GHOST TOWN
(dt.: Wen die Geister lieben)
USA 2009
Mit Ricky Gervais, Greg Kinnear, Tea Leoni u.a.
Regie: David Koepp
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich werde nicht viele Worte über diesen Film verlieren! Dazu habe ich schlicht keine Lust. Er ist Hollywood-Massenware, ganz sympathisch zwar, aber auch uninspiriert und schon -zig Mal dagewesen – besser, notabene.
Ein misanthropischer Zahnarzt (Gervais) hat ein Nahtoderlebnis und sieht fortan die unerlösten Verstorbenen der Stadt (NJ), die alle mit ihm in Kontakt treten und ihn als Boten benutzen wollen. Einer der „Geister“ ist derart aufsässig, dass dem Zahnarzt nichts anderes übrig bleibt als dessen Witwe vor einer unüberlegten Liaison zu bewahren.
Eine Komödie, genau. Wie die „Topper“-Serie, genau.
Als Stummfilmfan fällt mir natürlich – einmal mehr – die sträfliche Vernachlässigung der Bildebene auf. Regisseur/Drehbuchautor David Koepp weiss damit herzlich wenig bis gar nichts anzufangen. Das Bild beschränkt sich auf das Abbilden der redenden Akteure und der fotogenen Seiten der Stadt.
Ich weiss, ich hatte bereits letzte Woche eine ähnliche Tirade vom Stapel gelassen. Deshalb höre ich hier auf mit Schimpfen.
Die Vernachlässigung der Bildebene, wie sie im heutigen Kino sehr oft zu beobachten ist – Ghost Town ist dafür ein typisches Exempel – beschäftigt mich aber weiter. Der Ton hat, zusammen mit dem Anspruch des modernen Kinos nach möglichst hoher Realitätswirkung, das Film-Bild im Laufe der Jahrzehnte seiner Bedeutung beraubt, hat es zu etwas Ordinärem werden lassen, vergleichbar mit dem platten Fernsehbild irgendeiner Quiz-Show-Übertragung. Es soll uns die Stars so ab-bilden, wie wir sie gern hätten und vergöttern, mehr braucht es nicht zu tun, der Rest (Kommentieren des Geschehens, Gefühle wecken, Botschaften transportieren, Ungesagtes erahnbar machen, erzählen, usw.) erledigen ja der Dialog und die Filmmusik.
Ich bedaure immer wieder, wie tief der Film gefallen ist. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich nur noch selten ins Kino gehe und so oft in der Pause daraus flüchte.
Ich weiss, die meisten Leser verstehen diesen Standpunkt nicht – vielleicht, weil sie noch keinen wirklich guten Stummfilm gesehen haben?
Ich gebe zu, dass mein oben geäusserter Standpunkt verallgemeinernd ist. Es gibt auch heute noch bildstarke Filme. Aber sie sind selten geworden.
Regisseur Peter Bogdanovich (The Last Picture Show, Paper Moon) hat vor etwa einem Monat einen Trend beklagt, der an den Filmschulen zu beobachten ist, einen Trend, die „Klassiker“ zu missachten:
„The state of movie culture—indeed, the state of culture in the U.S.A.—is at a distressingly low level. At film schools all over the country, most of the students act as though picture history begins somewhere around Raging Bull. The knowledge of, or interest in, films made during the fifty-year Golden Age of Pictures—1912-1962—is generally either non-existent or extremely spotty.“
Ich denke, was er da anspricht, erklärt einen grossen Teil des oben beschriebenen Misstandes.
Ein Grund mehr für mich , in diesem Blog an die „gute, alte Zeit“ des Stummfilms zu erinnern! Der Stummfilm ist nicht tot – genausowenig wie die Gedichte Goethes oder die Werke Bachs tot sind. Unsere Film-Kultur beruht darauf. Wir sollten aufhören, so zu tun, als wäre sie in diesem Jahrhundert neu erfunden worden.
Peter Bogdanovichs oben zitierte Aussage stammt übrigens aus seinem im September dieses Jahres lancierten Blog Blogdanovich, in welchem er an das „goldene Zeitalter des Kinos“ erinnert – mit dem wöchentlichen Vorstellen eines aus seiner Sicht wichtigen Films. Ein Blog, der Gold wert ist! Leider und aus nicht deklarierten Gründen blendet er den Stummfilm aus.
Ach – und sollte sich tatsächlich jemand interessieren: Ghost Town ist bei amazon bestellbar. In der Schweiz ist er bei CeDe! günstig zu haben.