Im Buddhadharma ist immer wieder von verschiedenen Buddhakayas oder Buddha-Körpern die Rede. Man kann diese verschieden eingeteilt finden. Bei einer Auflistung gibt es den Dharmakaya (Wahrheitskörper) und den Rupakaya (Formkörper), welcher sich in einen subtilen Sambhogakaya (Wonnekörper) und einen groben Nirmanakaya (Erscheinungskörper) gliedert. Diese Kayas oder Körper können als Manifestationsebenen oder Aktivitätsbereiche eines Buddha verstanden werden. Während der Dharmakaya den erleuchteten Zustand darstellt, der die eigene Befreiung ist, sind der Sambhogakaya und Nirmanakaya Formkörper, die dem Wohle anderer dienen. Diese beiden Formkörper sind die Ausstrahlung der Buddha-Aktivität, die sich aus dem Erleuchtungsgeist ergibt. Im Mahayana beginnen wir alle Übungen mit dem Wunsch, dass wir alle Wesen ausnahmslos in den erleuchteten Zustand versetzen. Wie kann das nun möglich sein? Am Ende des Pfades erlangen wir zu unserem eigenen Nutzen den Dharmakaya, was eben die Befreiung oder der erleuchtete Zustand ist. Aus diesem Zustand heraus manifestieren wir uns in den verschiedenen Formkörpern – Sambhogakaya und Nirmanakaya – zum Nutzen der anderen. Sobald wir frei von der Umklammerung des dualistischen Geistes frei sind, erkennen wir die nonduale Weisheit, die Einheit von Weisheit und spontanem Mitgefühl untrennbar, und diese erscheint und wirkt zum Wohle anderer.
Dharmakaya
Der Wahrheitskörper ist der letztendliche Bereich, der die Grundlage für alle Eigenschaften eines Buddha darstellt. Die Natur des Dharmakaya ist rein in ihrem ursprünglichen Zustand und bar jeder hinzugekommener Befleckungen. Jenseits von Gedanke und Ausdruck weilt er frei von Merkmalen und ist gleich dem Raum. Obwohl er sich niemals aus diesem Zustand entfernt, erfüllt er die Bedürfnisse aller Lebewesen, durch das spontane Vorhandensein zweier Formkörper.
Der Dharmakaya befindet sich ohne Wandel, Unterscheidung und Abgrenzung in einem Zustand von fünffacher Weise. 1) Der Ort ist die letztendliche Sphäre, das reine Land des jugendlichen Vasenkörpers. 2) Der Lehrer ist Samantabhadra, das große Selbstgewahrsein, die uranfängliche Weisheit der Soheit. 3) Die Schüler sind die ozeangleiche Versammlung der ursprünglichen Weisheiten. 4) Die Zeit ist die nicht veränderliche Zeit, die Soheit. 5) Die Lehre ist die absolute Große Vollkommenheit, die Lehre des ungeschaffenen Körpers, der Rede und des Geistes.
Dharmakaya hat von allem Anfang an einen Geschmack, so wie der Himmel. Er zeichnet sich durch drei Weisheiten aus, die die begrifflichen Vorstellungen der Extreme, des Substanzialismus und des Nihilismus übersteigen. Diese drei Weisheiten sind 1) die ursprüngliche Weisheit der innewohnenden Essenz, rein von Anbeginn, jenseits der Extreme von Vorstellung und Ausdruck und gleich einem durchscheinenden Kristall. 2) Die ursprüngliche Weisheit der mühelos vollendeten Natur, die subtil, sehr klar-deutlich ist, welche wiederum als Grundlage für das Erscheinen der Merkmale des manifestierenden Aspekts dient und nicht als eine Form einer phänomenalen Eigenart besteht. 3) Die ursprüngliche Weisheit des alles durchdringenden Mitgefühls, das sich als die Ungehindertheit des Grundes für das Erscheinen zeigt, welches aus der manifestierenden Macht der angeborenen Essenz auftritt. Dennoch untersucht und zerlegt dieses Gewahrsein sein Objekt nicht.
Der Dharmakaya weist keinerlei Grobheit auf, sondern ist eine uranfängliche Weisheit einer feinen, offenen Klarheit, die als Grundlage für das Entstehen dient, welche jenseits der zwei Extreme von Dauer und Nichtigkeit ist.
Weiters besitzt der Dharmakaya drei große Eigenschaften: 1) große Reinheit, wodurch die zwei unerwarteten und illusorischen Trübungen mit ihren Gewohnheiten, die eigentlich nicht existieren, völlig gereinigt sind. 2) Große Realisation, wo durch die große ursprüngliche Weisheit der Ungetrenntheit, der Dharmakaya ohne Vorurteil gegenüber Samsara und Nirvana ist und 3) großen Geist, da aufgrund der zwei vorherigen Qualitäten die Manifestationen des Dharmakaya zum Nutzen aller Wesen mühelos und von selbst ohne jegliche Vorstellung vollendet sind.
In der Nyingma-Tradition wird der Dharmakaya durch Samantabhadra-Samantabhadri dargestellt.
Sambhogakaya
Der Dharmakaya befindet sich in einem Zustand der inneren Klarheit und der absoluten Natur der Phänomene. Ohne dass er den Dharmakaya in seiner eigenen Natur verändert, manifestiert sich der selbsterscheinende Sambhogakaya – der Wonnekörper. Aus der Essenz des Dharmakaya, dem manifestierenden Aspekt der ursprünglichen Weisheit erscheinen die unzähligen Buddha-Körper und reinen Länder als Selbstwahrnehmung, so wie sich Lichtstrahlen in fünf Farben aus einem Kristall aufgrund der Strahlen der Sonne zeigen. Im Sambhogakaya sind Lehrer und Schüler in der Sphäre der selben Erkenntnis vereint. Der Lehrer gibt keine Belehrungen, vielmehr sind sie im Zustand der Gleichheit selbstentstanden.
Auch der Sambhogakaya erscheint als Selbstwahrnehmung auf fünffache Weise: 1) der Ort ist die Selbstwahrnehmung des „unübertroffenen reinen Landes des schönen Feldes“. 2) Der Lehrer sind die Buddhas der fünf Klassen, wie Vajrasattva (Akshobhya), versehen mit den 32 Haupt- und 80 Nebenmerkmalen. 3) Die Schüler sind die Buddhas, die weit wie ein Ozean sind, die als die Selbsterscheinung der ursprünglichen Weisheit erscheinen, was wiederum nichts anderes als der Lehrer selbst ist. 4) Die Lehre ist die große strahlende Vision, die unbeschreiblich und frei von den Vorstellungen der Hinweise und Wörter ist. 5) Die Zeit ist unwandelbar und der immerzu andauernde Kreislauf der Zeit.
Im Sambhogakaya gibt es zwei Arten von Übertragung: 1) die Übertragung vom Geist des Lehrers auf den Geist des Schülers, da die Lehren des Tantra von Samantabhadra den Sambhogakaya-Buddhas der Selbstwahrnehmung gegeben werden, die wiederum niemand anderer sind als Samantabhadra, da sich Lehrer und Schüler in einem Zustand ununterschiedener Realisation befinden. 2) Die Übertragung, bei der der Geist von Lehrer und Schüler untrennbar werden, was bei jenen Schülern der Fall ist, deren Geist sich vom Geist des Lehrers unterscheidet und die Übertragung durch den Segen des Lehrers vom Geist des Lehrers erfolgt.
Die fünf uranfänglichen Weisheiten des Sambhogakaya erscheinen als 1)die ursprüngliche Weisheit des Dharmadhatu; 2) die ursprüngliche spiegelgleiche Weisheit; 3) die ursprüngliche Weisheit der Gleichheit; 4) die ursprüngliche unterscheidende Weisheit; und 5) die ursprüngliche alles vollendende Weisheit. Die Dharmadhatu-Weisheit stellt die absolute Wahrheit dar und sieht, was ist, während die vier anderen ursprünglichen Weisheiten sehen, wie Dinge erscheinen und sind somit die relative Weisheit.
Nirmanakaya
Obwohl der Dharmakaya unbeweglich in der großen Einheit von Samsara und Nirvana verweilt, manifestieren sich die Formkörper des Buddha als Erscheinungen des anstrengungslosen Mitgefühls in einer Vielzahl von Ausdrucksweisen wie wundersame, illusorische Erscheinungen. Der Nirmanakaya erscheint als Antwort auf die Bedürfnisse der fühlenden Wesen, solange Samsara existiert. Es ist so, als ob der Mond sich in vielen Wasserpfützen spiegelt. Dieser Erscheinungskörper kann in drei Kategorien eingeteilt werden: 1) den natürlichen Nirmanakaya; 2) den Nirmanakaya als Bezwinger von Wesen; und 3) den Nirmanakaya der verschiedenen Formen.
Für Schüler mit reiner Wahrnehmung und für jene, die eine der zehn Bodhisattva-Stufen erreicht haben, erscheint die große Sambhogakaya-Manifestation als reine Länder und als reine Länder der fünf Buddha-Familien und als jene der drei Buddha-Klassen wie eine Spiegelung in einem Spiegel. Hierbei sind die Schüler nicht eins im Geiste mit dem Lehrer, aber im Grunde gehören diese reinen Länder zum Sambhogakaya. Daher werden sie auch als halb Sambhogakaya und halb Nirmanakaya zugerechnet. Dies stellt die erste Nirmanakaya-Kategorie dar. Die Manifestation des herausragenden Nirmanakaya, der mit den 32 Haupt- und 80 Nebenmerkmalen geschmückt ist, ist der „Bezwinger der Wesen“. Diese Art des Nirmanakaya erscheint in den sechs Daseinsbereichen des 3.000-fachen Weltensystems. Bei der letzten Kategorie des Nirmanakayas gibt es keinen bestimmten Ort, keine bestimmte Form oder auch keine bestimmte Erscheinungsdauer. Dieser Nirmanakaya kann in allen möglichen Formen erscheinen, eben was für die Wesen gerade notwendig ist.
Die ursprüngliche Weisheit des Nirmanakaya ist die Erkenntnis, dass egal welche Nirmanakaya-Formen für die Wesen auch erscheinen, sie sind keine leblosen Formen oder bloße Spiegelungen. Sie sind mit der zweifachen ursprünlichen Weisheit – der absoluten und der relativen Weisheit – versehen und diese Weisheiten erscheinen anstrengungslos zum Nutzen der Wesen.