Ins Kino? Wieso ins Kino?

EINIGE ARGUMENT WIDER DEN KINOBESUCH

Noch vor ein paar Jahren hatte ich – als überzeugter Kinogänger – die DVD verdammt. Eine poplige Silberscheibe soll das Kino ersetzen? Filme muss man doch im Kino sehen!
Weshalb eigentlich, so frage ich heute?
Das Argument zieht bei einer Musik-Silberscheibe durchaus – aber bei einem Film? Man sieht ihn im Kino ja nicht live. Das Killer-Argument, das für Musik-CDs gilt, kann bei der Streitfrage Kino vs DVD schlecht ins Feld geführt werden.
Aber was dann? Es folgt der Versuch einer kommentierten Bestandaufnahme der Argument für das Kino. (Wichtig: Die Aussagen beziehen sich auf die kommunen Kommerzkinos – also die Mehrzahl der schweizer Lichtspielhäuser; in den wenigen Programmkinos sieht die Sache je nachdem etwas anders aus).

Argument 1: Das Gemeinschaftserlebnis gibt es nur im Kino
Was für eine Gemeinschaft? Auf popcornfressende Nachbarn, schweissstinkende Füsse, die über die Lehne gehängt werden, Unisono-Gegröle über einen primitiven Gag – auf all das und Ähnliches kann ich verzichten. Kino bedeutet in der Regel Eingepferchtsein zwischen Leuten, mit denen man unter normalen Umständen lieber nichts zu tun haben möchte. Auch wenn man mit Bekannten oder Freunden hingeht – der Grossteil des Publikums bleibt fremd. Man lernt sich im Kino auch nicht kennen, weil alle stumm auf dasselbe hell erleuchtete Rechteck starren.
Argument eins ist also schlichtweg Augenwischerei.
Ein Gemeinschaftserlebnis kann man auch mit einer DVD haben, indem man gezielt Leute zum Filmabend einlädt. Man schaut dann mit Leuten , die einem behagen einen Film, der einem behagt.

Argument 2: Filme muss man im Kino sehen
Eine Behauptung, keine Begründung. Kein zählendes Argument! Genauso absurd wie Gemüse muss man im Laden essen.

Argument 3: Filme muss man auf der grossen Leinwand sehen
Die Stichhaltigkeit dieses Arguments hängt stark vom Film ab. Es gibt Filme – nach meiner Erfahrung wenige! – die man tatsächlich gross sehen muss.
Für ältere Farbfilme ist nach meiner Erfahrung die DVD vorzuziehen, da in Programmkinos oft rotstichige, verblichene Kopien zu sehen sind, die den Film jeweils in ein völlig falsches Licht rücken. Auf DVDs ist es Usus, die farblich beste noch erhaltene Kopie zu verwenden oder die Farben zu restaurieren – oft mit sensationellem Ergebnis.
Auch kann man die Restaurationsbemühungen der DVD-Herausgeber nicht genug loben; wer je den Film Gaslight in derselben jämmerlich kastrierten, holprigen, zerschnippelten Kopie im Programmkino gesehen hat wie ich vor Jahren – der wird die herrliche Bild- und Tonqualität der restaurierten DVD-Ausgabe begrüssen und wissen, was ich meine.

Argument 4: Man muss die Kinos unterstützen
Ich muss gar nichts! Wer will, der soll. Ich finde die modernen Kinos zu grässlich, als dass ich sie unterstützen wollen würde. Die meisten mir bekannten, kürzlich neu gebauten oder neu umgebauten Kinos fallen auf durch
a.) ausgesucht vulgäre Innenausstattung (mit unzähligen die Sehnerven strapazierenden, dierkt in auf die Zuschaueraugen gerichteten Lichtlein, Plüsch und buntem Plastikkram);
b.) fantasielose, 08/15-Architektur, die oft auch noch mit schreienden Farbanstrichen in ihrer Hässlichkeit unterstrichen wird;
c.) dem allgegenwärtigen vulgären Popcorngeruch, der den Kinogang auf das Niveau des Fastfoodkonsums herabwürdigt.

So ist aus dem vehementen Kinoverfechter der Achtzigerjahre der DVD-Befürworter der o1-er Jahre geworden. So kann man sich ändern. So ändert sich aber auch die Zeit. Damals waren die Kinos noch nicht derart überkommerzialisiert wie heute – oder ist das bloss nostalgische Verklärung meinerseits?


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