Wie vorübergehende spirituelle Erfahrungen einen glauben lassen, man sei erleuchtet.
Nach einiger Zeit der Praxis passiert es, dass sich eine spirituelle Erfahrung einstellt. Sie haben sicher darauf gewartet, wann es endlich passiert, oder? Spirituelle Erfahrungen wie Klarheit, Gedankenfreiheit oder Glücksgefühle werden in der buddhistischen Literatur immer wieder Erfahrungen genannt, an denen man nicht festhalten und sie nicht mit letztendlicher Realisation verwechseln soll. Welche Zustände sind das?
Spirituelle Erfahrungen
Vielleicht geschieht es, dass sich eine Ruhe und Klarheit ausbreiten, dass das unentwegte Auftreten von Gedankenketten unterbrochen ist und man in einem Zustand der Gedankenfreiheit ruht. Man macht unter Umständen außerkörperliche Erfahrungen, fühlt sich eins mit dem Universum und allen Wesen. Lichterfahrungen können auftreten, man fühlt sich nach oben gezogen oder gehoben oder man verspürt eine nie gekannte Leichtigkeit und/oder Erhabenheit. Manchen Praktizierenden stehen die Haare zu Berge, sie sind zu Tränen gerührt und überwältigt von Freude. Ebenso kann es vorkommen, dass man völlige Klarheit empfindet und die zwölf Glieder des bedingten Entstehens zu verstehen meint und ist dabei völlig hin und weg.
Solche Erfahrungen sind sicherlich eindrucksvoll und sehr bewegend. Man hat nun endlich eine Erfahrung gemacht und meint, das wäre es nun. Doch sind solche Erfahrungen nicht nur Meilensteine, sondern bergen auch große Gefahren in sich. Man erhält einen Einblick in die Natur des Geistes und in die wahre Bestehensweise der Phänomene. Man fühlt sich erwacht. In einigen Fällen passierte es, dass diese Leute dann in ihrer Euphorie als Lehrer auftreten. Mit einem guten Marketing-Konzept und ein paar Büchern funktioniert dann auch die Geldmaschine.
Aber hey! Erwachen, das ist es doch, worum es geht, oder? Solche Erfahrungen sind dennoch auch besorgniserregend, weil sie sich so gut anfühlen. Doch auf dem spirituellen Pfad geht es nicht darum, befreit von allen weltlichen Sorgen zu sein oder dass einem alle erwünschten Lustbarkeiten in den Schoß fallen. Es geht überhaupt nicht darum, ob man sich gut fühlt oder nicht. Eine der Grundlagen des buddhistischen Pfades ist es, frei von den acht weltlichen Angelegenheiten – Lob/Tadel, Erwerb/Verlust, Freude/Leid sowie Ruhm/Schande – zu sein.
Echt oder trügerisch?
Wie kommt es nun, dass Praktizierende so leicht darauf hereinfallen und sich davon verführen lassen? Wenn Praktizierende mit großer Intensität und in einem bestimmten Setting praktizieren, werden im Körper Endorphine freigesetzt, die zu Glücksgefühlen, Ekstase und ähnlichem führen. Das sind jedoch nichts anderes als biologisch bedingte Vorgänge. Und weil sie bedingt sind, suchen Praktizierende dann immer wieder dieselben Bedingungen, um solche Erlebnisse erneut hervorzurufen. Man ist dann am Haken der Sucht gefangen. Es folgt ein Greifen nach angenehmen, freudigen Erfahrungen, die die Identität bestärken. Wenn solche spirituellen Erfahrungen erstarrt sind, laden aufrichtige Praktizierende zu dieser Niederlage ein. Scharlatane meiden das.
Da nun eine Identität konstruiert wurde, die angenehme Erfahrungen machen will, ist das Spiel der ewig unwuchten Wiederkehr – Dukkha oder Leiden genannt – unausweichlich. Samsara als wiederkehrende Unzulänglichkeit des Lebens erfahren, wird auf diese Weise verdrängt, anstatt in seiner wahren Bestehensweise realisiert.
Spirituelle Erfahrungen sind jedoch nur Nebenprodukte der meditativen Praxis. Wie Traleg Rinpoche sagte:
„Die Hauptursache für falsche Wahrnehmungen in Bezug auf Meditationserfahrungen ist, dass wir nach dem Verlust der anfänglichen Inbrunst möglicherweise vergessen, uns auf die Essenz der Meditation und ihren Zweck zu konzentrieren, und stattdessen immer mehr auf die zugrunde liegende meditative Erfahrung selbst Wert legen.“
In der buddhistischen Tradition kennt man diese Probleme und gerade dafür ist der Austausch mit einem Lehrer des Vertrauens erforderlich. Ohne die Einschätzungen und Korrekturen durch einen Lehrer verlieren sich Schüler rasch in Vorstellungen über Befreiung und landen in einem unheilbaren Gewirr aus Ansichten bar jeder Verwirklichung.
Dilgo Khyentse Rinpoche meint zu großartigen spirituellen Erlebnissen:
„Meditierende, die Erfahrungen nachlaufen, wie ein Kind, das einem schönen Regenbogen nachläuft, werden in die Irre geführt. Wenn Sie intensiv üben, können Hellsehen und verschiedene Errungenschaften auftreten, aber alles, was Sie tun, ist, Erwartungen und Stolz zu fördern – es sind nur teuflische Tricks und die Quelle von Hindernissen.“
In der tibetischen Dharma-Tradition gibt es die Unterscheidung zwischen vorübergehender Erfahrung (tib., nyams) und Verwirklichung/Realisation (tib., grub pa). Die vorübergehende Erfahrung wird wie ein Dampf angesehen, der zwar angenehm ist, aber sich dann doch verflüchtigt. Die Verwirklichung ist jedoch bleibend. Auch der Prinz Siddhartha hatte die verschiedensten spirituellen Erfahrungen. Es finden sich bei ihm Beschreibungen, wie er bei seinen beiden Lehrern die höchsten Erfahrungen gemacht hat, doch dann immer wieder zurück in den unbefriedigenden Kreislauf gekehrt ist. Erst als er schließlich unter dem Bodhi-Baum die wahre Bestehensweise von Person und Phänomenen ergründet hatte, erlangte er Befreiung.
Wert der Erfahrungen
Nicht, dass Erfahrungen nun völlig wertlos wären. Nein! Erfahrungen sind nur flüchtige Einblicke ohne Bestand. Man findet ja immer wieder in den verschiedenen Praxistexten auch Bitten, dass sich die spirituelle Erfahrung verbessern möge. Jedoch sind solche Erfahrungen nur Meditationsstimmungen und sind erfahrungsmäßige Zeichen der Entwicklung der Praxis. In einigen Praxistexten finden sich längere Beschreibungen von spirituellen Erfahrungen, die Praktizierende beispielsweise in einer intensiven Klausur machen können.
Das beste Zeichen ist das tatsächliche Treffen der Gottheit, das zweitbeste in einer Vision und das drittbeste im Traum. Auch andere Zeichen können im Traum auftreten. Dabei wird immer wieder das Aufgehen von Sonne und Mond oder das Erklimmen eines Berges genannt.
Andere Zeichen werden von Dudjom Lingpa in der Praxis von Yeshe Tsogyal erwähnt:
„Man verbindet sich mit Armeen vieler Menschen und wird so zum Lenker großer Länder, der Berg Meru steht in Flammen, große Felsen zerbrechen und Holz zersplittert, man gibt einer versammelten Menschenmenge Ermächtigungen und erklärt die Lehre, man macht die Staatsspitzen zu Diener und viele Insekten werden getötet.“
Das sollte man wissen. Ähnlich beschreibt Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje spirituelle Erfahrungen, die sich in der Praxis des Zyklus von Khandro Thugthig einstellen können.
„Wenn solch ein tiefgründiger Pfad wie dieser praktiziert wird, ohne dass man Zweifel unterhält, dann wird man tatsächlich in Traumzuständen oder anderweitig das Gesicht der Gottheit sehen, große Flüsse überqueren, Berggipfel erklimmen, Gärten mit roten Blumen finden und frei am Himmel fliegen. Geheime Nektarsubstanzen werden emporwallen und überfließen. Im Besonderen wirst du ein tiefes Vertrauen in die klar-lichte Weisheit erlangen. Wenn sich das dann frei von Übergang oder Veränderung stabilisiert hat, wird dein Glück genau gleich dem der Dakini-Versammlungen in Akanishta sein.
In erster Linie wirst du durch das Vollenden der lebendigen Erscheinung des Mandalas während der Entwicklungsphase, wo die phänomenale Welt als der Seinsgrund erscheint, das Festhalten an weltlichen Wahrnehmung bereinigen und sie in den Kreis der Gottheit verwandeln. Du wirst die fünf Augen und sechs Kräfte des Klarblicks erlangen, sowie magische Emanationen und in diesem Leben wirst du zu einem vollständig gereiften Wissenshalter werden.“
Aber er merkt auch an:
„Wenn solche Zeichen auftreten, wird das Erlangen der gewöhnlichen und höchsten Verwirklichungen nicht schwierig sein. Praktiziere daher mit großem Eifer!“
Das heißt, man soll dranbleiben und solche Zeichen nicht als das Ende des Pfades verstehen. Wer in solchen Zuständen von Glück, Klarheit oder Gedankenfreiheit stehen bleibt, wird nach buddhistischer Lehre in einem der Götterbereiche wiedergeboren. Zwar ist dort alles ganz fein, aber dennoch enden wollend. Wenn man solche spirituellen Erlebnisse als vorübergehend versteht und bei der Praxis dranbleibt, wird schließlich Verwirklichung erlangen.
Bewahren oder mitteilen?
Zunächst aber ist es wichtig, mit vorübergehenden spirituellen Erfahrungen nicht hausieren zu gehen. Man kann diese natürlich mit spirituellen Freunden teilen, die im selben Praxiskreis sind. Wenn man jedoch diese Erfahrungen in der Öffentlichkeit breit verkündet, dann rinnt die Erfahrung dahin und verliert ihr konstruktives Potential. Daher ist das Schweigen über die Praxis sehr hilfreich.
Ein weiterer Fehler passiert, wenn die spirituelle Erfahrung zur Selbstbestätigung verwendet wird. Ein guter spiritueller Lehrer wird diesen Fehlern einen Riegel vorschieben und einem mitteilen, worauf man sich in der Praxis konzentrieren soll. Er/sie wird die Erfahrung nicht als gut oder schlecht bewerten, sondern sie als nichts Besonderes sehen und einen zur Fortsetzung der bestehenden Praxis ermutigen. Für manche Schüler kann das frustrierend sein. Besonders wenn die spirituelle Erfahrung für einen so großartig war und der Lehrer eher gelangweilt darauf reagiert. So manch ein Schüler hat sich daraufhin mangels Zuwendung durch den Lehrer von diesem abgewandt. Tja, auf diese Weise kann sich eine spirituelle Erfahrung in ein Hindernis verwandeln.
Patrul Rinpoche meinte dazu:
„Die Meditation des Yogis verbessert sich durch Zerstörung … Wenn Erfahrungen von Stille, Glückseligkeit und Klarheit auftreten und Gefühle wie Freude, Entzücken oder angenehme Empfindungen auftreten, sollte man diese Hülle der Anhaftung sprengen, um Erfahrungen in Stücke zu zerschlagen.“
Spirituelle Erlebnisse sind Zeichen von Erfolg, aber ein Erfolg, der zu Stolz und Anhaftung führt, bedeutet keinen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad. Spricht man über die spirituelle Erfahrung in unangemessener Weise, in einem ungeeigneten Kreis von Zuhörern, dann bestätigt man diese Erfahrung und beginnt sich damit zu identifizieren. Man glaubt auch daran und ist überzeugt, dass wirklich etwas Besonderes geschehen ist.
Guruismus und sektiererische Tendenzen
Besonders gefährlich ist es, wenn Lehrer durch solche spirituellen Erfahrungen meinen, sie wären jemand Besonderer und dies ihren Schülern verkünden. Die Nachricht von Ihrem Erwachen kann sich wie ein Virus verbreiten, und bevor Sie es wissen, kann sich jeder mit Stämmen dieser spirituellen Erfahrung infizieren.
Wenn dies geschieht, entwickelt sich eine subtile, co-abhängige Beziehung zwischen „Meister“ und Schüler. Der Schüler befähigt den „Meister“ unabsichtlich, indem er dieses spirituelle Erlebnis verehrt und seine psychologischen Probleme auf den „Meister“ überträgt. Der „Meister“ befähigt den Schüler dann, indem er ihn mit Aufmerksamkeit überschüttet und sich auf ähnliche Weise in einem Schwarm von eigenen Projektionen und Schattenelementen verfängt. Beide denken, dass sie sich gegenseitig anheben, aber sie ziehen sich tatsächlich gegenseitig herunter. Jeder glaubt an die Erfahrung des „Meisters“ und bald wird ein Kult geboren.
Damit diese spirituelle Erfahrung nicht beschädigt wird, versuchen Schüler wie „Meister“ sich von äußeren Einflüssen abzuschotten. Solche „Meister“ behaupten, dass sie ihre Jünger beschützen, aber in Wirklichkeit verteidigen sie nur ihr eigenes Ego und ihr eigenes Imperium. Diese „Meister“ tauchen häufig im Westen auf, wo die Spiritualität von Bequemlichkeit und sofortiger Befriedigung bestimmt wird und das Bedürfnis nach disziplinierter Praxis allzu oft durch den Wunsch nach schnellen Ergebnissen verdrängt wird. Weil spirituelle Erlebnisse wünschenswert sind, sind sie marktfähig und sie verkaufen.
Es ist kaum möglich, Menschen aus diesem Sumpf der Huldigung spiritueller Erlebnisse zu ziehen. Kaum jemand hat den Mut, sich einzugestehen, dass er/sie falsch unterwegs war und von den Verlockungen spiritueller Erfahrungen verführt wurde (oder damit verführt hat). Das Geschäftsmodel, die sozialen Belange und Beziehungen, und manchmal auch die beruflichen Interessen und Karrieren stünden auf dem Spiel.
Zeichen der Errungenschaften
Wie kann man nun spirituelle Erlebnisse von tatsächlichen Verwirklichungen unterscheiden? Eines der Zeichen für aufrichtige Verwirklichungen in der Praxis sind Demut und Bescheidenheit in Bezug auf die eigenen Erfahrungen. Wie schon gesagt, sie sind nichts Besonderes. Andere Zeichen sind ganz einfach jene, die mit der Praxis tatsächlich ermöglicht werden.
Indem man die kostbare menschliche Geburt kontempliert, gelangt man zu einer tatsächlichen Wertschätzung des menschlichen Lebens und beschließt, dieses konstruktiv zu nutzen. Die Einsicht in Vergänglichkeit und Unzulänglichkeit der Dinge – der bedingten Phänomene – führt zu einer Loslösung von der bedingten Existenz. Das Verstehen von Ursachen und Auswirkungen von Handlungen führt zu einem Aufgeben von unheilsamen Handlungen und einem Ausführen heilsamer Taten. Sich auf einen spirituellen Pfad tatsächlich einzulassen, dabei nicht nach Bequemlichkeit und raschem Erfolg zu streben, sondern diesen diszipliniert zu verfolgen, führt zu nachhaltigen Ergebnissen und Beständigkeit in spirituellen Erlebnissen, und nochmals – sie sind nichts Besonderes. Die Praxis vom Entwickeln des Erleuchtungsgeistes führt zu einer Öffnung des Herzens allen Wesen gegenüber, zu einem Verständnis ihres bedingten Zustandes und dem Wunsch und Streben, sie daraus zu befreien.
Durch die Praxis der vier Kräfte zum Bereinigen negativer Handlungen gelangt man aus dem wiederkehrenden Gewohnheitsmustern. Praktiziert man die zweifache Ansammlung von Verdienst und Weisheit, erreicht man Einsicht in das konstruktive Potential, das jedem Wesen möglich ist.
Praktiziert man verschiedene fortgeschrittene Meditationen wie beispielsweise Guru-Yoga eröffnet sich einem das wahre in einem schlummernde Potential der Erleuchtung. Führt man das Hervorbringen und Auflösen von Visualisationen – egal ob einfach oder komplex – aus, löst sich das Greifen nach Person und Welt auf natürliche Weise auf. Verbunden mit dem Atem verinnerlicht man diese Resultate und ist auf einfache und natürliche Weise in der Lage, zum Nutzen anderer zu wirken.
Die Frucht eines kontemplativen Lebens
Der Buddha beschreibt in verschiedenen Lehrreden, was die Resultate der spirituellen Praxis sein können. Im Samannaphala Sutta wird er gefragt, was der Lohn der Asketenschaft und die Frucht eines kontemplativen Lebens sei.
Man ist mit einfachen Dingen, wie einfacher Nahrung und Schutz zufrieden, ist glücklich, auch wenn man in Einsamkeit lebt. Verehrung wird einem von anderen zu teil. „Der Mönch … der in der Tugend vollendet ist, sieht keinerlei Gefahr in seiner Zurückhaltung durch die Tugend. Ausgestattet mit diesem edlen Aggregat der Tugend ist er innerlich empfindsam für das Vergnügen, tadellos zu sein.“ Die Zufriedenheit der Einfachheit wird ebenso betont. „Wohin er auch geht, nimmt er nur das Nötigste mit. So ist ein Mönch zufrieden.“
Ferner „mit Achtsamkeit und Wachsamkeit reinigt ein Mönch seinen Geist von Habsucht, bösem Willen und Zorn, Trägheit und Schläfrigkeit, Unruhe und Angst und Zweifel.“ So wird Geistesruhe auch in stürmischen Zeiten bewahrt. Indem er „…die vier Zustände der meditativen Versenkung [erreicht], die mit dem Durchdringen seines Körpers verbunden sind, mit Entzücken, Vergnügen, Gleichmut und einem reinen, hellen Bewusstsein“, gelangt er zur Glückseligkeit der meditativen Versenkung. Einsichtsvolles Wissen bzw. höchstes Erkennen wird erreicht, indem „…so konzentriert, geläutert und hell, makellos, fehlerfrei, geschmeidig, geschmeidig, stabil und unerschütterlich – der Mönch lenkt und neigt ihn zu Wissen und Vision. Er stellt fest: „Dieser Körper von mir ist mit einer Form ausgestattet, die sich aus den vier Hauptelementen zusammensetzt, die von Mutter und Vater stammen und mit Reis und Brei genährt werden. Und dieses Bewusstsein von mir wird hier gestützt und hier gebunden.‘“
Natürlich sind auch übernatürliche Kräfte möglich. Diese können Vervielfältigung der eigenen Erscheinung sind, man kann überall erscheinen oder sich auflösen. Man geht ungehindert durch Wände oder Berge, geht über Wasser ohne einzusinken, fliegt durch am Himmel dahin, kann Sonne und Mond berühren oder erlangt das „göttliche Ohr“. Man kann den Geist anderer lesen und die verschiedenen Geisteszustände in ihnen erkennen. Ferner „… kann [er] sich an vergangene Leben erinnern, die Wiedergeburt anderer Wesen sehen und das Ende des Leidens und die Gärung von Sinnlichkeit, Werden und Ignoranz kennen.“
Und schließlich erlangt man Befreiung aus der zyklischen Existenz. „Sein Herz, so wissend, so sehend, wird von der Fermentation der Sinnlichkeit, der Fermentation des Werdens, der Fermentation der Unwissenheit befreit. Mit der Befreiung kommt das Wissen, befreit. Er stellt fest, dass die Geburt beendet ist, das heilige Leben erfüllt ist, die Aufgabe erledigt ist. Es gibt nichts mehr für diese Welt.“
Dies sind die Resultate, wie sie der Buddha dem König Ajatasattu verkündet hat. Solche und ähnliche Resultate wurden in der Vergangenheit auch von den großen Verwirklichten (Mahasiddhas) der indisch-tibetischen Tradition, aber auch in allen anderen buddhistischen Traditionen immer wieder gezeigt.