Times New Viking “Dancer Enquried” (Wichita/V2)
Möchte man gar nicht glauben, dass das Trio aus Ohio in sechs Jahren jetzt schon die fünfte Langspielplatte (altdeutsch für: Download) vorlegt – sagt man nicht immer, die Jugend von heute wäre träge, wenig zielstrebig und schnell zu entmutigen? Keine Spur davon also bei dieser Band, die sich zudem noch schwer kategorisieren lässt. Garage, klar, feine Schrammelmucke, von der Auskenner behaupten, sie hieße Shit- und nicht Shoegaze – egal. Beim zweistimmigen Wechselgesang von Jared Phillips und Beth Murphy ist Verständlichkeit sekundär, die trotzig-rotzigen Vocals werden hier bewußt hinter die Gitarren gemischt. Gerade mal zwei Songs schaffen es über die magische Drei-Minuten-Marke, dem Großteil reicht der Atem nicht mal für 120 Sekunden – genug Energie haben sie trotzdem alle. Dass die drei eine Vorliebe für Fleetwood Mac haben sollen, wie zu lesen war, mag man angesichts des hübsch anzuhörenden Kravalls nicht recht glauben, die Unterstellung, Guided By Voices gehöre zu ihren unbestrittenen Vorbildern, nimmt man ihnen dagegen sofort ab. Ansonsten haben wir hier ein buntes Potpourrie aus georgeltem Psychedelic (“Ways To Go”), verfrickeltem Postpunk, für “California Roll” dürfen auch mal die Surfgitarren heulen. Ob verschlurft (“Try Harder”) oder mit Tempo (“Fuck Her Tears”), der Sound ist frisch und lässig. Wer’s braucht, nagelt halt ein großes Indie-Schild an die Kiste, für den Rest ist es einfach nur eine gute Platte.
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