Tonfilm-Seitensprung: Der Wermutstropfen John Wayne

ISLAND IN THE SKY
(dt.: Das letzte Signal)
USA 1953
Mit John Wayne, Lloyd Nolan, Andy Devine, Walter Abel, James Arness u.a.
Regie: William A. Wellman
Dauer: 105 min

Tonfilm-Seitensprung: Der Wermutstropfen John Wayne

Eine Notlandung in gottverlassener Gegend. Eine Gruppe Männer, die sich zusammenraufen muss und die ums Überleben kämpft. Eine grossangelegte Suchaktion, welche die Verschollenen zu finden hofft, bevor sie den Elementen und dem Hunger zum Opfer fallen.
Kennen wir das? Das kennen wir; diese Geschichte wurde schon –zig Male in verschiedenen Variationen für die Leinwand aufbereitet
Die hier vorliegende Version gehört zu den gelungeneren Vertretern des Genres. Ernest K. Gann, selbst Pilot und Abenteurer, verfasste ein bewundernswert schnörkelloses Drehbuch, das von William A. Wellman (A Star is Born, Version 1937,  The Ox-Bow Incident)  gradlinig und funktional umgesetzt wurde. Da ist kein Wort, kein Bild zuviel.

Es gibt jedoch zwei Wermutstropfen: Für den einen kann der Film nichts. Er hängt mit dem Umstand zusammen, dass man zu viele ähnliche Filme, auch raffiniertere gesehen hat, als dass man die zweifellos vorhandenen Meriten von Island in the Sky spontan schätzen könnte. Alles da, was man kennt: Männer, die Zusammenhalten; der weise und erfahrene Leader, der sich keine Schwäche erlauben darf; der verwegene Haufen der Suchmannschaft; die Belastungsproben in wüster Wildnis; die glückliche Rettung in letzter Not. All dies ist sehr gut gemacht und in Szene gesetzt; man kann nicht meckern. Aber es wirkt gleichzeitig auch leicht altbacken. Datiert.

Der zweite Wermutstropfen ist der Hauptdarsteller. John Wayne hatte nicht nur Western gedreht. Er hatte sein mangelndes schauspielerisches Talent auch in anderen Genres unter Beweis gestellt. Sein Dooley ist hölzern, sein Spiel wirkt aufgesetzt und angestrengt. Man wird vom „Duke“ ständig daran erinnert, dass das ganze „nur“ ein Film ist und alle gezeigten Strapazen gestellt, weil er so krampfhaft und vergeblich versucht, zu schauspielern. Den verzweifelten Piloten nimmt man ihm keinen Moment ab. Er ist John Wayne, eine amerikanische Institution, und allein seine Präsenz und die Tatsache, dass er den Film produziert hat, liess zumindest mich ständig nach versteckten oder offenen Patriotismen Ausschau halten. Das ist ein weiteres Moment, das mir den Film etwas vergällt hat, an dem ich aber zum Teil selbst Schuld bin. Warum kann ich mich nicht zurücklehnen und einen Film einfach geniessen?
Nein, ich habe keine amerikanischev Patriotismen gefunden – was klar für den Film und seinen Autor spicht – und mir das schale Gefühl vermittelt, ich hätte Mr. Wayne möglicherweise Unrecht getan.

Ach ja: Island in the Sky erzählt die Geschichte eines Postflugzeug-Teams, das mitten im Niemandsland Alaskas, in unkartografiertem Gebiet notlanden muss. Es herrscht unmenschliche Kälte (minus 59 Grad), es gibt weder Wild zum Jagen noch lässt sich das Holz der Bäume für ein Feuer verwenden.
Die Truppe rauft sich unter ihrem Commander Dooley (Wayne) zusammen, der sich bewusst ist, dass er sich keinen falschen Schritt und kein falsches Wort leisten kann, wenn er keine Meuterei riskieren will. Mit einen überaus primitiven Kurbel-Funkgerät versucht man, das Hauptquartier auf sich aufmerksam zu machen, das Dooleys letztes Signal zwar über Funk mitangehört hat, aber über den Ort der Notlandung im Dunkeln tappt. Eine grossangelegte Suchaktion in einem riesigeninfrage kommenden Gebiet wird zum Wettlauf gegen die Zeit, denn Dooley und seine Leute haben nur Nahrung für sechs Tage. Und ein Blizzard kündigt sich an….

Ein Film für einen eher anspruchslosen, aber spannenden Filmabend. Mehr nicht – aber auch nicht weniger.
7/10

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