Ich würde lügen, müsste ich sagen, wann ich das letzte Mal an Weihnachten in eine Kirche gegangen bin. Für unsere kleine Dorfkirche Zuhause muss man sich inzwischen im Voraus anmelden, um den gefühlt stündlich abgehaltenen Gottesdiensten um Heiligabend überhaupt noch beiwohnen zu dürfen. Eines hatte ich darum überhaupt nicht mehr auf dem Schirm: Krippenspiele. Wie unterschiedlich die aussehen können, habe ich jetzt in Toulouse entdeckt.
Die imposante Basilika Saint-Sernin ist das Wahrzeichen von Toulouse, dessen achteckigen Glockenturm man beinahe in der ganzen Innenstadt sehen kann. Zwischen 1077 und 1119 erbaut und 1096 geweiht, ist Saint-Sernin heute die größte erhaltene romanische Kirche Frankreichs. Dabei enstpricht sie nicht dem Typus einer Basilika, sondern einer Emporenhalle. Als Pilgerkirche gehört sie seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist Teil des französischen Jakobsweges.
Die Dimensionen sind gigantisch. Über dem mehrschiffigen Langhaus lässt eine weite Empore viel Licht rein. Insgesamt wirkt das restaurierte Innere angenehm freundlich und trotz seiner Größe zurückgenommen, wenn man einmal von der orgiastischen Altarraumgestaltung und dem holzverzierten Chorraum absieht. Der Hauptaltar von Bernardus Gelduinus entstand vor 1096 und eine der bedeutendsten Orgeln des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll wurde 1888 erbaut. Das Krippenspiel zeigt sich klassich schlicht.
Aus einem heidnischen Tempel und den Überresten eines Benediktinerklosters enstand im 18. Jahrhundert die Basilika Notre-Dame de la Daurade am Ufer der Garonne. Die mit Mosaikstücken auf einem Goldblattgrund bedeckte Kirche beherbergt statt eines Krippenspiels eine schwarze Madonna, die jetzt zur Weihnachtszeit im Festtagskleid ausgestellt wird. Diverse Künstler und Designer wie Christian Lacroix schneiderten ihr schon eine beachtliche Auswahl an Haute-Couture, sodass sogar eine französische Touristin neben mir aufzeigt und meint: Ganz schön eitel, die Dame.
Im Quartier de Carmes stoßen wir zufällig auf die Église Notre-Dame de la Dalbade, die aufgrund ihres weißen Mauerwerks auch Sainte-Marie la blanche genannt wird. Nachdem ein Glockenturm eingestürzt war, wurde die ursprünglich weiße Kirche im 16. Jh. durch das heutige Gebäude ersetzt. Das Renaissance-Portal mit einem Giebelfeld aus Keramik ist ein Zusatz aus dem 19. Jahrhundert. Relativ modern zeigt sich das Krippenspiel als Wimmelbild mit bäuerlichen Szenen.
Und für alle patriotischen Vollidioten, die das hier in kruder Weise als Beitrag gegen die Islamisierung des Abendlandes herumhalluzinieren sollten, noch ein Rezeptvorschlag von Herzen. Frohes Fest!
Zweierlei von der Zyankalikapsel auf einem Spiegel aus brauner Sauce.
Unser kleiner Hitlergruß aus der Küche.
— Kim Jong-Unsinn (@NKorea_official) December 22, 2014
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