Nicolas Cage ist ein schauspielerisches Phänomen für sich. Ein Oscar-Preisträger, der in seiner frühen Filmgeschichte Ambitionen gezeigt hat, einer der ganz Großen in Hollywood zu werden. Aber dann irgendwann kam der Bruch. Der „Big Daddy“, wie er sich in Kick-Ass nennen darf, hat arg abgebaut. Zuerst immerhin noch unterhaltsame Blockbuster wie The Rock, Con Air, Im Körper des Feindes oder die National Treasure-Reihe (Das Vermächtnis der Tempelritter, Das Vermächtnis des geheimen Buches), deren dritter Teil angekündigt ist und so etwas wie eine Rehabilitation für Cage darstellen könnte, dann aber das Abrutschen in allerlei unsinnige filmische Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Stile Hollywoods. Zweimal hat er sich an der Comicverfilmung Ghost Rider die Finger verbrannt, zahlreiche Actionthriller die nicht einmal als B-Movie betitelt werden dürfen haben sich in seine Filmografie geschlichen. Highlights bilden reine Synchronarbeiten für zum Beispiel Die Croods. Da verwundert es wenig, dass auch sein aktueller Auftritt in Tokarev des andalusischen Filmemachers Paco Cabezas (Aparecidos, Carle de neón) keine schauspielerische Meisterleistung darstellt. Cage erinnert in der Rolle des Ex-Kriminellen Paul Maguire an einen Mix aus Sylvester Stallone (in The Expandables) und Liam Neeson (in 96 Hours). Nach der kaltblütigen Ermordung seiner Tochter ruft er seine alte Gang zusammen. Natürlich um Vergeltung an den Mördern zu üben. Der Titel entstammt dem Kopfschuss mit einer russischen Pistole der Marke Tokarev TT33, dem die Tochter zum Opfer fällt. Warum auch immer die sich versammelten Darsteller – neben Nicolas Cage noch Rachel Nichols, Peter Stormare und Danny Glover – sich hier die Ehre geben, es muss etwas mit Geldnot und Zeitvertreib zu tun haben. Recht stockend geben sie emotionslos ihre Dialoge wieder, keinerlei Leidenschaft oder Freude am Spiel mit ihren Charakteren ist zu erkennen. Oder aber die Dialoge klingen schlichtweg hanebüchend: „Wir tun was nötig ist, auch wenn es schmutzig wird. Wie tief sollen wir graben?“ – darauf Maguire: „Wie tief ist die Hölle?“, als ob Cage den Ghost Rider in sich nicht loswerden wolle.
Tokarev
Regie: Paco Cabezas, Drehbuch: Jim Agnew, Sean Keller
98 Minuten, von 2014
Bonusmaterial: Audiokommentar, Interviews, Originaltrailer, Trailershow
Der Film bei Ascot Elite