Trend: Seniorenspielplatz

Credit: SPORTBLOG.CC

„Oma geht mal schnell in den Park trainieren.“ Geht es nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), soll dieser Satz bald Usus in Familien werden. Diese empfiehlt nämlich seit einigen Jahren die Errichtung so genannter Generationenparks, die speziell auf die Fitnessbedürfnisse von älteren Menschen abgestimmt sind. Omi und Opi können sich dort gleich neben ihren Enkerln auf Beinpresse, Wackelbrett, Rudergerät und Co trimmen.

Im August 2010 hat nahe der Rossauer Lände bereits der fünfte Park dieser Art in Wien eröffnet. Der SPORTBLOG hat sich gemeinsam Renate und Hilde, zwei frisch gebackenen Pensionistinnen, auf die Seniorengeräte geschwungen deren Alltagstauglichkeit geprüft.

Das Konzept: Spielgeräte für Senioren

Generationen-Aktiv-Parks sollen die geistige und körperliche Betätigung von Senioren sowie den sozialen Austausch von Jung und Alt fördern. In Zusammenarbeit mit der Sportmedizin der Universität Wien wurden daher im Zuge dieses Projekts spezielle Sportgeräte entwickelt, die vor allem Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht von älteren Leuten verbessern sollen.

Die Spielgeräte gestalten sich je nach Park ein wenig unterschiedlich, umfassen aber meist eine Beinpresse zur Stärkung der Beinmuskulatur, eine sogenannte „Straßenbahn“ für Stehvermögen und Gleichgewicht, ein Kugelspiel für das Zusammenspiel von Augen und Beinen, ein Boxerrad zur Verbesserung der Ausdauer und ein Rudergerät zur Stärkung der Arm- und Rumpfmuskulatur. Im Seniorenpark Rossau gibt es zusätzlich eine Tafel mit Gedächtnistraining und Kopfübungen.

Credit: Universität Wien/www.univie.ac.at

Keine Beschriftung oder Hinweistafeln

Renate, ehemalige Kindergartendirektorin, und Hilde, ehemals Volksschullehrerin, waren top motiviert. Beide haben sich im Sommer 2010 in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, und gestalten ihre Freizeit seitdem vielseitig und aktiv. „Einmal in der Woche ist Turnen angesagt und jede zweite Woche besuchen wir eine Yoga Einheit“, erzählte Renate beim Fußmarsch zum Park.

Leider wären die sportlichen Damen dann aber fast am Seniorenpark vorbeigelaufen, denn eine klare Beschriftung oder Hinweistafel fehlte. Nach kurzer Betrachtung der Gerätschaften war man sich dann aber doch sicher, dass es sich hier um den Generationenpark handeln musste.

Kugelspiel

Da erste Gang führte die beiden zu zwei großen Tafeln, von denen sie sich ein Paar Informationen über die Geräte und Sinn und Zweck des Spielplatzes erhofften. Leider fanden sich neben Gedächtnisübungen aber keine weiteren Hinweise zum Park. Somit wurde das erste Gerät inspiziert – das Kugelspiel.

Dort stach dann doch eine knallgelbe Hinweistafel ins Auge, die uns Ausführung und Wirkung der Übung näher brachte. Man soll die Kugel mit einem Fuß entlang der vorgegebenen Bahn bewegen, während der andere Fuß stehen bleibt. Anhalten notfalls erlaubt. Diese Übung machte den agilen Rentnerinnen sichtlich Spaß: „Das ist lustig und hat sehr hohen Aufforderungscharakter“, bemerkte Renate. „Vor allem die unterschiedlichen Bahnvarianten bringen Abwechslung und fordern Konzentration.“

Credit: SPORTBLOG.CC

Beinpresse

Als nächstes wurde die Beinpresse getestet. Für Hildes Empfinden war das Trittbrett zu weit weg, für die konditionell fitte Renate der Widerstand eindeutig zu gering: „Da bräuchte ich noch zusätzlich etwas für die Arme, gebt mir Hanteln!“

Credit: SPORTBLOG.CC

Straßenbahn

Diese Station besteht aus einem Wackelbrett und zwei Anhalteschlaufen, ähnlich denen in einer Straßenbahn. Damit sollen die ruckartigen Bewegungen in öffentlichen Verkehrsmitteln simuliert werden. Renate: „Ohne Anhalten fast unmöglich da wirklich in der Mitte stehen zu bleiben, mit Anhalten an den Griffen fast zu einfach. Am besten nur mit einem Finger leicht die Stange berühren, dann ist das der optimale Schwierigkeitsgrad.“

Credit: SPORTBLOG.CC

Boxerrad

Der Sitz mit Lederbezug gefiel, das Bewegungsgefühl am Rad jedoch weniger. „Da rutsche ich immer vom Sitz!“, war Hildes erster Kommentar. Für Renate waren die Armhebel zu nah, zudem war ihr der Bewegungsablauf am Gerät zu „abgehackt“. Länger als ein bis zwei Minuten wollte keine der Damen am Gerät bleiben.

Credit: SPORTBLOG.CC

Gedächtnistraining

Diese Tafeln wurden zum Schluss noch mal aufgesucht. „Die Idee finde ich prinzipiell super. Da braucht man halt ein bisserl Zeit um sich das alles durchzulesen“, resummiert Hilde. Die Gedichte zum auswendig lernen fanden Anklang.

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Bewertung

Die abschließende Bewertung unserer Testerinnen lautete: „Prinzipiell ist so ein Spielplatz eine gute Idee. Die Beschreibung und Beschilderung müsste jedoch umfangreicher und motivierender sein, man weiß als Spaziergänger eigentlich gar nicht wofür der Park gut ist.

Die Geräte sind ok, vor allem die Gleichgewichtsübungen sehr lustig. Bei der Beinpresse fehlt leider die Möglichkeit das Gewicht individuell einzustellen, beim Boxerrad die Möglichkeit zur Sitzhöhen- und Sitzpositionskorrektur. Auch das Durchführen eines Zirkeltrainings auf den Geräten wäre eine interessante Idee, aber das müsste ebenfalls irgendwo beschrieben werden.

Wir würden den Spielplatz auch prinzipiell nicht nur älteren Personen empfehlen, sondern allen Erwachsenen, die etwas für sich tun wollen. Vor allem für Hundebesitzer ist ein kleiner Zwischenstopp dort ziemlich praktisch, da hängt man den Wuffi einfach für zehn Minuten an die Bank und macht seine Übungen. Auch für junge Mütter könnten wir uns das sehr gut vorstellen – der umzäunte Kinderspielplatz ist gleich nebenan, da kann man als Mutter schnell seine Übungen machen und ist trotzdem noch in Blickkontakt zum Sprössling.“

Besseres Marketing sinnvoll

Als wir bereits aufbrechen wollten, bestieg ein Anrainer mit seinem Hund die Kugelbahn. Er käme jeden Tag hierher seit der Park eröffnet hat, und seine Frau hätte er auch bereits überredet erzählte er uns. Außer ihm sähe er aber nie jemanden trainieren.

Schade, finden wir. Der Ansatz, ältere Personen zum Fitnesstraining im Park zu animieren, ist prinzipiell ein guter. Die Stadt Wien sollte daher besser ein wenig mehr in die Vermarktung der Parks investieren (Ausschilderung, Werbung usw.), sonst verfallen die Anlagen wohl ungenutzt.

Links:
wien.gv.at (weitere Infos zu Generationenparks in Wien)
public.univie.ac.at (Presseinfo der Uni Wien zu Generationenparks)


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