Top 5 Was ist da schief gelaufen 2019
Es gibt sie jedes Jahr. Filme und Serien, die so vielversprechend erscheinen, deren Ideen oder Trailer neugierig machen und einen mit Vorfreude erfüllen. Dann kommt das besagte Werk endlich raus, man schaut es sich an und weiß gar nicht, worüber man mehr frustriert sein soll. Über das Werk, den Macher, die Zeitverschwendung oder dass man sich tatsächlich auf so etwas hat freuen können? Hier die fünf schlimmsten “Was ist da schief gelaufen” des Jahres.
Glass
(Regie: M. Night Syhamalan)
Da hat man nach Split glatt wieder Hoffnung für M. Night Shyamalan und seine Filme gehabt und dann haut er so ein Ding raus. Was, bitte schön, sollte denn das? Glass ist ein derart verworrenes, unzusammenhängendes Konvolut an unausgegorenen Ideen, sinnlosen Momenten, künstlich in die Länge gezogener Pseudo-Dramatik, man kommt sich glatt vor wie im Kopf vom James McAvoys Kevin Wendell Crumb – der übrigens das einzige “Highlight” in Glass darstellt und sich von der Lethargie eines Bruce Willis offensichtlich nicht hat anstecken lassen. Samuel L. Jackson, wir blicken in deine Richtung!
Wir
(Regie: Jordan Peele)
Da gibt man Jordan Peele nach seinem fürchterlich überschatzten und bestenfalls mittelmäßigen Get Out (dessen “Twist” man übrigens auch schon von Anfang an erraten hat) noch eine Chance und hofft auf was gutes. Stattdessen bekommt man Wir. Auch wenn einem der Filmtitel gleich irgendwie in das Geschehen einbinden will, man fühlt sich da nicht zugehörig. Händeringend und Haareraufend sucht man gleich beim Vorspann nach der Fernbedienung oder wünscht sich im Kino eine Vorlauf-Taste her. Nervende Musik, langweilig langsame Einstellung, sinnlose Zeitverschwendung. Aber gut, der Film beginnt, alles schaut mal ganz vielversprechend aus. Dann geschieht es. In den ersten zehn Minuten oder so erratet man den “Twist” fürs Ende. Alles verläuft genau wie man es erwartet. Es baut sich keine Spannung mehr auf. Alles was man sich während dem Schauen flüchtend denkt: Get Out!
High Life
(Regie: Claire Denis)
Ja … nein. Einfach nein. Nicht falsch verstehen, philosophische Sci-Fi liebt man als Fan des Sci-Fi Genres natürlich so sehr wie jeder andere auch, aber es gibt einen massiven Unterschied zwischen philosophisch und selbstverliebter filmischer Onanie. High Life fällt leider in zweiteres. Kurze Frage, wo ist der philosophische, existenzialistische oder selbstreflexive Mehrwert folgender Szene: Juliette Binoche “lustwandelt” durch ein Raumschiff und zapft dem schlafenden Robert Pattinson unbemerkt Sperma ab, indem sie Sex mit ihm hat. Sie lässt es aus sich heraus in ihre Hand tropfen, kehrt in ihr Labor zurück und füllt es in eine Pipette oder was immer sie in der Zukunft an ähnlichem haben. Damit schleicht sie sich zu einer schlafenden Frau und befruchtet diese ebenso heimlich und unbemerkt. Nicht nur, dass diese Sequenz eine zähe, gefühlte Ewigkeit braucht, in der ein Chuck Norris wahrscheinlich dreimal bis Unendlich zählt, stellt sich dem frustrierten Zuschauer doch auch die Frage, was ist der Sinn oder Wert dieser Szene? Und wieso dauern alle verfluchten Szenen in High Life derart lange ohne irgendetwas auzusagen?
Polar
(Regie: Jonas Akerlund)
Mads Mikkelsen als einäugiger Auftragskiller im Ruhestand, der dann doch noch mal zurückkommt und gnadenlos und brutal zuschlägt. Das alles basiert zudem auf einem Comic. Klingt doch vielversprechend, was kann da schon schief gehen? Die kurze Antwort: Alles. Die lange Antwort darauf liefert der komplette Film am eindrucksvollsten selbst. Je mehr man dieses fürchterliche Wrack von einem Film tief in der Erinnerung vergräbt und am Besten komplett vergisst, desto besser. Schade vor allem für Mads Mikkelsen, der, trotz all seinem Talent, diesen Unfall nicht verhindern kann.
M – Eine Stadt sucht einen Mörder
(Regie: David Schalko)
Keine Frage, David Schalko ist ein heimisches Kulturgut und kann schon was. Was er in M – Eine Stadt sucht einen Mörder jedoch augenscheinlich nicht mehr kann, ist, eine gute Geschichte erzählen oder spannend zu erzählen oder humorvoll oder irgendwie irgendwas zu erzählen. Alleine den Titel dürfte diese Miniserie gar nicht haben. Schalko geht es nämlich weniger um das Grauen eines Kindermörders, einer kollektiven Jagd oder Massenwahnsinn und Lynchjustiz, ihm geht es nur darum eine überaus gekünstelte, sterile, kalte, langweilige und pseudointellektuelle Medien- und Politsatire zu machen. Aber da ist nichts lustig daran, da ist nichts provozierendes oder herausforderndes darin zu finden. Da gibt es nur Gähnen und Gleichgültigkeit. Und man stellt sich ernsthaft die Frage, hat Schalko hierzulande schon so einen guten Ruf und hohen Stand, dass sich kein Produzent, kein Sender, kein Schauspieler oder wer auch immer ihm sagen traut, wenn er einen Blödsinn macht? Bekommt er auf seine Drehbücher denn kein kritisches Feedback mehr? Wird einfach blind alles von ihm abgesegnet, bloß wegen vergangener Erfolge und seinem bekannten Namen? Wenn ja, dann war das bei M – Eine Stadt sucht einen Mörder ganz offensichtlich der Fall.