Tumbaco - Pasto: Endlich in Kolumbien!

Nach so langer Zeit bei Santiago fiel der Abschied schwer. Aber es war Zeit, weiterzufahren und so haben wir eines nicht allzu frühen Morgens unsere Velos bepackt und uns von allen permanenten und temporären Bewohnern der Casa de Ciclista in Tumbaco verabschiedet. Wie von Santiago empfohlen, folgten wir die ersten ca. 40 km bis El Quinche dem Chaquiñan, dem Veloweg, der dem alten Gleis entlangführt. Als alte Bahnstrecke gibt es dort keine sehr steile Abschnitte, je weiter man sich von Tumbaco entfernt, umso schlechter wird allerdings die Qualität des Weges. Dank dem vielen Regen in den letzten Tagen waren einige Stellen sehr schlammig und die an diversen Orten hervorstehenden Gleise verlangen dauernde Konzentration, oder man riskiert, abgeworfen zu werden...
Jener erste Radeltag nach so langer Pause blieb denn auch relativ kurz. Wir fanden in El Quinche ein nagelneues und günstiges Hostal (mit einem riesen Flachbildschirm-Fernseher an der Wand), besichtigten die Kirche des Wallfahrtsortes und gingen dann wie üblich früh schlafen.

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Virgen del Quinche.


Der nächste Morgen kam bald und weiter ging die Reise. Nach ein paar Kilometern erreichten wir wieder die Panam und krochen die Steigung nach Cayambe hinauf. Der starke Verkehr hier war zwar lästig aber immerhin ist die Panam mit einem breiten Seitenstreifen ausgerüstet. Kurz vor der Stadt befand sich noch eine spezielle "Sehenswürdigkeit", der Äquator. Links der Strasse fanden wir eine unscheinbare Betonkugel mit einer Art kleiner Plaza rundum, nahmen an, dass die Linie auf der Plaza den  Äquator markierte und machten ganz fasziniert Fotos.

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Am Äquator?


Wir waren kaum weitergefahren, als wir ein grosses Schild sahen, das auf die Äquatorlinie hinwies. Hmm, was war denn das vorhin gewesen? Wir gingen die Sache untersuchen und fanden eine riesige Sonnenuhr und ein Monument "Mitad del Mundo". Hier war auch ein Señor stationiert, der den Besuchern Sonnenstände, Wendekreise und 1'000-jährige Observatorien erklärte. Anscheinend befand sich auch die Linie 0'0'0' hier und nicht etwa 100 Meter weiter südlich. Oh, whatever, dann ist der Äquator eben erst hier.

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Hier nun wirklich auf der Äquatorlinie.


In der Stadt machten wir kurz Pause, Martina musste ihr Mail checken betr. einer Adresse, wo sie ihre neue Visa-Karte hinschicken lassen kann. Die Schweizer Botschaft in Bogatá stellt sich weniger kompliziert an als das Konsulat in Medellín. Nach Cayambe fanden wir problemlos die Nebenstrasse, die durch die Sierra nach Ibarra führt. Hier hatte es bedeutend weniger Verkehr, die paar Busse stanken aber auch hier ganz schön.
Strasse durch die Sierra heisst logischerweise, dass es bergauf geht. Netterweise war die Steigung aber nicht so krass absurd und wir kamen gut voran. Das Hochtal, in dem wir schon bald ankamen, war grün und idyllisch, wie aus dem Bilderbuch. Einzig bedrohlich waren die dunklen Wolken hinter uns, die keinen Zweifel aufkommen liessen, was uns an jenem Nachmittag noch erwarten würde. Bald hörten wir Donnergrollen und hofften, ein Dach über dem Kopf zu finden, bevor der Himmel die Schleusen öffnete. Wirklich daran glauben taten wir aber nicht und waren umso überraschter, als wir nach einer kurzen, steilen Bajada im Ortseingang von Olmedo standen. Auf unsere Anfrage bekamen wir auch gleich den Weg zu einer Hospedaje erklärt, da ging ja wieder einmal alles auf. Oder? Die erwähnte Hospedaje fanden wir dann nicht so schnell wie erhofft, ein netter Herr führte uns jedoch gleich zu dem Haus, dem von aussen nichts anzusehen war. Die Señora, die öffnete, schien den auch eher zögerlich und nicht wirklich geneigt, uns aufzunehmen. Als es nach den ersten Tropfen nun immer stärker zu regnen begann und wir etwas ungeduldig fragten, ob es hier denn nun eine Übernachtungsmöglichkeit gäbe, meinte sie, sie hätte keine Betten, wir könnten auf dem Boden schlafen. Kein Problem, wir hatten ja Matten. Damit war das Problem gelöst, wir wurden reingelassen und fanden sogar für unsere Bicis einen trockenen Abstellplatz.
Wir erhielten ein hübsches Zimmer und einen grossen Karton, wo wir unsere Nester draufbauen konnten. Wir waren kurz nach 15 Uhr in Olmedo angekommen und nutzten die verbleibende Zeit des Nachmittgs für ein paar Unterhaltsarbeiten. Sprich, ich putzte und ölte meine Kette, Martina tauschte ihre Kette aus. Sie hatte Probleme mit der Gangschaltung, was bei einer Rohloff eigentlich nicht üblich und eher besorgniserregend war. Von dem Kettenwechsel erhoffte sie sich nicht allzuviel, sie wollte aber ausschliessen, dass die Kette die Ursache des Ärgers war. Später erhielten wir von unserer Señora Kaffee und ein Brötchen, was natürlich sehr willkommen war. Das Brötchen diente auch als Eisbrecher gegenüber ihren Hündlis, von denen speziell ein kleiner, weisser Kläffer von unserer Anwesenheit extrem verstört war und nicht aufhörte, hysterisch zu bellen, wenn immer wir ins Blickfeld kamen.
Nach einer kalten Nacht auf über 3'000 müM kamen wir nur mit Mühe aus unseren Schlafsäcken. Das Problem hier war, dass wir ja unsere Hochgebirgs-Säcke gegen leichte, dünne Schlafsäcke getauscht hatten die auch mit Fleece-Inlets noch lange nicht für solche Höhen tauglich waren. Wir erhielten zum Frühstück nochmals Kaffee und Brötchen und pedalten etwa gegen 7 Uhr los. Bis Ibarra sei alles "pura bajada", hatten wir gehört. Obwohl wir dieser Information nicht wirklich glaubten (kein besonderer Anlass, mehr aus Prinzip), schien das einigermassen zu stimmen. Die schöne Asphaltstrasse ging zwar erst in eine recht schlammige, löchrige Erdstrasse und später in mein geliebtes "empedrada" über, aber Steigungen gab es keine nennenswerten. Es war auch sonnig und wir hatten gute Sicht auf den Cayambe.

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Bus auf typisch ecuadorianischer Steinstrasse.


Nach etwa fünf Kilometern relativ flachem Weg kippte die Strasse plötzlich weg und es ging steil den Berg runter. Je weiter nach unten wir kamen, desto besser wurde die Qualität des Steinbelags, in Kurven und an anderen Stellen mussten wir aber immer noch durch tiefen Schlamm oder Pfützen manövrieren.  Die Strasse führte mal mehr mal weniger steil durch ein hübsches, grünes Tal ins Dorf Zuleta, das offenbar in gewissen Masse touristisch erschlossen war und in vielen Häusern Handstickereien angeboten wurden. Trotzt Tourismus wirkte die Gegend und die Leute noch sehr ursprünglich, die Frauen trugen ihre traditionellen, schönen Trachten und viele Leute waren zu Pferd statt im Auto unterwegs.

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In La Esperanza sind die Leute offensichtlich glücklich.


 Einige Kilometer nach Zuleta kamen wir in eine weiteres Dorf, La Esperanza. Santiago hatte diesen Ort erwähnt, der früher eigenständig war, heute ein Aussenquartier von Ibarra ist. Noch bis sehr weit im Tal wirkte die Gegend ländlich, bis sich dann der Baustiel änderte und wir uns klar in Ibarra befanden. Auch die Strasse, zuvor mit normalen Steinen "befestigt", jetzt mit jenen geformten Steinplattenund mit viel Verkehr. Wir kauften ein paar Sachen ein, machten in einem Park eine kurze Znünipause, suchten dann die Panam und verliessen die Stadt so schnell wie möglich. Erst ging es ein paar Kilometer etwas auf und ab, vorbei an zahlreichen Night Clubs und Motels (in Motels werden die Zimmer stundenweise vermietet), dann begann eine lange, coole Bajada ins Tal des Río Chota, wo wir die Panam wieder verliessen um nach El Ángel hinaufzustrampeln. Im Tal war es brütend heiss und jetzt um die Mittagszeit verschmachteten wir fast. Nach etwa einem Kilometer fanden wir eine Bushaltestelle mit überdachter Bank, sprich, es gab Schatten. Also stoppten wir und assen unser übliches Brot mit Tomaten und Käse und versprührten nicht die geringste Lust, bei solchen Temperaturen die Steigung fortzusetzen.
Ich stelle jetzt mal die Vermutung auf, dass wir zwei Gringas nicht die ersten Leute waren, die in diesem Tal unter körperlicher Anstrengung in der Hitze litten. Gerade neben unserem Rastplatz stand nämlich ein Denkmal an die vielen schwarzen ArbeiterInnen, die in diesem Tal jahrhundertelang  auf Zuckerrohrfeldern gearbeitet und gelitten hatten. Gegen das, was jene Sklaven und später schlecht bezahlten Arbeitskräfte durchgemacht haben müssen, ist unsere Reise vermutlich ein Zuckerschlecken. Das Chota-Tal ist übrigens noch heute vorwiegend von Schwarzen bewohnt.

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Denkmal für die Zuckerrohr-ArbeiterInnen.


Schliesslich fuhren wir aber doch weiter. Ich hatte mir in Quito neue Hosen gekauft um jene von VeloPlus zu ersetzen, deren Sitzfläche fast nur noch aus Flicken bestand, was mit der Zeit nicht mehr so bequem war. Bei diesen neuen Hosen waren schweissnasse Stellen viel sichtbarer und wenn ich mal abstieg, sah es aus als hätte ich in die Hose gemacht. Ok, also nicht mehr absteigen, immer schön weiterfahren. Da Martina jedoch mehr als ich unter der Hitze litt, musste ich ab und zu auf sie warten. Ich hatte auch von normalen Pedalen auf solche mit Clips umgestellt, ob ich damit wirklich schneller bin als vorher, weiss ich nicht, vielleicht ein kleines Bischen. Bei einer dieser Pausen erblickte ich auf der anderen Talseite nicht nur dunkelgraue Wolken, dort war ein heftiger Regenschauer im Anzug, der Regenbogen davor liess die Sache zwar schöner aussehen, änderte jedoch nicht die Tatsache, dass wir besser Regenschütze montierten.

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Wo's ein Bogen hat, hat's auch Regen.


Der Regen wurde uns denn auch schon bald ins Gesicht geblasen, von dem Wind, der uns zuvor daran hindern wollte, den Hang hochzukommen. So stark wie erwartet war das Unwetter aber nicht. Das Donnergrollen, das ich zuvor gehört hatte, widerholte sich nicht. Und es war immer noch ziemlich warm und  mit Regenjacke und -hosen schwitzten wir noch mehr als zuvor. Nach einigen Kilometern war der Regen auch schon wieder vorbei und wir zogen uns wieder aus. Der Nachmittag zog sich dahin und wir erreichten nach sieben Stunden Nettofahrzeit um 17.15 Uhr das Dorf Mira, wo wir uns eine Unterkunft suchten und erst mal ein paar Minuten platt auf den Betten lagen.
Früh am nächsten Morgen brachen wir auf in Richtung El Ángel. Das Wetter war wieder sehr unentschlossen und wir wussten auch nicht recht, ob wir nun mit Regenschutz oder ohne fahren sollten. Die Steigung war etwas länger jedoch weniger steil als tags zuvor und am späten Morgen hatten wir El Ángel erreicht. Santiago hatte uns eine Nebenstrasse durch den Páramo empfohlen, die sehr schön sein soll. Gemäss Santiago gehe es nach Tulcán auch abwärts. Der Polizist, den wir fragten, meinte jedoch, dass die Strasse erstens empedrada sei, also einer jenen Oberflächen, die für Ciclistas äusserst anstrengend sind, es auch noch massiv bergauf gehe und das Wetter schlecht sei und wir mit Sicherheit dort oben verregnet würden. Diese Kombination klang nun ganz und gar nicht verlockend, wieso sollten wir uns so extrem anstrengen, wenn wir ausser Nebel ohnehin nichts sehen würden. Und falls wir es nicht bis zum Refugio schafften, würden wir campen müssen, jedoch ohne unsere warmen Schlafsäcke und dort oben war es kalt. Nöö, auf all das hatten wir wenig Lust, also blieben wir auf der Hauptstrasse und flitzten nach Bolívar zur Panam hinunter. Dort war das Wetter zwar nicht sehr viel besser aber es war nicht so kalt. Die Strasse belästigte uns zwar mit viel stinkendem Verkehr, dafür war sie alphaltiert und wir kamen einigermassen zügig vorwärts. Obwohl, der Polizist hatte gesagt, hier sei es flach. Was stimmt ist, dass man keine Höhe gewinnt, weil es nach jedem Hügeli sogleich wieder hinunter ging, da die kurzen Steigungen jedoch steil waren, war diese Hügellandschaft durchaus anstrengend.

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In Bolívar gib's noch ein Mamut.


Nach einer Mittagspause unter dem nächsten Bushaltestellen-Dach ging's weiter. Schon bald wieder in strömendem Regen. In San Gabriel hätte es Unterkünfte gegeben, wir wollten aber noch weiter und hofften, dass die Information stimmte, dass es in einem Dorf etwa 20 km weiter nördlich ein Hostal gäbe. Da später am Nachmittag die Sonne wieder durchbrach, schälten wir uns wieder aus unserer Vermummung heraus. Wir erreichten Julio Andrade, den Bestimmungsort des Tages, wieder gegen 17 Uhr nach wiederum ungefähr 7 Stunden im Sattel. Der ersten Eindruck der Residencial war nicht so überzeugend, es gab jedoch keine Alternative und das Zimmer, das wir schlussendlich erhielten, war gar nicht so schlecht.
Es fehlten noch knappe dreissig Kilometer bis zur Grenze und wir freuten uns darauf, endlich Kolumbien kennenzulernen. Das vielgerühmte, schon fast legendäre Land der Ciclistas, der netten Leute und der guten Früchte. Doch zuerst mussten wir durch die Ecuadorianische Migración und ich wusste nicht, ob es dort evtl. Probleme geben würde, da ich etwa drei Wochen über mein Visum hinaus im Land geblieben bin. Gemäss Information in Quito gibt es keine Bussen mehr, blieb jedoch die Frage, wie das in der Praxis aussehen würde. Meine Sorgen waren schon fast ein Scherz. Der Beamte zuckte mit keiner Wimper, ich weiss nicht, ob er das Einreisedatum überhaupt angeschaut hatte. Ich erhielt den Ausreisestempel so problemlos, dass ich schon fast sprachlos war.

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Willkommen in Kolumbien.


Von den kolumbianischen Beamten hatten wir gehört, dass sie mit der Aufenthaltsdauer eher geizig umgingen und den Leuten einen Monat zugestehen und, wenn man um drei Monate bittet, man vielleicht zwei erhalte. Nicht so hier, wir erhielten beide anstandslos die gewünschten 90 Tage Aufenthalt in den Stempel gedrückt und und konnten weiterfahren. Hier wird nicht gefragt, ob man allenfalls irgendwelche fiese Esswaren wir Früchte, Gemüse oder Käse einführt, wir wurden auch nicht (wie einmal beim Grenzübertritt von Chile nach Argentinien) nach Drogen durchsucht, das lief alles so reibungslos wie man es sich nur vorstellen kann. Um die Velos nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen, standen wir jeweils einzeln an, während eine bei den Bicis blieb. Schon dort erhielten wir einen Vorgeschmack kolumbianischer Offenheit und wurden von den anwesenden Geldwechslern regelrecht belagert und über unsere Reise ausgefragt.
Nach drei Kilometer Steigung hatten wir Ipiales erreicht, wo wir, trotzt unserer frühen Ankunft, bleiben wollten. Martina übernahm die Hotelsuche, ich hütete die Velos auf der Plaza. Auch hier erregte unsere Anwesenheit viel Aufmerksamkeit und ich konnte mich der Leute kaum erwehren, die sehr an mir und den beiden Bicicletas interessiert waren. Hier sind Gringos offensichtlich bedeutend seltener als in anderen südamerikansichen Ländern und müssen genaustens inspiziert werden. Einer der Herren, die mich umringten, stellte sich als Englischlehrer vor, der immer gerne mit Ausländern redete um sein Englisch zu praktizieren. Er sei auch Mitglied von Couchsurfern und wenn wir wollten, können wir bei ihm in seiner Englischschule schlafen. Martina war von dem Angebot etwas überrumpelt, da sie gerade in einem Hotel zugesagt hatte. Wir nahmen das Angebot aber schliesslich doch an und gingen mit Alvaro zu seinem "English Institute".

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Plaza von Ipiales, Kolumbien.


 Bei Alvaro zu Hause trafen wir auch Oliver, einen Deutschen, mit dem wir uns ein Bischen über Reisen und die Welt unterhielten. Von ihm erfuhren wir auch aktuelles über Japan, seit wir Tumbaco verlassen hatten, waren wir diesbezüglich von Information abgeschnitten und zumindest mir war nicht bewusst gewesen, wie ernst die Situation dort war:-(((
Später wanderten wir durch die Stadt, probierten kolumbianische Süssigkeiten und Fruchtsäfte und kehrten abends nochmals zu Alvaros Haus zurück um ihm ein paar Fragen zur Strecke Ipiales-Pasto zu stellen. Er hatte dabei die spontane Idee, mit uns zu einem Mirador oberhalb Las Lajas zu fahren. Las Lajas ist ein Wallfahrtsort mit einer speziellen Kirche, die anscheinend in der Nacht oft beleuchtet ist. In jener Nacht war aber nicht viel zu sehen also kehrten wir unverrichteter Dinge wieder in die Stadt zurück, Martina und ich schon fast schlafend. Wir wollten nur noch ins Bett, um am nächsten Morgen früh aufzustehen für die 84 km bis Pasto.
Nach einem schönen Sternenhimmel in der Nacht war der Himmel am Morgen wieder bewölkt und wir befürchteten schon wieder Regen. Es blieb zu unserer Überraschung jedoch den ganzen Tag trocken. Nach Ipiales führte die Strasse erst einige wenige Kilometer über sanfte Hügel, dann ging's fetzig und lange abwärts durch ein schmales, grünes Tal mit steilen Hängen und vielen Kurven. Zwischendrin  folgten einige leichte Auf und Abs, dann wieder Bajada bis in ein heisses, tropisches Tal, wieder ein paar Hügel und dann ging es auf der anderen Seite des Tals wieder hoch, etwa 25 km pura subida. Da wir hier aber nicht mehr in Ecuador waren, war auch die Steigung einigermassen vernünftig und man konnte normal fahren ohne ausser Atem zu geraten. Hier in Kolumbien waren noch mehr Rennvelofahrer unterwegs als im Norden Ecuadors. Die überholten uns gleich rudelweise, einige pedalten eine Zeit lang neben uns her und wollten alles über uns und unsere Reise wissen. Andere machten Fotos und viele, auch Motorradfahrer, streckten die Daumen im Vorbeifahren hoch. Auch wird hier wieder viel mehr gehupt als in Ecuador und auch Autofahrer winken einem zu.

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Überall schwirren Rennvelofahrer herum.


Das ist alles nett und auch motivierend, den Berg hoch muss man aber immer noch aus eigener Kraft. Zum Glück war es etwas bewölkt, es war auch so warm genug. Der starke Gegenwind, der bald aufkam, war nicht wirklich hilfreich. Ist doch seltsam, auf der Südhalbkugel hatten wir schon lange kein Gegenwind mehr gehabt, seit wir uns in der nördlichen Hemisphäre befinden, fast täglich. Was soll das??? Das nervt!!! Es war schon nach Mittag, als die Landschaft plötzlich flacher wurde und ich glaubte, wir hätten die Passhöhe erreicht. Gemäss Profil gibt es, ausser zuoberst, keine flachen Abschnitte, da ist alles eine regelmässige Steigung. Nach der nächsten Kurve stellen wir zu unserem Frust aber fest, dass es da noch ein ganzes Stück den Berg rauf ging, konkret waren das noch etwa sieben weitere Kilometer.
Auf dem Pass gab es dafür einige Restaurants, wo es echt feine Sachen gab. Wir kauften je eine Art Empanada Hawaiiana und irgendein Käsegebäck mit Zuckerguss. Klingt vielleicht seltsam, schmeckt aber genial, wenn auch nicht nach Käse. Danach pura bajada bis Pasto. Wir mussten direkt am Stadion vorbei, wo der Verkehr extrem chaotisch war. Auch in der Stadt selber war die Sache nicht viel ordentlicher, mindestens so schlimm in in Peru. Die Hotelsuche war auch nicht leicht, da die Nummerierung der Strassen für uns nicht ganz logisch ist. Mit Hilfe einer netten Polizeistreife fanden wir dann zwar die gesuchte Adresse, die sich jedoch als eine Taxigarage herausstellte. Oh, vielen Dank Footprint! Die Polizisten brachten uns zu einem anderen Hotel, das aber einiges über unserem Budget rangierte. Nach einigen Verhandlungen kriegten wir ein kleines Zimmer mit Doppelbett, das sonst wohl als Einzelzimmer vermietet wird, zum selben Preis, wie ein Zweierzimmer in einem anderen Hotel gekostet hätte. Hier haben wir aber unser eigenes Bad, im anderen Hotel hätten wir für diesen Preis Baño Compartido gekriegt.

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