Tödliches Tuning: Doping im Profifußball

Es gibt viele Berufe, die man im Leben ergreifen kann. Bäcker, Bergmann, Stahlarbeiter, Soldat zum Beispiel. Alles anerkannte Berufe, wo man weiß, dass sie etwas produzieren oder zumindest etwas leisten. Und es gibt auch Fußballspieler.
Fußballspieler ist man allerdings nicht sein Leben lang. Man muss früh anfangen, schon in der Pubertät ein halber Profi sein, um dann mit 18 seinen ersten Vertrag zu haben. Wenn man Glück hat, kann man diesen Beruf bis zu seinem 33. oder 35. Lebensjahr ausüben. Danach muss man genügend Geld oder Ruhm sich angeeignet haben, um bis ans Ende aller Tage davon zu zehren. Oder man schaut sich in anderen Sportberufen um und wird Trainer, Manager oder TV-Kommentator.

Ein Unterschied zu Bäcker, Bergmann, Stahlarbeiter und Soldat ist, dass man beim Fußball Talent und körperliche Fitness mitbringen muss, um den Beruf Fußballspieler ausüben zu können. Hat man eines davon weniger als andere oder hat man grad einfach eine schlechte Phase, so riskiert man nicht mehr diesen Beruf ausüben zu können. Ähnlich ist es auch bei Bäcker, Bergmann, Stahlarbeiter und Soldat. Arbeiten sie nicht richtig, riskieren sie entlassen zu werden.
Fußballspieler können allerdings ihre Arbeitsleistung künstlich steigern. Das Fachwort dafür heißt Doping. Soll ich dem frei downloadbaren ARD-Radio-Feature glauben schenken, machen das wahrscheinlich alle im Fußballprofisport. Und das sieht folgendermaßen aus, wie hier im Video mit dem italienischen Nationalspieler Fabio Cannavaro ab Minute 2:03:

Das ARD-Feature führt auch aus, welche gesundheitlichen Folgen das Doping für die Spieler hat: Schlaganfälle, Erblindung, Leukämie sowie andere Arten von Krebs. Ganz häufig ist das auch der Herztod während des Spiels oder Trainings. Wikipedia hat zu gestorbenen Fußballspielern eine sehr umfangreiche Liste zusammengefügt. Und das folgende Video zeigt den Fußballspieler Miklós Fehér, wie der auf dem Platz einen Herzanfall erleidet und unmittelbar verstirbt:

Wie das Radio-Feature ausführt, gibt zum Beispiel der DFB jährlich 500.000 Euro für Dopingkontrollen aus, davon 50.000 Euro für Dopingprävention. Diese Gelder sind verschwindend verglichen des DFB-Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Euro. Und noch viel geringer ist die Effektivität der Kontrollen. Kaum ein Doping-Skandal wird im deutschen Profifußball aufgedeckt. Viele Mittel werden auch einfach nicht getestet, weil schlicht und einfach das Geld fehlt. Macht das trotzdem mal jemand publik, wie der Torhüter Toni Schumacher, so fällt dieser in Ungnade und wird fortan gemieden.

Laut dem Feature wird Doping eingesetzt, um die körperliche Performance zu steigern und so taktische Überlegenheit aufzubauen. Nehmen alle Spieler Dopingmittel, welche die Kondition um 10 Prozent steigern, so ist es, als würde man mit 12 statt nur 11 Spielern auf dem Platz stehen. Klar doch, dass eine Mannschaft dumm ist, wenn sie darauf verzichten würde. Die andere Mannschaft könnte im Zweifelsfall diesen Vorsprung haben. So bekommen alle Spieler die Dopingmittel von ihren Teamärzten verabreicht und der passt auf, dass die Mischung stimmt und nicht gefährlich wird.
Jugendspieler allerdings müssen sich das Zeug noch selbst besorgen und so die womöglich fehlende Leistung für einen Profivertrag ausgleichen. In Internet-Foren tauschen sich die Jugendlichen über Art und Wirkung der Mittel aus und ob das auch kontrolliert wird. Wie oben schon beschrieben: sie können durch diese Mittel lebenslange Schäden davontragen und sogar verfrüht sterben.

Tödliches Tuning: Doping im Profifußball

Jetzt muss natürlich die Frage gestellt werden, warum das so sein muss. Warum müssen Fußballer sich das antun? Warum müssen sie diese Gesundheitsrisiken eingehen? Ist doch klar, dieselbe Frage stellt man natürlich auch dem Bäcker und dem Bergmann, die absehbar lebensgefährliche Lungenprobleme bekommen. Oder Stahlarbeiter, die an Leukämie erkranken. Oder Soldaten, die im Einsatz verwundet werden und sterben. Die Antwort ist überall die gleiche: man wird dafür bezahlt. Alle tun nur ihren Job und leisten ihren Beitrag für die Wirtschaft.

Fußball allerdings ist - der Klassifikation wegen - ein Sport. Eigentlich nicht mehr als eine Freizeitertüchtigung. Oder bloße Unterhaltung, wenn man der Zuschauer am Spielfeldrand ist. Was Fußball als Profisport allerdings so wichtig macht, ist, dass es in diesem Geschäft viel Geld zu verdienen gibt. Sehr viel Geld. Der größte weltweite Fußballmarkt (der in Europa) hat einen Umsatz von 16 Milliarden Euro allein. Menschen kaufen Merchandising-Artikel, gehen ins Stadion, schauen die Spiele im Fernseher, kaufen sich die lizenzierten Computerspiele usw. usf.

Am meisten Geld bringt jedoch das Sponsoring der diversen Firmen, die bei der Live-Übertragung präsent sind. Wenn man etwas gegen den Kommerz mit dem Sport ausrichten möchte (gilt auch für den Sport allgemein), so kann man sein Kaufverhalten umgekehrt zur Präsenz der Firmen ausrichten.

fans

Bleibt schließlich noch zu sagen: Fußballspieler dopen und vergiften sich freiwillig. Bei Bäcker, Bergmann, Stahlarbeiter und Soldat sind die Krankheiten, Verletzungen und der Tod Berufsrisiko. Warum sollte das bei Fußballspielern anders sein? Das sind doch auch nur Nutztiere in unserer Wirtschaft? Warum sollten die nicht auch das gleiche Risiko tragen wie alle anderen?

Die Antwort ist: Ich kenne keinen Grund, warum man im Bergbaustollen, in der Bäckerei, im Stahlwerk oder im Gefecht daneben stehen und rufen sollte: Vorwärts, Jungs! Jetzt mal los! Ihr faulen Säcke! Ihr überbezahlten Typen! Nun endlich aber mal! Super! Toll! Schönes Ding! Deutschland vor, noch ein Tor!


Und jetzt ab ins Wetter mit Ihnen. Die Sonne und Ihr Hautkrebs freuen sich schon.

PS: Die taz hat auch jüngst einen Artikel veröffentlicht, indem sie auf legale pharmazeutische Optimierung der Fußballspieler verweist. Die ARD hat auch eine Linkliste über die Recherche des Features beigefügt, wo auch eine Quelle über das mutmaßliche Doping der Helden von Bern 1954 genannt wird.

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