Trainingsplanerweiterung – Ich und der Pilateskurs

Absolut nicht ohne Vorurteile habe ich mich zu einem von der Krankenkasse mitfinanzierten Pilateskurs im nahegelegenen Physiotherapiezentrum angemeldet, um meine innere Mitte weiter zu stärken und zu hoffen, dass mich zu ein Unheil mit der Bandscheibe nicht wieder ereilt. Statt Rentner traf ich aber auf gleichaltrige, die sich kaum bewegen konnten, obwohl sie sportlich aussahen. Auf junge Frauen die alle samt verspannte Muskeln hatten, schief dastanden, weil die Sehnen verkürzt sind und auf eine Dame im mittleren Alter, die noch vor etwa einem Jahr ihren Arm kaum heben konnte, bis sie es schließlich in dieses Zentrum und letztlich zum Pilates verschlagen hat.

Ich fühlte mich also in bester Gesellschaft und meine Vorahnung eine moderate Runde Muskelanspannung unter Rentnern hinter mich zu bringen, wurde durch eine Stunde intensives Tiefenmuskulaturtraining, das mich jetzt noch gerade sitzen und mich um einige Zentimeter größer anfühlen lässt, abgelöst.

Während es beim Yoga um intensives Hineindehnen in Kombination mit der Atmung geht, um fließende Bewegungen, um den Einsatz des eigenen Körpergewichts für Kraftübungen, waren im Pilateskurs nur minimale Bewegungen nötig. Diese kannte ich zum Teil schon von meinen privaten Übungen und der Physiotherapie, aber in dieser Stunde haben sie ein ganz neues Level erreicht.

Die Pilateslehrerin, die sich intensiv um die Bedürfnisse der acht Teilnehmer kümmerte, hatte einen Redeschwall, den ich bei niemanden vorher erlebt hatte – und in meiner Familie gibt es einige einschließlich mich, die ohne Punkt und Komma reden können. Mit viel Witz machte sie uns auf wirklich gravierende Fehlhaltungen aufmerksam. Sie entlarvte mich als Läufer, der Jahre lang über die Außenkante der Füße abrollte (Sollte ich doch mal eine Laufanalyse machen lassen?), mit starken Muskeln, zu stark ausgeprägten äußeren Muskeln und vor allem im oberen, mittleren und seitlichen Rumpfbereich kaum vorhandenen tiefer liegenden Muskeln bzw. Muskeln, die ich schlecht aktivieren kann. Außerdem ist meine linke Seite immer noch wesentlich schlechter trainiert als meine rechte – wundert kaum, denn da bereitet mir mein Bandscheibenvorfall auch die meisten Probleme.

Aber nicht nur die Rumpfmuskulatur macht Probleme und ist stark verbesserungswürdig – seltsam einfach anmutende Übungen wurden nach einem langen Schreibtischtag zur Qual. Schulter-, Nacken-, Gesäß- und hintere Oberschenkelmuskulatur piekste vor sich hin, die Arme und Hände schliefen einfach ein, wenn ich sie seitlich nach oben bewegte und hielt… Ein Fass ohne Boden in einer Zeit in der man angetackert und mit kurzen Ärmchen wie der T-Rex vor dem Computer hängt, trotz vorzeigbarer ergonomischer Einstellung des Arbeitsplatzes, eines flexiblen Hockers und der Einbildung gerade zu sitzen, sich ausreichend zu bewegen – eben alles richtig zu machen.

Eine Hoffnung gab es dennoch, meine tiefer liegende untere Bauchmuskulatur ist hammerhart und mit lediglich 80% meiner Kraft musste ich die Übungen für den unteren Bauch absolvieren, während die anderen hechelten und rote Bäckchen bekamen. Stattdessen ging es für mich darum sich hineinzufühlen, zu spüren, wie sich einzelne Muskeln aktivieren lassen – die „verklebten“ Nervenbahnen vom Hirn sollten freigeschaufelt werden, damit wir wieder lernen, dass es überall Muskeln im Körper gibt, die man anspannen bzw. aktiv einsetzen kann. Mein Problem einer steifen Hüfte, die ich leider nicht zumbamäßig wie Tina Turner schwingen lassen kann, hat nichts mit Null-Rhythmusgefühl oder Unbeweglichkeit zu tun, sondern einfach nur damit, dass ich als Läufer immer nur geradeaus laufe und mich gar nicht mehr zur Hüfte hindenken kann. Das ist irgendwie so, als sollte ich den kleinen Zeh bewegen.

Von den Füßen bis zum Scheitelpunkt absolvierten wir im Stehen und Liegen Übungen, die uns Strecken, die bestimmte Muskeln lockern und andere wiederum anspannen. Hausaufgaben gab es am Ende auch; für mich heißt es Geradestehen, was sich anfühlt als würde ich Skispringen; meine Knie sollten immer locker und nie durchgedrückt sein; Schultern müssen hängen und schwingen und ich darf nicht ins Hohlkreuz fallen. Viel zu tun bis zur nächsten Runde, die ich mit Freude erwarte.



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