es räägnet uf mis Heelmli, wänn's räägnet weerded d'Blüemli nass und aali Veelos uf de Strass... ... ... Dass der Wetterbericht Scheisse war, hatten wir gewusst, als wir von Trinidad losfuhren, und sieh da, genauso mies wie die Voraussage sah bzw. sieht auch die Wirklichkeit aus.
Als uns von unserer Gastgeberin Carol verabschiedeten (Carol, thank you very much for the cozy house and warm bed we could enjoy for the two nights!), nieselte es nur ganz leicht und ab und zu schien fast etwas blauer Himmel durch die Wolken. Dieses Nieseln verstärkte sich im Laufe des Morgens und als wir fanden, wir bräuchten eigentlich eine Pause und Futter, da hätten wir am liebsten ein Dach über dem Kopf gefunden. Das erste Kaffee-Schild, dem wir folgten, erwies sich als Niete, aber immerhin als interessante Niete. Auf der Wiese vor dem Haus stand nämlich eine grosse Herde Hirsche, die uns genauso neugierig betrachtete wie wir sie. Nach einer Weile schienen sie zur Erkenntnis gekommen zu sein, dass wir harmlos sein müssen, jedenfalls kamen einige der Tiere sogar noch näher heran um uns zu begutachten.
Da es dort aber weder Dach noch Kaffee gab pedalten wir halt noch über den nächsten Hügel bis Orick. In dem knapp 300 Seelen-Kaff fanden wir eine Art Tankstellen-Shop mit einem Tisch und Stühlen drin. Wir durften dort sogar unsere mitgebrachten Sachen essen, was sehr nett war. Im Laden drin war es schön warm und trocken, draussen kalt und nass. Ergo brauchten wir einiges an Überwindung, uns wieder auf die Velos zu schwingen und dem Wetter zu trotzen. Immerhin blies der Wind vom Süden her, das war das einzige Plus im Moment. Nach nur wenigen hundert Metern sah ich im Rückspiegel, dass Martina von der Fahrbahn abbog und bei einem verlassenen Haus unter einem Dach parkierte. Hm, que pasa? Ein Platten, natürlich und offensichtlich einer mit einem grösseren Loch, den ihr hinteres Rad stand schon mit den Felgen auf dem Boden. Platten flicken macht ja eh immer Spass, und im Regen erst recht. Das läppische Dächli, unter dem wir standen, bot eher schlechten als rechten Schutz gegen den Regen, den der Wind locker um das Hinternis herum blies. Bääähhh!
Wieder unterwegs. Und mit der Zeit liess der Regen immer mehr nach bis er irgendwann ganz aufhörte. Die Sonne gab ihr Bestes und drückte ein paar Mal fast durch. Sie schaffte es nicht wirklich aber es blieb immerhin trocken. Wir mussten wieder einmal über einen Hügel und diesmal sogar über einen richtig hohen, so um die 1'000 Fuss, also fast 305 m hoch. Mhm, schono fett! Alles im Wald, das war hübsch. Hier wuchsen nicht nur alte, ehrwürdige Redwoods, zwischendurch hatte es auch Gruppen von kleineren, moos- und farnbewachsenen Bäumen, die etwas hellgrüne Abwechslung in die dunklen Riesen brachten. Mühsam war nur der recht starke Verkehr mit vielen Lastwagen und Pick-ups, die nicht viel Lust hatten, wegen lästigen Cyclists gross auszuweichen. Die Abfahrt führte uns hinunter an den Klamath River, dessen Brücke von zwei goldenen Bären, den Symbolen des Staates Kalifornien, bewacht wird. Das Dorf Klamath befindet sich im Reservat der Yurok Indianer, von denen im Ort selber aber wenig zu sehen war (oder sie nicht zu erkennen). Wir setzten uns beim Community Center an einen Tisch, assen Zmittag und hofften auf jemanden, der Mittleid mit uns hatte und uns einen trockenen Schlafplatz anbieten könnte.
Die Strategie ging nicht auf und so mussten wir weiterfahren auf der Suche nach einem Campingplatz. Davon gab es zwar grundsätzlich jede Menge in der Region, "Campground" heisst hier aber erstens nicht, dass auch Zelte erlaubt sind, da deren Zielpublikum Wohnmobile und -wagen sind, und zweitens sind im Moment auch viele geschlossen. Oder es funktionieren die Klos gerade nicht, oder wegen Nässe und Schmutz ist zelten Jahreszeit im Winter nicht erlaubt. Nicht einfach also, unser Unternehmen. Es gelang uns dann aber, die Besitzerin des Mystic Forest RV Resorts umzustimmen und uns eine Ausnahmebewilligung zum Zelt aufstellen zu geben (72.33 km in 4:40 Stunden). Wir versprachen im Gegenzug, unsere Schuhe jeweils gut abzuputzen, bevor wir ins Dusch- und Toilettengebäude eintraten. Für $ 18 durften wir uns also in den Wald verkriechen, wo es anscheinend Füchse, Waschbären und richtige Bären gab, irgendwelche Boxen zur sicheren Foodaufbewahrung waren aber keine vorhanden. Wir durften unsere Sachen in der Laudry unterbringen, gerade am Weg lag die aber natürlich auch nicht. Und das Wasser aus dem Hahn wollten wir nicht trinken, da immer mal wieder rostrote Schwaden rauskamen.
Alles in allem war der Ort aber hübsch, zwar alles nass, aber was soll‘s. Erst in der Nacht öffnet der Himmel seine Schleusen wieder und zwar so heftig, dass man im Zelt wegen dem Krach kaum mehr schlafen konnte. Es regnete die ganze Nacht durch, liess aber am Morgen leicht nach. Trotzdem mussten wir im Regen zusammenpacken und zwischendruch attackierte uns sogar mal ein kurzer Hagelschauer. Im Laufe des Morgens liessen alle möglichen Niederschläge aber weiter nach und der Aufstieg auf den Crescent City Hill, unseren letzten Hügel in Kalifornien, verlief ohne Störungen, abgesehen, auch hier, vom vielen Verkehr. Dieses Bergli hatte drei „Gipfel“, der höchste davon um die 1'200 f, was ganzen 365 m entspricht. Es regnete nicht nur nicht mehr, ab und zu sah man einen richtigen Sonnenstrahl zwischen den Stämmen und wir hofften, dass das dauern würde. Die Abfahrt nach Crescent City war fetzig und teilweise wirklich in der Sonne, was kaum zu glauben war. In der Stadt stoppten wir bei einer Tankstelle, hängten feuchte/nasse Sachen wie Zelt, Packtowls etc. raus und genossen einn süssen, heissen Kaffee. Dabei beobachteten wir die dunklen Wolken, die von Norden her drohten und als die ersten Tropfen fielen, packten wir hektisch alles wieder ein und zügelten die Velos unters Dach. Die Wolken schickten aber in erster Linie nicht Regen, sondern eine massive Hagelfront, zwar nicht mit extrem grossen, dafür eckigen und zackigen Körnern. Nicht freundlich.
Nach ein paar Minuten war der Spuk vorbei und nach einigen Minuten auch der dem Hagel folgende Regen. Uns blieben noch gute 50 km abzustrampeln und beschlossen, nun Gas zu geben. Es war platt und wir hatten sogar meist Rückenwind. So kamen wir extrem zügig vorwärts, wir stoppten nur mal kurz zum Mittagessen, dann pedalten wir weiter. Wir fuhren durch Farmland, gross was Spezielles zu sehen gab es also nicht, wir mussten nur die Wolken im Auge behalten. Dass wir Kalifornien verlassen hatten, bemerkten wir erst, als ein Schild uns in Oregon willkommen hiess. Erwartungsgemäss änderte sich äusserlich vorerst aber nichts.
In Brookings machten wir nur einen ganz kurzen Futter-Kauf-Halt, dann ging es weiter zum Harris Beach State Park. Der war offen und hatte Hiker/Biker Sites. Grosszügig und gepflegt sogar und mit stabilen Holzboxen. Die sanitären Anlagen waren recht luxuriös, bei den Toiletten gab es warmes Wasser, Seife und Papiertücher uns sogar gutes Klopapier. Die Duschen waren gratis und schön warm. Cool, wenn das der Standard ist, den Oregon setzt, dann können die kalifornischen State Parks einpacken. Offensichtlich muss Oregon nicht sparen.
Die H/B Sites lagen im Wald, viel Sonne bekamen wir also nicht mehr zu spüren, wir hängten das immer noch nasse Zelt jedoch eine Weile in den Wind. Die Luft muss aber recht feucht gewesen sein, das Teil trocknete nämlich kaum. Der Abend blieb aber angenehm, kälter zwar als der Vorhergehende, vor allem wegen dem Wind, aber kein Regen. Man sah sogar ein paar wenige Sterne. Nach dem Abendessen verjagten uns dann allerdings doch ein paar Tropfen, später pisste es ein paar Minuten so richtig, dann war wieder fertig. Auch die Nacht war mehrheitlich trocken, auch am Morgen konnten wir in aller Ruhe zusammenpacken. Wegen der Umstellung auf Sommerzeit starteten wir nun erst um 9.15 Uhr.
Wie wir schon in der Nacht gehört hatten, und wie auch der Wetterbericht angesagt hatte, windete es an jenem Tag ganz schön heftig. Zum Glück vom Süden her, mit solchem Nordwind hätten wir nirgendwohin wollen müssen. So aber ging das gar nicht so schlecht und der Nieselregen war am früheren Morgen so fein, dass wir kaum nass wurden. Die Küste war hügelig und, so muss man annehmen, sehr schön. Es gab nämlich jede Menge Vista Points, die wir jedoch ganz und gar verschmähten. Wir wollten nur vorwärtskommen und ausser grauem Himmel und grauem Meer hätte es eh kaum was zu sehen gegeben. Wir liessen uns lieber vom Wind die Steigungen hinauftreiben, was echt ein geiles Feeling war. So liesse sich schon velölen. Als die Nieselei stärker wurde, zogen wir unsere Gummihandschuhe (der Rest der Regenausrüstung war eh seit Beginn montiert) an, die sich aber wie immer schlecht zu Nasenputzen unterwegs eigneten. Was sich bei Nasenbluten ganz besonders bemerkbar machte. Pfuiii!
Yep, im Wind segeln machte Spass, war aber manchmal auch etwas tricky. Im Gegensatz zu patagonischem Dauergebläse war das hier ein sehr böiger Sturm, der mich einmal fast von der Strasse schickte. Das geschah aber in einer Steigung und ich war nur ganz langsam unterwegs und konnte so nach wenigen Zentimetern im Kies bremsen, aber auch während schnellen Abfahrten musste man immer ganz besonders aufpassen um nicht entweder in die Leitplanken oder in die Fahrbahn geblasen zu werden. Die Trucks, die konsequent ohne Licht fuhren, hätten ganz bestimmt nicht ausweichen können.
Kurz nach Mittag kamen wir in Gold Beach an, wo wir versuchten, Steve anzurufen. Wir hatten ihn in Matzatlan getroffen und er hatte uns angeboten, ein paar Nächte bei ihm in North Bend zu wohnen, falls wir einen Ort zum trocken brauchten. Wenn es nach Fahrplan ging, sollten wir in zwei Tagen dort ankommen. Der stärker werdende Regen und Sturm änderte diesen Plan dann aber und als wir sahen, dass wir hier für $ 45 ein Motelzimmer mit einem King Size-Bett kriegen konnten, brauchte es nicht mehr viel Überzeugung. Wir waren kalt und nass, dort drinnen war es warm und trocken, was will man mehr? Wir hatten da drin sogar ein Tischli und konnten gemütlich dem Gebrause und Getöse draussen zuschauen und dabei unsere eigene Heizung rauf- oder runterdrehen. Patty und Bob sei Dank.
Der Sturm fauchte die ganze Nacht hindurch und am Morgen erhielten wir einen Anruf von Steve, er komme etwas später, die Strassen in North Bend seien verschneit und er warte bis gepflügt werde. Hmm, ok, in dem Fall war das Unwetter so richtig ernsthaft gewesen. Etwa um halb zwölf kam unser Freund dann doch an, wir luden alles in seinen Van und los ging’s. Etwa 30 km weiter nördlich fuhren wir am Humbug Mountain State Park vorbei. Dort hätten wir tags zuvor ursprünglich hingewollt. Während wir in der Nacht froh gewesen waren, wegen dem Sturm im Hotelzimmer zu schlafen, so waren wir nun froh, nicht dort im Schnee zelten zu müssen. Das sah alles sehr nass und kalt aus. Dieser Anblick änderte sich bis North Bend nicht mehr. Es hatte überall mehr oder weniger viel Schnee, vielerorts war auch der Seitenstreifen noch weiss, was zum Velo fahren unpraktisch gewesen wäre.
Der Schnee begleitete uns bis vor die Haustür, und bis wir das Auto ausgeladen hatten, waren unsere Schuhe nass vom Matsch. Genauso wie zuhause um diese Jahreszeit, wenn es geschneit hat. Absolut widerlich. Die Eiskügelis, die diesmal vom Himmel geschmissen wurden, waren dann auch immerhin Hagel Nr. 3 innerhalb von zwei Tagen. Steves Haus ist keine Luxusunterkunft, aber trocken, warm und gemütlich. Man kann dem fiesen Wetter draussen zuschauen ohne zu frieren oder nass zu werden. Es ist recht klein, über hundert Jahre alt und einigermassen renovationsbedürftig. Das ist auch genau das, was geplant ist, aber nocht etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir dürfen hier so lange bleiben, wie wir wollen, was uns Zeit lässt, die Planung unseres Vordringens in den Norden zu reevaluieren. Der Wetterbericht ist noch für einige Tage lang mies, verbessert sich aber ab dem Wochenende von „Rain“ zu „Showers“, was schon ein Fortschritt ist.
Während ich diese Zeilen schreibe, giesst es draussen, als sei es das erklärte Ziel, die Westküste unter Wasser zu setzen. Der Wetterbericht für die kommenden Tage (Bild oben) ist ähnlich katastrophal, Regen, Schnee, im besten Fall nur Schauer, dazu immer mal wieder Sturm. Wir überlegen uns nun, hier eine Höhle zu graben und einen Monat Winterschlaf zu halten.
Als uns von unserer Gastgeberin Carol verabschiedeten (Carol, thank you very much for the cozy house and warm bed we could enjoy for the two nights!), nieselte es nur ganz leicht und ab und zu schien fast etwas blauer Himmel durch die Wolken. Dieses Nieseln verstärkte sich im Laufe des Morgens und als wir fanden, wir bräuchten eigentlich eine Pause und Futter, da hätten wir am liebsten ein Dach über dem Kopf gefunden. Das erste Kaffee-Schild, dem wir folgten, erwies sich als Niete, aber immerhin als interessante Niete. Auf der Wiese vor dem Haus stand nämlich eine grosse Herde Hirsche, die uns genauso neugierig betrachtete wie wir sie. Nach einer Weile schienen sie zur Erkenntnis gekommen zu sein, dass wir harmlos sein müssen, jedenfalls kamen einige der Tiere sogar noch näher heran um uns zu begutachten.
Neugierige Hirsche.
Da es dort aber weder Dach noch Kaffee gab pedalten wir halt noch über den nächsten Hügel bis Orick. In dem knapp 300 Seelen-Kaff fanden wir eine Art Tankstellen-Shop mit einem Tisch und Stühlen drin. Wir durften dort sogar unsere mitgebrachten Sachen essen, was sehr nett war. Im Laden drin war es schön warm und trocken, draussen kalt und nass. Ergo brauchten wir einiges an Überwindung, uns wieder auf die Velos zu schwingen und dem Wetter zu trotzen. Immerhin blies der Wind vom Süden her, das war das einzige Plus im Moment. Nach nur wenigen hundert Metern sah ich im Rückspiegel, dass Martina von der Fahrbahn abbog und bei einem verlassenen Haus unter einem Dach parkierte. Hm, que pasa? Ein Platten, natürlich und offensichtlich einer mit einem grösseren Loch, den ihr hinteres Rad stand schon mit den Felgen auf dem Boden. Platten flicken macht ja eh immer Spass, und im Regen erst recht. Das läppische Dächli, unter dem wir standen, bot eher schlechten als rechten Schutz gegen den Regen, den der Wind locker um das Hinternis herum blies. Bääähhh!
Wieder unterwegs. Und mit der Zeit liess der Regen immer mehr nach bis er irgendwann ganz aufhörte. Die Sonne gab ihr Bestes und drückte ein paar Mal fast durch. Sie schaffte es nicht wirklich aber es blieb immerhin trocken. Wir mussten wieder einmal über einen Hügel und diesmal sogar über einen richtig hohen, so um die 1'000 Fuss, also fast 305 m hoch. Mhm, schono fett! Alles im Wald, das war hübsch. Hier wuchsen nicht nur alte, ehrwürdige Redwoods, zwischendurch hatte es auch Gruppen von kleineren, moos- und farnbewachsenen Bäumen, die etwas hellgrüne Abwechslung in die dunklen Riesen brachten. Mühsam war nur der recht starke Verkehr mit vielen Lastwagen und Pick-ups, die nicht viel Lust hatten, wegen lästigen Cyclists gross auszuweichen. Die Abfahrt führte uns hinunter an den Klamath River, dessen Brücke von zwei goldenen Bären, den Symbolen des Staates Kalifornien, bewacht wird. Das Dorf Klamath befindet sich im Reservat der Yurok Indianer, von denen im Ort selber aber wenig zu sehen war (oder sie nicht zu erkennen). Wir setzten uns beim Community Center an einen Tisch, assen Zmittag und hofften auf jemanden, der Mittleid mit uns hatte und uns einen trockenen Schlafplatz anbieten könnte.
Bemooste Bäume inmitten der Redwoods.
Grizzlies bewachen Brücke.
Die Strategie ging nicht auf und so mussten wir weiterfahren auf der Suche nach einem Campingplatz. Davon gab es zwar grundsätzlich jede Menge in der Region, "Campground" heisst hier aber erstens nicht, dass auch Zelte erlaubt sind, da deren Zielpublikum Wohnmobile und -wagen sind, und zweitens sind im Moment auch viele geschlossen. Oder es funktionieren die Klos gerade nicht, oder wegen Nässe und Schmutz ist zelten Jahreszeit im Winter nicht erlaubt. Nicht einfach also, unser Unternehmen. Es gelang uns dann aber, die Besitzerin des Mystic Forest RV Resorts umzustimmen und uns eine Ausnahmebewilligung zum Zelt aufstellen zu geben (72.33 km in 4:40 Stunden). Wir versprachen im Gegenzug, unsere Schuhe jeweils gut abzuputzen, bevor wir ins Dusch- und Toilettengebäude eintraten. Für $ 18 durften wir uns also in den Wald verkriechen, wo es anscheinend Füchse, Waschbären und richtige Bären gab, irgendwelche Boxen zur sicheren Foodaufbewahrung waren aber keine vorhanden. Wir durften unsere Sachen in der Laudry unterbringen, gerade am Weg lag die aber natürlich auch nicht. Und das Wasser aus dem Hahn wollten wir nicht trinken, da immer mal wieder rostrote Schwaden rauskamen.
Die Velos übernachten im Baum.
Alles in allem war der Ort aber hübsch, zwar alles nass, aber was soll‘s. Erst in der Nacht öffnet der Himmel seine Schleusen wieder und zwar so heftig, dass man im Zelt wegen dem Krach kaum mehr schlafen konnte. Es regnete die ganze Nacht durch, liess aber am Morgen leicht nach. Trotzdem mussten wir im Regen zusammenpacken und zwischendruch attackierte uns sogar mal ein kurzer Hagelschauer. Im Laufe des Morgens liessen alle möglichen Niederschläge aber weiter nach und der Aufstieg auf den Crescent City Hill, unseren letzten Hügel in Kalifornien, verlief ohne Störungen, abgesehen, auch hier, vom vielen Verkehr. Dieses Bergli hatte drei „Gipfel“, der höchste davon um die 1'200 f, was ganzen 365 m entspricht. Es regnete nicht nur nicht mehr, ab und zu sah man einen richtigen Sonnenstrahl zwischen den Stämmen und wir hofften, dass das dauern würde. Die Abfahrt nach Crescent City war fetzig und teilweise wirklich in der Sonne, was kaum zu glauben war. In der Stadt stoppten wir bei einer Tankstelle, hängten feuchte/nasse Sachen wie Zelt, Packtowls etc. raus und genossen einn süssen, heissen Kaffee. Dabei beobachteten wir die dunklen Wolken, die von Norden her drohten und als die ersten Tropfen fielen, packten wir hektisch alles wieder ein und zügelten die Velos unters Dach. Die Wolken schickten aber in erster Linie nicht Regen, sondern eine massive Hagelfront, zwar nicht mit extrem grossen, dafür eckigen und zackigen Körnern. Nicht freundlich.
Nach ein paar Minuten war der Spuk vorbei und nach einigen Minuten auch der dem Hagel folgende Regen. Uns blieben noch gute 50 km abzustrampeln und beschlossen, nun Gas zu geben. Es war platt und wir hatten sogar meist Rückenwind. So kamen wir extrem zügig vorwärts, wir stoppten nur mal kurz zum Mittagessen, dann pedalten wir weiter. Wir fuhren durch Farmland, gross was Spezielles zu sehen gab es also nicht, wir mussten nur die Wolken im Auge behalten. Dass wir Kalifornien verlassen hatten, bemerkten wir erst, als ein Schild uns in Oregon willkommen hiess. Erwartungsgemäss änderte sich äusserlich vorerst aber nichts.
Welcome to Oregon.
In Brookings machten wir nur einen ganz kurzen Futter-Kauf-Halt, dann ging es weiter zum Harris Beach State Park. Der war offen und hatte Hiker/Biker Sites. Grosszügig und gepflegt sogar und mit stabilen Holzboxen. Die sanitären Anlagen waren recht luxuriös, bei den Toiletten gab es warmes Wasser, Seife und Papiertücher uns sogar gutes Klopapier. Die Duschen waren gratis und schön warm. Cool, wenn das der Standard ist, den Oregon setzt, dann können die kalifornischen State Parks einpacken. Offensichtlich muss Oregon nicht sparen.
Die H/B Sites lagen im Wald, viel Sonne bekamen wir also nicht mehr zu spüren, wir hängten das immer noch nasse Zelt jedoch eine Weile in den Wind. Die Luft muss aber recht feucht gewesen sein, das Teil trocknete nämlich kaum. Der Abend blieb aber angenehm, kälter zwar als der Vorhergehende, vor allem wegen dem Wind, aber kein Regen. Man sah sogar ein paar wenige Sterne. Nach dem Abendessen verjagten uns dann allerdings doch ein paar Tropfen, später pisste es ein paar Minuten so richtig, dann war wieder fertig. Auch die Nacht war mehrheitlich trocken, auch am Morgen konnten wir in aller Ruhe zusammenpacken. Wegen der Umstellung auf Sommerzeit starteten wir nun erst um 9.15 Uhr.
Wie wir schon in der Nacht gehört hatten, und wie auch der Wetterbericht angesagt hatte, windete es an jenem Tag ganz schön heftig. Zum Glück vom Süden her, mit solchem Nordwind hätten wir nirgendwohin wollen müssen. So aber ging das gar nicht so schlecht und der Nieselregen war am früheren Morgen so fein, dass wir kaum nass wurden. Die Küste war hügelig und, so muss man annehmen, sehr schön. Es gab nämlich jede Menge Vista Points, die wir jedoch ganz und gar verschmähten. Wir wollten nur vorwärtskommen und ausser grauem Himmel und grauem Meer hätte es eh kaum was zu sehen gegeben. Wir liessen uns lieber vom Wind die Steigungen hinauftreiben, was echt ein geiles Feeling war. So liesse sich schon velölen. Als die Nieselei stärker wurde, zogen wir unsere Gummihandschuhe (der Rest der Regenausrüstung war eh seit Beginn montiert) an, die sich aber wie immer schlecht zu Nasenputzen unterwegs eigneten. Was sich bei Nasenbluten ganz besonders bemerkbar machte. Pfuiii!
Die Sonne kämpft, gewinnt aber nicht.
Yep, im Wind segeln machte Spass, war aber manchmal auch etwas tricky. Im Gegensatz zu patagonischem Dauergebläse war das hier ein sehr böiger Sturm, der mich einmal fast von der Strasse schickte. Das geschah aber in einer Steigung und ich war nur ganz langsam unterwegs und konnte so nach wenigen Zentimetern im Kies bremsen, aber auch während schnellen Abfahrten musste man immer ganz besonders aufpassen um nicht entweder in die Leitplanken oder in die Fahrbahn geblasen zu werden. Die Trucks, die konsequent ohne Licht fuhren, hätten ganz bestimmt nicht ausweichen können.
Kurz nach Mittag kamen wir in Gold Beach an, wo wir versuchten, Steve anzurufen. Wir hatten ihn in Matzatlan getroffen und er hatte uns angeboten, ein paar Nächte bei ihm in North Bend zu wohnen, falls wir einen Ort zum trocken brauchten. Wenn es nach Fahrplan ging, sollten wir in zwei Tagen dort ankommen. Der stärker werdende Regen und Sturm änderte diesen Plan dann aber und als wir sahen, dass wir hier für $ 45 ein Motelzimmer mit einem King Size-Bett kriegen konnten, brauchte es nicht mehr viel Überzeugung. Wir waren kalt und nass, dort drinnen war es warm und trocken, was will man mehr? Wir hatten da drin sogar ein Tischli und konnten gemütlich dem Gebrause und Getöse draussen zuschauen und dabei unsere eigene Heizung rauf- oder runterdrehen. Patty und Bob sei Dank.
Der Sturm fauchte die ganze Nacht hindurch und am Morgen erhielten wir einen Anruf von Steve, er komme etwas später, die Strassen in North Bend seien verschneit und er warte bis gepflügt werde. Hmm, ok, in dem Fall war das Unwetter so richtig ernsthaft gewesen. Etwa um halb zwölf kam unser Freund dann doch an, wir luden alles in seinen Van und los ging’s. Etwa 30 km weiter nördlich fuhren wir am Humbug Mountain State Park vorbei. Dort hätten wir tags zuvor ursprünglich hingewollt. Während wir in der Nacht froh gewesen waren, wegen dem Sturm im Hotelzimmer zu schlafen, so waren wir nun froh, nicht dort im Schnee zelten zu müssen. Das sah alles sehr nass und kalt aus. Dieser Anblick änderte sich bis North Bend nicht mehr. Es hatte überall mehr oder weniger viel Schnee, vielerorts war auch der Seitenstreifen noch weiss, was zum Velo fahren unpraktisch gewesen wäre.
Der Schnee begleitete uns bis vor die Haustür, und bis wir das Auto ausgeladen hatten, waren unsere Schuhe nass vom Matsch. Genauso wie zuhause um diese Jahreszeit, wenn es geschneit hat. Absolut widerlich. Die Eiskügelis, die diesmal vom Himmel geschmissen wurden, waren dann auch immerhin Hagel Nr. 3 innerhalb von zwei Tagen. Steves Haus ist keine Luxusunterkunft, aber trocken, warm und gemütlich. Man kann dem fiesen Wetter draussen zuschauen ohne zu frieren oder nass zu werden. Es ist recht klein, über hundert Jahre alt und einigermassen renovationsbedürftig. Das ist auch genau das, was geplant ist, aber nocht etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir dürfen hier so lange bleiben, wie wir wollen, was uns Zeit lässt, die Planung unseres Vordringens in den Norden zu reevaluieren. Der Wetterbericht ist noch für einige Tage lang mies, verbessert sich aber ab dem Wochenende von „Rain“ zu „Showers“, was schon ein Fortschritt ist.
Unser Zuhause in North Bend.
Schnee, Regen, Wind und wir mittendrin.
Während ich diese Zeilen schreibe, giesst es draussen, als sei es das erklärte Ziel, die Westküste unter Wasser zu setzen. Der Wetterbericht für die kommenden Tage (Bild oben) ist ähnlich katastrophal, Regen, Schnee, im besten Fall nur Schauer, dazu immer mal wieder Sturm. Wir überlegen uns nun, hier eine Höhle zu graben und einen Monat Winterschlaf zu halten.