Trailrunning Teneriffa

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Hoch über der Masca-Schlucht auf dem Guergues-Steig

Während meines wöchentlichen Kontroll-Anrufs bei meinen Eltern klickte ich so nebenbei bei den üblichen Verdächtigen im Airline-Sektor durch und fand ein Angebot, das ich nicht abschlagen konnte (und das, obwohl mir niemand eine Knarre an die Schläfe hielt). So flog ich dann am frühen Sonntagmorgen mit Tuifly nach TFS. Dem flotten Flug mit Rückenwind und meinem Einchecken online am Vortag sei es gedankt, dass ich ideal platziert war (weit vorn auf der linken Seite am Fenster – gut für Fotos beim üblichen Landeanflug auf TFS – aber gerade weit genug von den vordersten Sitzreihen mit den schreienden Kids). Dann – ganz unüblich für mich – schnell raus aus dem Flieger und direkt zum Schalter von Hertz, wo ich tatsächlich als erster ankam und nach wenigen Minuten mit meinem Autoschlüssel abzog. Zurück am Band rollten gerade die ersten Koffer raus und schon wieder hatte ich Glück und meiner war der Dritte. Da ich diesmal kein Bike mitgenommen hatte, konnte ich den Sicherheitsbereich um 09:30 Uhr verlassen – das ist doch mal ein guter Start in den Tag! :-)

Mein Vater und meine Schwester kamen etwas später zum Einchecken und brauchten mal wieder ewig mit dem ganzen Hunde-Gedöns (aber die lieben Kleinen sind uns ja sooo wichtig und wir wollen auf keinen Fall irgendwas verpassen im Leben). Naja, schließlich Verabschiedung meiner Schwester, die wieder zurück in die Heimat flog und mit Papa wie üblich erstmal einen Café con Leche (ich) und einen Cortado leche y leche (Papa) am Playa San Juan getrunken. Wetter: Wie es sein sollte – ein Traum!

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Der Nikolaus an der Standpromenade von San Juan

Ohne Bike wollte ich mal all’ die Trails laufen, die ich mit dem Fahrrad nicht gut fahren konnte. Okay, so Typen wie Danny Hart würden da sicher so den einen oder anderen Trail runterkommen, aber ich versuche nun ja eher so Kerle wie Kilian Jornet auf bescheidene Art zu kopieren.

Am Montag ging’s zur Einstimmung gleichmal auf zwei (kleinere) Trails: Den Guergues-Steig oben auf der Ridge und danach gleich ein paar Meter weiter den Barranco de Masca runter und wieder hoch. Danach war ich platt wie ‘ne Flunder und brauchte bei „Chez Arlette“ gleich zwei Flaschen Coke, um nicht am Autosteuer einzunicken… ;-)

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Für so eine eiskalte Coke am Ende einer Tour könnte man töten

Am Dienstag fuhr ich die kurze Strecke rüber nach Erjos um die herrlichen Lorbeer-Wälder dieser Region zu durchpflügen. Von Erjos ging’s den Barranco Suzanna hinunter nach Los Silos und über Talavera hoch auf den Fahrweg. Dann über einen Abstecher runter Richtung Las Moradas die TF-54 wieder hinauf bis Monte del Agua und auf dem Fahrweg zurück. Mann, war ich platt…ach, das hatten wir ja schon… :-)

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Auf dem Grat bei Talavera

Tags darauf gönnte ich mir einen Ruhetag, lief nur locker bei Punta Teno (dem westlichsten Zipfel Teneriffas mit Leuchtturm) eine halbe Stunde flach am Steilufer entlang und schwamm eine Runde (naja, baden trifft’s eher). Die Abende sind stets garniert mit irgendwelchen Feiern – entweder hat jemand Geburtstag, oder es dreht sich um Weihnachten. Es scheint hier jedenfalls in der „German Community“ immer etwas zu feiern zu geben…

Der Ruhetag sollte mich natürlich auch für mein geplantes Highlight des Donnerstags vorbereiten: Die Bedingungen waren ideal, zum ersten Mal war der Gipfel des Teide nicht mit Schnee und Eis bedeckt. Also packte ich am Abend meine Siebensachen, stand um 02:45 Uhr auf, machte mir noch einen heißen Tee, fuhr um 03:15 Uhr Richtung Cañadas und lief um Punkt 04:30 Uhr wie geplant am Einstieg zur Montaña Blanca los. Diesmal hatte ich nicht den neuen S-Lab Laufrucksack von Salomon dabei, sondern meinen guten, alten Speed Lite 20 von Deuter. Denn neben zwei Stirnlampen (so etwas von stockdunkler Finsterniss habe ich noch nie erlebt, aber kein Wunder, es gibt wenig Streulicht hier mitten im Atlantik und dank des nahen Observatoriums achten die Tenerfeños besonders darauf, wenig Licht in die Atmosphäre zu entlassen) hatte ich auch zwei Kameras (natürlich auch die neue GoPro), Verpflegung für den ganzen Tag sowie genügend warme Kleidung dabei (so dachte ich zwar, aber es war dann doch wieder etwas zu knapp kalkuliert). Auf der ganzen Fahrt ist mir nicht ein anderes Auto begegnet. Oben auf dem Parkplatz standen dann aber doch schon vier weitere Mietwagen – ich war also nicht allein. So lange der Fahrweg noch gut ausgebaut war (bis zur Montaña Blanca), war an laufendes Vorankommen zu denken. Danach nur noch an „Speed Hiking“. Kurz vor dem Refugio Altavista überholte ich die ersten paar Mitstreiter auf dem Weg zum Gipfel. Das Refugio selber war offen (was mich erstaunte) und ich ärgerte mich, dass ich nur einen großen Schein dabei hatte. Das wären die am besten investierten zwei Euro gewesen für einen heißen Kaffee aus dem Automaten. Denn hier oben auf 3.270 m.ü.M. wurde es schon verdammt kalt um 05:50 Uhr in der Nacht. Ich zog also gleich weiter, überholte eine größere Gruppe Franzosen (wie in der Masca-Schlucht scheinen diesmal auf den „härteren“ Trails nur Briten und Franzosen unterwegs zu sein), schaute nicht zurück, sprang über das Gitter an der Ranger-Station und erreichte den Gipfel um 06:50 Uhr Ortszeit. Bis hier hin hatte ich alle überholt – nur eine Schottin „rettete sich als Siegerin“ kurz vor mir auf den Summit. Wir schauten uns beide im Licht der Stirnlampen um, konnten aber keine höhere Erhebung erspähen und sagten zu uns, dass dies dann wohl der Gipfel sein musste (sie erwartete zumindest ein Kreuz, eine Fahne oder etwas Ähnliches auf dem höchsten Gipfel Spaniens). Dann zogen wir uns trockene Sachen an und kauerten im Windschatten eines Felsblocks zusammen. Der eiskalte Wind durchbohrte jede Ritze und ließ mich zittern wie Espenlaub. Rasch baute ich meine neue GoPro Hero 2 auf, um den Sonnenaufgang im „Time Lapse Mode“ mit zwei Bildern pro Minute zu dokumentieren.

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Ein fast „göttliches“ Erlebnis auf dem Gipfel so hoch über den Dingen

Nun war die Zeit für ein gemütliches Frühstück gekommen und ich schlang gierig die zwei Brote hinunter, die meine Mutter mir am Vorabend hergerichtet hatte. Das Snickers war steif gefroren und kaum genießbar. Nach und nach kamen die weiteren Besteiger und eine Stunde später ging dann über dem Südende Gran Canarias die Sonne auf und warf einen langen Schatten in Richtung La Palma.

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Die Gipfelkrater mit dem „eigenen Schatten“ vor der Insel La Palma; links La Gomera

Um 08:00 Uhr packte ich meinen Rucksack, genoss noch ein paar kräftige Atemzüge der schwefel-geschwängerten Luft und stieg ab, vorbei an der Bergstation der Teleférico (Seilbahn) zum süd-westlichen Ende des Rundwegs. Dort beginnt der Trail TF-9, der über den Pico Viejo (alter Gipfel) und die Narices des Teide (die Nüstern) hinab führt, um den relativ jungen Lavastrom der Narices herum zurück zum Mirador de Chio. Zwischendrin gönnte ich mir noch eine schöne Pause auf der Südseite des Pico Viejo und genoss die absolute Stille dort oben.

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Traum-Trails am Pico Viejo

Am Parkplatz angekommen hatte ich keine rechte Lust nach dem hammergeilen Trail die blöde Straße entlang zu laufen und fragte den erstbesten Typen auf dem Parkplatz. Der Einzige der Franzosengruppe, der Englisch sprach, hatte ein Finisher-Shirt vom UTMB an und da war natürlich klar, dass sie mich mitnahmen und er mich zu meiner Tour ausquetschte (hat er auch schon längere Zeit vor). Die Welt ist klein! Allerdings fuhren sie nur bis zu den Roques de García und so ließ ich mir einen Kaffee im „Nacional“ raus und lief die Reststrecke über den Sendero 19 zurück zum Auto.

Nach einer Einkehr im Mirador de Chirche auf der Heimfahrt (hoch über der Costa Adeje) mit richtig gutem Café con Leche (nach der überteuerten Brühe im Nacional) und einem exzellenten Kuchen, ging’s nach Hause und nach einer ordentlichen Dusche legte ich mich kurz draussen auf die Liege und schlief sofort ein…


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