Und schon schrumpft sie wieder, die weltweit am schnellsten wachsende Fliesenmetropole. Diesmal ist das renommierte Baumagazin "Die Zeit" in einer Kampfpause gegen rechts ausgezogen, das Grauen von Nahem zu betrachten, dass als "krude Thesen" bekannt wurde, als es der frühere Bundesbanker Thilo Sarrazin in einem Buch schilderte. An der Saale hellem Strande fand Alexandra Endres auftrags- und wunschgemäß eine "schrumpfende Stadt" (Die Zeit), die wie alle Jahre zuvor bereit steht, damit "westdeutsche Städte hier besichtigen können, was auf sie zukommt".
Nämlich Schrumpfen, Absterben, sinkende Mieten, flüchtende Bürger, steigende Nebenkosten und ein Leerstand, der schneller wächst als die verbliebene Bevölkerung wegsterben kann. Dazu kommen, das aber ist der Tiefenrecherche der Hamburger Experten entgangen, wachsende Gewinne der städtischen Wohnungsunternehmen. Gerade erste meldete die städtische Tochter Hallesche Wohnungsgesellschaft einen "positiven Jahresüberschuss" in Höhe von 7,3 Millionen Euro, der dem sanierungsbedürftigen städtischen Haushalt zufließen kann. In den vergangenen sieben Jahren hat die HWG ihren jährlichen Überschuss damit mitten in einer schrumpfenden Stadt vervierzehnfacht - von einem kleinen Plus von einer halben Million anno 2003 auf den Stand von heute.
Von wegen, es fänden sich nicht einmal mehr Mieter für "Wohnraum in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums, saniert und mit öffentlichen Verkehrsmitteln günstig zu erreichen", wie die "Zeit" berichtet. Das kann gar nicht sein. Seit die Stadtverwaltung beschlossen hat, dass die Firma in den kommenden Jahren mehr als 100 Millionen Euro Dividende an den Stadthaushalt überweisen muss, gelingt es regelmäßig, aus einem Gesamtumsatz von rund 75 Millionen Euro eine Rendite von zwischen zehn und 17 Prozent zu quetschen. In fünf Jahren überwies die HWG so fast 55 Millionen Euro an die klamme Stadtkasse. Weil, so hieß es zuletzt, der Leerstand habe erheblich gesenkt werden können. Er beträgt inzwischen nur noch 16 Prozent. Und ist damit nur vier Prozent höher als der durchschnittliche Leerstand auf dem gesamten Wohnungsmarkt der Stadt, der 143.000 Wohnungen zählt, von denen 18.000 leerstehen.
Ginge es gerecht zu in der Welt, würde die "Zeit" nun mal eine Serie starten, die die traumhaften Chancen für alle Sparbuchinhaber und Festgeldsparer schildert, auf dem Immobilienmarkt der schrumpfenden Stadt stabil fünf bis achtmal soviel zu verdienen wie mit dem Glücksparen von der Sparkasse und den Anleihen von Bundesschuldenminister Wolfgang Schäuble. Aber da werden die ratsuchenden Anleger in Hamburg wohl lange warten müssen.