Tom Principato & Fred Chapellier
Wie war das noch mit dem Propheten und dem Berg? Egal, wollen sie sich treffen, so muss sich einer bewegen oder beide sich auf einander zu oder wie auch immer. Vorgenommen hatte ich es mir schon lange beim eifrigen Studieren der Tourpläne von Tom Principato und Fred Chapellier. Oft sah ich ihre Namen gemeinsam bestimmten Locations zugeordnet. Allerdings lagen diese immer in Frankreich. Aber heute soll es dann sein. Nach drei Stunden Fahrt ins französische Dunkerque bzw. dessen Vorort Grande- Synthe, an der Kanalküste, treffe ich vor dem Restaurant „Le Zap’ing“ ein. Ein Blueskonzert in einer Pizzeria? Geht das? Und wenn wie? Ich mache es kurz: Es geht und das ganz gut sogar. Der Restaurantbetrieb ist bis auf den Getränkeverkauf eingestellt. An den Wänden Zig Fotos von Musikern die hier schon gespielt haben. Sogar Erkan Özdemir, der Bassist von Memo Gonzales’ Band prangt hier, ein paar Bilder weiter entdecke ich ein Foto von Junior Watson. In Nullkommanix ist das Lokal proppenvoll. Konzertstart ist 18Uhr. Wir sind etwa eine halbe Stunde früher dort und haben die erste Gelegenheit mit Tom Principato und Fred Chapellier zu sprechen. Am Schlagzeug sitzt Patt Machenaud und den Viersaiter bedient Abdel Benachour. Die Vier gehen sofort zur Sache «If Love Is Blind» vom Tom’s 2005 erschienenen CD «Guitar Gumbo» ist gleich der wuchtige und damit richtige Einstieg in ein Konzert, das alle, die ich später darauf anspreche, in den höchsten Tönen lobend als „begeisternd“, „super gelungen“ oder „Spitzenklasse“ bezeichnen. Soviel sei schon verraten, ich schließe mich dem ohne jedwede Abstriche an. Jeder der 300 Kilometer war es wert, hierhin zu kommen. Tom und Fred wechseln sich im Leadgesang und bei den Gitarrensoli ab. Manchmal kommt es auch zu wahrhaft meisterlichen Duellen der Sechssaiter. Hier zündet das akustische Feuerwerk dann erst recht. Spielfreude und Spielwitz gepaart mit technischem Können auf höchstem Niveau zeichnen die beiden Gitarristen aus. Damit hat man das Publikum natürlich schnell „in der Tasche“. Der Beifall ist stürmisch, laut und ausgiebig. Die Stimmung in dem kleinen, aber feinen Club kocht auf höchster Flamme. Es wird ein gelungener Sonntagabend. Die Titel auf der Setlist stammen hauptsächlich aus dem weitläufigen Werk Tom Principatos und aus Titeln aus Fred Chapelliers Album «Night Works», das er mit dem aus Philadelphia stammenden Sänger Billy Price auf genommen hat. Gespielt wird in zwei Sets und am Ende werden es inklusive der Zugaben knappe drei Stunden sein, die wir diesem musikalischen Hochgenuss lauschen können. Geplant haben wir noch ein Interview mit Tom, es soll nach dem Essen stattfinden. Bis dahin bleibt noch Zeit für viele interessante Gespräche über dies und das und über Musik in der Hauptsache. Das begeisterte Publikum hat längst den Heimweg angetreten, als wir noch gemütlich mit den Musikern und einigen anderen Leuten bei Lasagne, exzellentem Rotwein und einem wunderbaren Chaource, einem äußerst schmackhaften Weichkäse aus Rohmilch, den Abend ausklingen lassen. Von diesem Käse hat die Band am Vorabend eine ganze Kiste geschenkt bekommen. „Und jeder einzelne dieser Käse hat eine eigene Seriennummer!“, stellt Tom lachend fest. Blues in Frankreich hat eben seine ganz besondere Note. Text und Fotos (c) Tony Mentzel |