„Was gibt’s denn heute zum Mittagessen? Das stinkt ja fürchterlich!“
„Das stinkt nicht, das duftet! Ich kann es kaum erwarten, bis ich endlich davon probieren kann. Und du musst unbedingt auch probieren. So etwas Gutes hast du noch nie gegessen.“
„Nein danke, ich verzichte lieber. So scheusslich wie das stinkt, werde ich keinen Bissen davon runterkriegen.“
Das Essen wird aufgetragen, die Familie setzt sich zu Tisch.
„igitt! Ich will nicht neben dieser Schüssel sitzen. Diesen Gestank halte ich nicht aus.“
„Jetzt hab’ dich doch nicht so! Immerhin habe ich mir grosse Mühe gegeben, das Essen zuzubereiten. Und überhaupt: Das ist eine Delikatesse.“
„Eine Delikatesse? Von wegen! Mach mal bitte das Fenster auf, sonst kann ich hier nicht essen.“
Jemand öffnet das Fenster, eine Weile lang essen alle schweigend.
„Das ist einfach himmlisch! Komm, probier auch mal ein wenig. Das darfst du dir nicht entgehen lassen.“
„Hör sofort damit auf, mit diesem ekligen Zeug vor meinem Gesicht herumzufuchteln! Ich werde keinen Bissen davon probieren. Und es ist mir vollkommen egal, dass ich nachher kein Dessert kriege.“
„Du kennst doch unsere Regel: Es wird von allem probiert, was auf den Tisch kommt.“
„Ich pfeife auf diese Regel. Von dem hier probiere ich ganz bestimmt nicht und wenn ich für den Rest des Jahres kein Dessert mehr kriege. Mich hat ja keiner gefragt, ob ich überhaupt will, dass diese Scheusslichkeit auf den Tisch kommt.“
So kam es, dass fünf kleine Vendittis genüsslich ein von Karlsson zubereitetes Ziegenkäse-Fondue verzehrten, während Mama, Papa und Au Pair angeekelt die Nase rümpften und sich standhaft weigerten, auch nur einen einzigen Brotbrocken mit Käse herunterzuwürgen.
Wer hat eigentlich unsere Kinder auf diese irrsinnige Idee gebracht, dass man bei Tisch von allem probieren soll?