Tod durch Scharia-Recht

Flag_of_Saudi_Arabia.svgSaudi-Arabien ist das wohl islamistischste Land der Erde. Es ist bei weitem nicht das flächenmäßig Größte, aber ganz sicher das mit den rigidesten Regelungen. Eine dieser Unmenschlichkeiten hat nun wieder ein Menschenleben gefordert.

Im Königreich Saudi-Arabien haben Frauen keinerlei Rechte. Vielen von uns wird der Versuch einiger Aktivistinnen, gegen das Autofahrverbot zu protestieren, noch in Erinnerung sein. Ging es hier noch um ein kaum lebensbedrohliches Thema, war die Idiotie der saudischen Rechtsprechung für 15 Mädchen im März 2002 tödlich. Weil die Kinder keinen Schleier trugen, durften sie eine brennende Schule nicht verlassen und die Rettungskräfte wurden mit Gewalt von der Arbeit abgehalten.

Es wurde acht Jahre später tatsächlich als Erfolg gefeiert, als festgelegt wurde, dass Rettungskräfte zukünftig auch gegengeschlechtliche Menschen aus brennenden Häusern retten dürfen. Das Erziehungsministerium von Saudi-Arabien entschied damals, dass Rettern in Notfällen sofort Zugang zum Schulgelände gewährt werden muss.

Leider wurde versäumt, das auch auf andere Notfälle auszudehnen. Oder es hätte ein anderes Ministerium entscheiden müssen. Aber es wird auch mit Sicherheit daran liegen, dass einem guten Saudi das Selber-Denken abgewöhnt wurde. Obwohl: es gibt ein wenig Hoffnung, dass die jungen Menschen inzwischen anders denken.

Tot, weil die Retter Männer waren

Am vergangenen Mittwoch hat eine Studentin der König-Saud-Universität in Riad (Saudi-Arabien) einen Herzinfarkt erlitten und keine ärztliche Hilfe erhalten. Sie verstarb, weil das Sicherheitspersonal der Universität den männlichen Rettern den Zugang zum Frauentrakt der Universität verwehrten. Zwei vergebliche Stunden lang versuchten die Helfer, zu der Studentin vorzudringen. Allerdings sind die ersten Minuten und Stunden eines Herzinfarktes für den Patienten von entscheidender Bedeutung. Und jeder Zeitverzug erhöht das Todesrisiko um ein Vielfaches. Nur “innerhalb der ersten Stunde (der sogenannten goldenen Stunde oder golden hour) bestehen gute Aussichten, den Gefäßverschluss durch eine Lysetherapie oder Herzkatheterbehandlung fast vollständig rückgängig zu machen.” (Wikipedia)

Wirtschaft vor Menschenrecht

Der SPIEGEL sowie auch der ORF stellen am Ende ihrer Meldungen ungerührt fest: “Immer wieder kommt es vor, dass Frauen bei medizinischen Notfällen, Bränden oder anderen Katastrophen sterben, weil die – praktisch ausschließlich männlichen – Rettungsmannschaften die für Frauen bestimmten Areale nicht betreten dürfen.” Dürfen oder wollen die Medien nicht darüber schreiben, dass gerade auch Deutschland trotz all dieser gravierenden Menschenrechtsverletzungen ein geradezu inniges wirtschaftliches Verhältnis mit dem Königreich hat? Verschweigen daher viele deutschsprachige Medien – wenn auch nicht die einfache Nachricht vom Tode der Studentin – die Hintergründe, die zu solche einem Irrsinn führen?

Erik Möller wies bei Telepolis bereits vor zwölf Jahren darauf hin, dass die Saudis uns nicht nur Öl liefern, sondern das eingenommene Geld gleich wieder für Geschäfte mit westlichen Firmen aus geben. Damals ging es noch um große Summe, die Baukonzerne verdienen konnten. Heute geht es um noch viel profitträchtigere Geschäfte: Es geht um Waffen.

Und da werden auch laut brüllende Löwen, die strengere Regeln für Waffenexporte fordern, zu Teppichvorlegern, denen jede Ausrede recht ist, um die Geschäfte nicht zu gefährden. Und wie immer kommt dann das Argument mit den Arbeitsplätzen: der deutsche Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter wies darauf hin, dass es die “hohe beschäftigungspolitische Bedeutung” des Geschäfts sei, die dazu führte, dass die Regierung für den Waffenverkauf bürgen will. Das Totschlagargument, mit dem jede Schweinerei begründet werden soll.

Wie lange noch?

Hamed Abdel-Samad sagte einmal, dass die von Saudi-Arabien finanzierten Wahabiten eine Gefahr für die Demokratie seien. Er sprach davon im Zusammenhang mit den politischen Umwälzungen in Ägypten. Jedoch gilt das generell. Es gilt ebenso sehr für für Saudi-Arabien selbst, wo etwa 73 Prozent der Bevölkerung zu den Wahabiten zählen. Und es gilt auch überall dort, wohin die Wahabiten mit ihrem Ölgeld expandieren. Das aber hält weder die deutsche Regierung davon ab, mit denen, von denen sie als “unislamische Feinde” betrachtet zu werden, Geschäfte zu machen, noch zum Beispiel die österreichische Regierung (und übrigens auch die katholische Kirche), mit jenen ein “Kulturzentrum” zu eröffnen.

Wie viele Frauen und Mädchen müssen noch sterben, ehe auch politisch ein Umdenken stattfindet? Wie lange noch werden europäische Nachrichtenmagazine unhinterfragt von Toten berichten, die am Irrsinn des Glaubens sterben? Erhebt sich tatsächlich keine Stimme für die Frauen in Saudi-Arabien, die nach Maryam Namazies Worten nicht in die Hölle kommen können, da sie schon darin leben würden?

Nic

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