd W. Langen, Bobby Herbeck
Laufzeit: 93 Minuten, freigegeben ab 6 Jahren, Heimmedienstart: 20. Juni 2014
im Netz: Turtles – Der Film bei winklerfilm
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