Nanu – ein neuer Kaugummiautomat im Münchner Hauptbahnhof? Beim näheren Hinsehen stelle ich fest: Es handelt sich nicht um kleine süße Kugeln für den Mund, sondern um Stöpsel fürs Ohr – „Für eine ruhige Fahrt“ ist auf einem Schild über dem Kasten zu lesen.
Wer in aller Welt soll diese Ohrstöpsel kaufen? Wer ist die Zielgruppe? Nach kurzem Überlegen stelle ich fest: Ich! Denn ich gehöre zu der immer seltener werdenden Spezies, die NICHT mit irgendwelchen Kopfhörern respektive Ohrhörern, auf gut Deutsch „In-Ear-Headphones“ rumlaufen und rumreisen, aus denen ein nerviges „dsching, dsching dsching“ dröhnt. Was offenbar keiner hört, weil ja alle verstöpselt sind – außer mir.
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Aber werde ich nun einen Euro in den Automaten stecken, um künftig „eine ruhige Fahrt“ zu genießen? Natürlich nicht! Denn dann würde ich ja auch nicht mehr die waaaaahnsinnig interessanten Handygespräche in der Bahn mitbekommen – über die Zahnoperation des Dackels, das Scheitern der Beziehung mit Benni und die Schulschwierigkeiten von Larissa. Neulich hatte ich gar jemanden gegenübersitzen, der zuerst mit seiner Frau und dann mit seiner Geliebten telefoniert hat … kurzum: Ohrstöpsel kommen für mich nicht infrage!
Aber jetzt mal ganz im Ernst: Ich werde mir vor allem deswegen keine Stöpsel in die Ohren stecken, weil ich immer noch auf die Rücksichtnahme meiner lieben Mitreisenden hoffe! Es kann doch nicht sein, dass die Totalverstöpselung und damit die Totalabkapselung das Gesellschaftsmodell der Zukunft ist?!