Es nimmt kein Ende. Wieder eine Fortsetzung eines bekannten und etablierten Trickfilms. Wieder putzige Plakate, die auf Running-Gags der Vorgänger anspielen. Wieder irgendwelche B-Prommis als Synchronsprecher. Und – Oh mein Gott! - schon wieder 3D! Wird es auch wieder eine völlig unsinnige Umkrempelung eines funktionierenden Konzepts, nur um mit der Konkurrenz gleichziehen zu können? Mal sehen. Wir gucken uns „Toy Story 3“ an.
Fassen wir die ersten beiden Teil kurz zusammen: Cowboy Woody ist das Lieblingsspielzeug von Andy. Zusammen erleben sie die tollsten Spielzeugabenteuer und Woody ist sozusagen Chef im Kinderzimmer. Hier ist alles streng organisiert, damit auch kein Spielzeug ungerecht behandelt wird. Woody ist sowohl bei den Spielzeugen, als auch bei den menschlichen Bewohnern des Hauses beliebt. Eines Tages hat Andy Geburtstag und bekommt tatsächlich eine Buzz Lighyear Actionfigur geschenkt. Der Space Ranger ist natürlich viel cooler als Woody und durch Eifersucht geblendet ersinnt der Cowboy einen fiesen Plan, um sich selbst wieder auf den Thron zu befördern. Im zweiten Teil wird Woody versehentlich auf dem Flohmarkt an einen manischen Spielzeugsammler verkauft. Er ist nämlich mal weltberühmt gewesen und macht nun Bekanntschaft mit dem Pferd Bully und der kessen Lady Jesse. Zusammen mit dem stinkenden Pete sind sie eine komplette Sammlung und sollen an ein Museum verkauft werden. Buzz und die übrigen Spielzeuge machen sich nun auf den Weg, Woody wieder nach Hause zu holen.
In Teil 3 stehen die Spielzeuge um Woody und Buzz vor einem knackigen Problem. Andy ist nämlich kein kleiner Junge mehr, sondern schon groß geworden. Er sitzt lieber am Computer, als mit den alten Spielsachen zu spielen. Außerdem soll er demnächst aufs College gehen und dazu gehört, dass er sein altes Zimmer ausmistet. Die meisten Spielzeuge sollen auf den Speicher und ein paar sollen einer Kita gespendet werden. Woody soll als einziges Spielzeug mit ins College. Durch Zufälle und Versehen landen letztlich alle Spielzeuge in der Kita. Hier hat der Knuddelbär Lotso das Sagen und alles sieht paradiesisch aus. Doch bald stellt sich heraus, dass die Kita doch kein Paradies und Lotso auch nicht ganz so knuddelig zu sein scheint.
Toy Story ist ein echter Klassiker. 1995 löste er regelrechte Begeisterungsstürme aus . Noch nie waren derart detaillierte Computeranimationen zu sehen und gleichzeitig wurde eine schöne Geschichte mit lebendigen Charakteren erzählt. Der zweite Teil musste dann schon gegen harte Kunkurrenz im CGI-Business anstinken. Es drohte, zu kippen, denn die neuen Figuren waren oberflächlich geraten und es gab zu viele Szenen und Elemente, auf die man gerne verzichtet hätte. Ein Sakrileg stand zu befürchten, nämlich, dass ein überdurchschnittlich guter Film durch übereilte Fortsetzungen versaut werden würde. Bestes und jüngstes Beispiel für so eine Situation liefert zweifelsfrei „Shrek 4“. Höchste Skepsis also bei „Toy Story 3“
Und da ist er nun. Natürlich ist alles ein bisschen größer geworden, und auch wenn das Spielzeugsetting einen schlichten und klaren Stil vorgibt, wurden die Animationen stark verbessert. Die pompöse Eröffnungsszene zeigt auf clevere Art und Weise, was die Pixar-Leute drauf haben, ohne den urpsünglichen Stil zu sehr zu verändern. Das gleiche gilt auch für die Charaktere. Die neuen Figuren sind sehr cool und trotz ihrer verhältnismäßg kurzen Auftritte sind sie überzeugend und gestalten sinnvoll die neue Geschichte. Der Film ist voller Wendungen und frecher Zitate auf Filmklassiker, so dass auch die älteren Zuschauer hin und wieder schmunzeln können. Überhaupt scheint der Film vor allem für diejenigen gemacht worden zu sein, die damals beim ersten Teil noch Kinder waren und nun, ebenso, wie Andy erwachsen geworden sind. Nach dem spannenden Finale des Abenteuers gibt es übrigens eine derart intensive und rührende Abschlussszene, bei der man schwer schlucken muss. Zuschauer, die nah am Wasser gebaut sind aufgepasst. So etwas hätte ich wegen all der Skepsis hier wirklich nicht erwartet.
Ein Wort zu den Synchronsprechern muss ich am Ende doch noch loswerden. Woody wurde in den beiden Vorgängerteilen von Peer Augustinski gesprochen und so unverständlich der Schritt war, ihn nun von Bully Herbig synchronisieren zu lassen, so unspektakulär ist es auch. Bei all der Aufregung um die Neubesetzung muss ich sagen, dass man den Unterschied kaum merkt und Bully ist nicht zu erkennen. Viel Lärm um nichts.
Toy Story 3 ist entgegen aller Befürchtungen meinerseits sehr schön geworden. Nichts scheint zu viel oder zu wenig geraten zu sein und Pixar hat sich wirklich Gedanken gemacht, wie man die Geschichte nicht nur sinnvoll fortsetzen kann, sondern sie auch noch zu einem befriedigenden Ende bringen kann. Also, alles gut. Gott sei Dank.
Toy Story 3 (USA 2010): R.: Lee Unkrich; OVA: Tom Hanks, Tim Allen, Joan Cussack, u.a.; M.: Randy Newman; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.