Tochter Zion - Die Zweite

Da ich und die anderen Hobbymaulwuerfe effektiv nur einen einzigen kompletten Tag fuer Jerusalemer Sightseeing Zeit haben bzw. hatten, haben wir uns natuerlich bemueht, moeglichst frueh aus den Federn zu kommen. So haben wir uns schon kurz vor 8 auf den Weg durch Jaffator und Altstadt in Richtung Oelberg gemacht.
Dort kam uns u.a. ein uebergewichtiger Chinese grinsend auf einem Esel entgegen geritten und schrie "Hosanna, Hosanna!" Zu allem Elend verlangte auch noch der wie ein Schlot qualmende Araber, der das sichtlich unter Gewicht und Hitze leidende Tier fuehrte, von jedem, der dieses geschmacklose Spektakel fotografieren wollte 5 Schekel...
Auch die Besichtigung des vermuteten Garten Gethsemane, der wohl eher ein Gaertchen ist, war ziemlich desillusionierend.
Nach Abstechern zur Begraebnis- sowie angeblichen Geburtstaette Marias, der Mutter Jesu, wurde mir die Pilgerei und der ganze Tourismusschnickschnack dann aber zu bunt und ich trennte mich erst mal von meiner Gruppe, passierte das Herodestor und suchte Zuflucht beim Gartengrab. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei zwar weder um das authentische Grab noch um die Kreuzigungsstaette Jesu (auch wenn der nahe gelegene Huegel in der Tat einem Schaedel gleicht - aber erstens tut er das nur aus einer ganz bestimmten Perspektive und zweitens ist in Anbetracht dessen, dass der Ort vor 2000 Jahren noch ein Steinbruch war, hoechst zweifelhaft ob er auch damals schon so aussah), aber dennoch sind die Bediensteten dort so viel umgaenglicher und die Atmosphaere um Laengen angenehmer als in der Grabeskirche.
Erwaehnenswert ist wohl ausserdem noch mein Besuch des sog. Zedekiah Cave, von wo vermutlich die riesigen Steinbloecke stammten, die zum Bau des zweiten und evtl. sogar des ersten Tempels verwendet wurden. Dazu wurde unter der Alstadt eine riesengrosse Hoehle ca. 230 m weit in den Fels gegraben. Was mir allerdings passierte war folgendes: als ich gerade - mutterseelenallein - etwa 200 m weit gegangen war, ging aus irgendeinem Grund das Licht aus... Ich fragte mich schon, ob man mich wohl auch, aehnlich wie Jeremia, in dieser Grotte einsperren wolle, aber Gott sei Dank kamen dann doch zwei junge Maenner, die die Lampen reparierten, sodass ich den Rueckweg finden konnte.
Heute Abend steht bei mir im Wesentlichen noch Postkartenschreiben auf dem Programm, aber da ich mittlerweile ziemlich erschoepft bin, reicht das auch.
Also dann, muede Gruesse!
Magnus

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