Trauma in Deutsch

Trauma in DeutschEs ist schon ein wenig pervers. Da ist man als deutscher Tourist auf La Palma und das einzige, das einen stört, sind die deutschen Touristen. Oder die Deutschen an sich. Die sich hier niedergelassen haben. Mit ihren Bio-Anbau-Feldern und ihren Strickhosen. Leben seit zehn Jahren hier und sind immer noch nicht fähig, ihre Brötchen auf spanisch zu bestellen. Wie heute auf dem Markt in Puntagorda/El Fayal. Er mit bunter Hose, buntem Shirt, Sandaletten. Die Hosen sind irgendwie oben zusammen geschnürt und sehen aus wie, ich weiß nicht. Ich nehm zwei von den Brötche da, ja, genau die. Nee, die daneben. Die daneeeben! Hamse mich nich verstanden, oder was? Ich meinte die mit dem Knoblauch drin. Acho, ja, wenn sie´s Acho nennen wollen. Ich meine jedenfalls die Brötchen mit dem Knoblauch drin.

Und dann nehm ich noch…, Martina, was wolltest du haben? Brötchen? Hab ich schon. Ach so ja. Geben Sie mir doch n och von den Oliven da drüben. Nein. Nicht doch die. Ich meine die dahinter. Ja genau. Nee, nich so viele. Ja, das haut hin. Was kostet das? Zeigen se mal her den Zettel. Drei Euro zweiundvierzig? Für fünf Brötchen und 300 Gramm Oliven? Man, das is aber auch nicht mehr billich hier. Martina? Martina! Martiiiinaaaa! Hast Du das Geld? Gib mal her. Die ham Preise hier neuersdings, das sach ich Dir. Kuchen? Was für Kuchen? Kannste vergessen. Bei den Preisen hier. Nee, da backen wir wieder selbst. Schmeckt ja auch besser.

Trauma in DeutschDer nächste ist dran. Nein, die nächste. Anfang siebzich, Strohhut, bunte Bluse, Hosen bis über die Knie. Die Sandaletten sehen aus wie selbst geklöppelt. Ja ich nehm, was wollte ich denn, ich nehm, Harald? Haraald? Harrrraaaalllldddd!!! Ach hier bist du. Renn doch nich immer weg, wenn ich dran bin. Also, was essen wir heute? Ach ja, ich nehm mal von dem Weißkohl dort drüben. Nein, den daneben. Ja, genau den. Was kostet da das Kilo? Ja gut, das ist in Ordnung. Und dann, was wolltest du nochmal, Harald? Ja, geben sie mir doch nochmal so ne handvoll von den erdbeeren. Ja, genau von denen. Ein bisschen mehr sollte es schon sein. Das reicht doch dicke, sagt Harald. Was weißt du schon vom Kuchenbacken? Also, ja, das ist genug. Und nun die Rechnung. Ja, hier mase zehn Euro, das stimmt so. Nein, lassense mal, das geht schon so in Ordnung. Aber ne Tüte, ne Tüte brauchen wir noch. Zwanzich Cent? Extra? Na hier hamse zehn Cent, die andern hamse ja wohl schon mit den zehn Euro kassiert.

Ich möchte gern ein Brot und von den Erdbeeren hätte ich auch ganz gern dreihundert Gramm. Und weil ich gerade Spanisch lerne und hier auf La Palma bin, bestelle ich: Quiero un pan y fresas, trescientos gramo. Die Verkäuferin schaut mich ungläubig an und fragt: Was wolln Sie? Fresas? Was issn das? Ach sie meinen die Erdbeeren hier. Sagen Sie das doch gleich. Ich kann mich beherrschen, denn schließlich habe ich Urlaub. Und unterhalte mich weiter mit der deutschen Obstverkäuferin auf deutsch. Bin ja schließlich auch ein deutscher Tourist.  A mi me interesan habla espanol, pero aquí no interesado en la.

 


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