Michaelangelo und die anderen Turtles landen in “Turtles 3″ im alten Japan
Es war der filmische Abgesang und die Komplettierung der Trilogie: Turtles 3. Man versuchte noch einmal alle Stärken des Franchises zu mobilisieren, holte Casey Jones wieder hervor, gab den Turtles ihre Waffen in die Hände, schickte sie dann aber in einer eher langweiligen Handlung in der Zeit zurück. Es hätte auch ganz anders kommen können. Wenn zum Beispiel der 1993er Film mehr Bezug auf das durch Konami bereits 1991 vertriebene Videospiel Turtles in Time genommen hätte. Es war eins der besten 2D-Beat ‘em Ups, bei dem man zu den Dinosauriern der Urzeit, auf ein Piratenschiff, in den Wilden Westen und in die Zukunft reisen durfte. Sogar die Mutanten des zweiten Films Tokka und Razhar wurden als Endgegner eingesetzt. Wo das Videospiel also gekonnt Bezug auf sein filmisches Geschwisterchen suchte, ignorierte der Film seine Verwandtschaft gänzlich.
Eine andere Idee wäre gewesen, zu den Anfängen zurück zu kehren, die uns bereits in den vorherigen Teilen der Turtles-Reihe die tragische Geschichte um Splinter, die Ratte, ihrem menschlichen Meister und Oroku Saki, dem späteren Shredder erzählten. Stattdessen wurde dieser Turtles-Film zum belanglosen Vehikel, bei dem allenfalls April O’Neil in Lederjacke als Rockerbraut einen Schauwert darstellte. Jim Hensons Creature Shop war nicht mehr beteiligt, Splinter war vermutlich daher nur noch als Kopf aus irgendwelchen Fenstern heraus schauend zu sehen.
April wird durch ein magisches Zepter ins alte feudale Japan des Jahre 1603 geschleudert, die Turtles folgen. Sie lassen sich in einen Vater-Sohn-Konflikt (da ist wieder die klassische Turtles-Thematik) hineinziehen, lösen aber natürlich am Ende alles auf und der Sohn darf hier über den Vater triumphieren. Die Turtles selbst werden in dieser Zeit nicht als Mutanten, sondern als Dämonen gesehen, sorgen aber noch lange nicht für so viel Unruhe wie April O’Neils Walkman, aus dem verstörende 90er Jahre Hip Hop Musik ertönt. Im Nachhinein schreckt man da selbst auch ein wenig zusammen.
Hätte das Gesamtkonstrukt der Turtles-Trilogie mit dem zweiten Teil bereits sein Ende gefunden, wären es zwei wunderbare Filme gewesen, die man der Trashfilmkultur hätte zuführen können. Doch der dritte Teil durchbricht selbst die Maßstäbe des Trashs, indem er schlicht belanglos die Ideen von einem eher müde wirkenden Drehbuchschreiber (und zugleich Regisseur) auf die Bildschirme bringt. Dabei hätten Cartoon wie Videospiel so viele gute Ansätze für noch so viele Turtles-Filme mehr liefern können.
Turtles 3
Regie & Drehbuch: Stuart Gillard
Laufzeit: 96 Minuten, freigegeben ab 6 Jahren, Heimmedienstart: 20. Juni 2014
im Netz: Turtles 3 bei winklerfilm
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