Tod zwischen den Welten

Tod zwischen den Welten

16.02.2012Politik & Gesellschaft erstellt von Helmut N. Gabel

Lassen wir Milde mit dem Regime im Iran walten oder mit den Menschen aus Iran?

Tod zwischen den Welten

Von Dankbarkeit bis zu bitterer Enttäuschung reichen die Gefühle derer, die dem Regime im Iran entfliehen konnten. Die einen sind dankbar für eine Umgebung, in der sie ihre Gedanken äussern dürfen, dankbar für eine Umgebung, die ihnen eine neue Lebensperspektive eröffnet. Andere sind bitter enttäuscht von behördlichen Regularien und Lebensverhältnissen, die sie als unwürdig erleben. Sie werden mit Umständen konfrontiert, die ihrer inneren Situation als traumatisierte Flüchtlinge nicht gerecht werden. Der Selbstmord des aus dem Iran geflohenen Mohammad Rahsepar hat den Fokus der Öffentlichkeit auf die bittere Seite der Realität für Asylsuchende in Deutschland geworfen. 

Sie fliehen aus einem Land, dessen Herrscherkaste sich nicht mehr außer durch Gewalt nach Innen und geschicktem Taktieren nach Außen an der Macht halten kann. Sie sind Journalisten, Blogger, Studenten, Polizisten. Rahsepar war selbst ein Teil derer, die für Sicherheit sorgen sollten, aber von den Regimetreuen zum Unterdrücken eingesetzt wurden. Sein Ethos verbot ihm jedoch Teil der Unterdrückungsmaschinerie zu sein und er nahm Trennung von Kind und Ehefrau in Kauf und floh nach Deutschland, wo er um Asyl bat. Was ihn als ungehorsamen Diener eines angeblichen Stellvertreter Gottes auf Erden im Iran erwartet hätte, sind Erpressungen, Folter, möglicherweise der Vorwurf gegen die nationale Sicherheit zu handeln mit der Konsequenz hingerichtet zu werden. Sieben Monate wartete er in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende in Würzburg auf seine Anerkennung. Die Berichte über seine Lebensumstände deuten auf eine allmählich gewachsene Verzweiflung eines Menschen zwischen Welten, die ihn innerlich zerrissen haben müssen. Sein Herz lebte in der Heimat, sein Ethos verwehrte ihm ein Leben unter dem Einfluss der Herren des Hasses im Iran, seine Erwartungen suchten Verständnis für das, was er durchgemacht hatte und freie Entscheidungen treffen zu können. 
Sein Tod hat die Lichter der Öffentlichkeit jedoch auf die Verhältnisse gerichtet unter denen nach wie vor Asylsuchende leiden. Einige der zu bewältigenden Herausforderungen auf dem Weg zur Aufenthaltsgenehmigung sind: das Trauma in der Heimat entwürdigt worden zu sein, die Sehnsucht nach den gewohnten und schönen Seiten der Heimat, ein Zustand des Unbestimmten Wartens auf undurchsichtige Entscheidungen, beengte Unterkünfte, heruntergekommene Unterkünfte, Erlebnisse im fremden Land nicht Willkommen zu sein usw usf. Manche gehen so weit zu fragen, ob Deutschland sich nicht um seine eigene Menschenrechtslage kümmern sollte, anstatt nur auf Iran, Saudi Arabien oder Syrien zu schauen. Soweit muss man nicht gehen. Man kann und sollte offen, kritisch und konstruktiv Verhältnisse in Deutschland anschauen und mehr differenzieren, mehr unterstützen, mehr im Sinne der Menschenrechte als Vorbild wirken. Einen Vergleich mit der Situation der Menschenrechte in Iran, Saudi-Arabien oder Syrien anzustellen ist eher irreführend und dient der Propaganda Iran's, das seine Flüchtlinge gerne auslacht und keine Gelegenheit auslässt, um auf die soziale Kälte im Westen hinzuweisen und den Flüchtigen zu raten in den Schoß der allein-selig-machenden "Mullahkratie" zurück zu kehren.

Von deutschen Behörden hört man allerdings auch Herausforderungen in der Bewältigung der Asylanträge. Der Verfassungsschutz berichtet immer wieder von infiltrierten Agenten Irans, die sich als Asylsuchende ins Land schleichen und gleichzeitig ihre Landsleute ausspionieren. Der Anspruch herauszufinden, ob tatsächlich ein hinreichender Asylgrund vorliegt, wiegt auch schwer. In Zeiten klammer Kassen, werden vermutlich nicht gerade Asylunterkünften Priorität in der Renovierung eingeräumt. 

Vermutlich wäre es nicht verkehrt in einer veränderten Weltlage das Asylrecht neu zu bedenken und die Art, welchen Umgang und welche Umstände man diesen Menschen zumutet, deren Seelen zerrüttet sein können.

Manche hatten jedoch mehr Glück. Sie wurden als Kinder in der Zeit des Iran-Irak Krieges aus dem Iran nach Deutschland geschickt und konnten durch eine engagierte Unterstützung ihrer Umgebung die Chancen, die sich ihnen boten ergreifen. Der Regisseur Ali Samadi Ahadi und der FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai haben ihre Chancen genutzt. Sie versuchen Brücken zu bauen zwischen ihrem Geburtsland und ihrer neuen Heimat. Sie versuchen ihre Landsleute zu unterstützen. Samadi Ahadi hat durch den Film "The Green Wave" einen betroffen machenden cineastisch-poetischen Blick auf die sogenannte Grüne Bewegung und die Proteste nach den Präsidentschaftswahlen 2009 geworfen. Djir-Sarai hofft als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages durch Dialoge mit Vertretern der Madschles (Parlament in Iran) einen mäßigenden Einfluss auf Iran auszuüben.

Letzenendes ist in den letzten Jahren das Wesen des Regimes im Iran vor den Augen aller Welt deutlich geworden. Es ist nachvollziehbar, warum sehr viele Iraner und Iranerinnen ihre geliebte Heimat, die unter einer Haube von Repressionen durch eine gewaltverherrlichende Machtkaste darbt, verlassen. Sie wünschen sich einen freien Iran. Ein freier Iran, der aus eigener Kraft frei ist. Ein Iran, dem nicht wieder fremde Interessen von Außen ein weiteres Regime überstülpen. Sie wünschen sich uneigennützige Unterstützung. Ein freier Iran würde auch für Deutschland manche Asylfragen einfacher klären. Sie würden sich so nicht mehr stellen.

 

ShareTwitter

wallpaper-1019588
Notfall-Dienste in München – Ratgeber und Tipps
wallpaper-1019588
Nintendo Switch Online – Drei GameBoy-Klassiker hinzugefügt
wallpaper-1019588
Terminator Zero: Erste Bilder zum Anime veröffentlicht
wallpaper-1019588
Why Nobody Remembers My World? – Weiteres Charakter-Video veröffentlicht